Wie schon zuvor bei meinem Testbericht zum SGP 001 habe ich auch hier keine sonderlich große Recherchearbeit im Vorfeld betrieben, sondern mir einfach einen GMC-Geiger Müller Counter im Internet für ca. 120€ gekauft und ihn in diverse Strahlungsfelder gehalten, um ihn zu testen. Dies ist nicht nur meinem notorischen Zeitmangel geschuldet, sondern hier durchaus beabsichtigt, denn ein gebranntes Kind (immerhin benutze ich in meiner Arbeit fast täglich irgendwelche Detektoren) würde sicher selektiver einkaufen gehen, wenn es sich die Zeit dazu nehmen würde. Aber da ich ja hier für die Durchschnittsanwenderin schreiben möchte, ist hier mMn zu viel Vorarbeit eher contraproduktiv.
Aber fangen wir einmal vorne an. Der GMC 300E, den ich mir bei einer Internetversandhändlerin gekauft habe, kommt in einer neutralen braunen Pappschachtel daher – soweit so gut – und enthält neben dem Zähler selber auch noch ein USB-Kabel, eine CD und einen Zigarettenanzünder-auf-USB-Adapter fürs Auto. OK, soweit so nichtssagend. Großartige Firmenwerbung und bunte Bilder fehlen erstmal, was den Eindruck einer kleineren Firma vermittelt, die nicht – auf Teufel komm raus – auf dem Marketingzug reiten will (oder kann).
Nach dem Anschalten begrüßt mich der Zähler direkt mit einem fröhlichen “klick klick” der Hintergrundstrahlung und einer sehr spartanischen, aber funktionellen Digitalanzeige in CPM (counts per minute – also Zählereignisse, wenn ein ionisierendes Teilchen ein Signal auslöst) und die Umrechnung dieser Zählereignisse in eine Dosis(leistung) in µSv/h. Da ich den Detektor zeitgleich mit dem SGP 001 getestet habe, konnte ich erfreut feststellen, dass der GMC ungefähr die 10fache Zählrate gegenüber dem Halbleiterdetektor aufwies, bei der Umrechnung in eine Dosis aber zu (annähernd) den gleichen Ergebnissen gekommen ist. Der Grund dafür war nach einem Schraubendreher und vier kleinen Schrauben am Plastikgehäuse auch schnell klar, denn im Gegensatz zu den Halbleiterdetektoren im SGP 001 tut im GMC ein richtiges Zählrohr mit Ionisationskammer seinen Dienst. Eine Technik, die ich normalerweise erst bei wesentlich hochpreisigeren Detektoren erwarte und die grundsätzlich den Halbleiterdetektoren überlegen ist.
Aber dazu später mehr. Ohne große Vorbereitung habe ich den GMC einfach mehreren Gamma-Feldern im Bereich von µSv/h bis mSv/h ausgesetzt und geguckt, was er so misst. Die entsprechenden Gamma-Felder entstehen dabei hauptsächlich aus Aktivierung durch Neutronen und haben daher wild verteilte Energiespektren mit riesiger Bandbreite. Bei den Tests hat sich der GMC erstaunlich gut geschlagen und vom Niedrigdosisbereich bis zu meinem verfügbaren Maximum von ca. 10mSv/h alles brav gemessen, was ich ihm vor die Nase gehalten habe. Auch den direkten Vergleich mit einem professionellen (staatlich geeichten) Zählrohr hat er mit Bravour bestanden (Abweichungen im 10% Bereich). Ob ich nun dem GMC oder dem Profigerät für mehrere Tausend Euro mehr vertraue, kann ich auch nicht so leicht sagen, denn gerade in diesen inhomogenen Gamma-Feldern müsste man eigentlich eine Energiekallibrierung vornehmen (zu der der GMC bauartbedingt nur über einen recht unständlichen Umweg fähig ist).
Da ich persönlich jetzt nicht daran interessiert war, wie sich der Detektor in einem bestimmten Energiebereich schlägt (was z.B. interessant wäre, wenn man sich geologische Proben o.ä. genauer angucken möchte) habe ich nach weitere inhomogenen Feldern Ausschau gehalten und einfach mal, wie die Herstellerin, einen normalen Linienflug dokumentiert (Grafik auf der rechten Seite). Nachdem ich etwas angestanden habe, gehe ich durch den Sicherheitscheck (Gepäck röntgen) und dann warte ich ca. 40 Minuten auf dem Boden und fliege schließlich ca. eine Stunde lang von Köln nach Dresden. Dabei bleiben wir ca. 30 Minuten auf Reiseflughöhe und brauchen den Rest für Start, hoch, runter und Landung.
Die Daten kann der GMC dabei eigenständig aufzeichnen, aber zum Auslesen braucht man eine eigene Software. Beim Kauf war eine Demoversion dabei, die zum Angucken zwar ausreicht, aber wenn man sie auswerten will, benötigt man letztendlich schon die Vollversion, die es für knapp über 10€ zu kaufen gibt.
Das ist dann auch direkt mein größter Kritikpunkt: Sowohl das Menü, als auch die Software sind zwar funktional und können genau das, was sie sollen, sind aber grafisch absolut nicht ansprechend. Das Display ist ein Flüssigkristall… display und die Menüführung erinnert an alte IBM oder DOS Zeiten. Das gleiche gilt für das Programm/ die Programme, die zwar ebenso funktional, aber eben nicht grafisch ansprechend sind. Da hätte man im Zeitalter der Raspberrys und Smartphones schon einiges besser machen können, obwohl die verbaute Technik mit Flash-Speicher eigentlich schon zu etwas fähig ist. Dabei muss ich nun selber gestehen, dass ich nur eines der Windows-Programme ausprobiert habe. Für Linux hat wohl ein Hobbyist auch mal etwas programmiert, aber das habe ich mir bislang nicht zu Gemüte geführt. Nunja, für 120€ Kaufpreis muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen und nicht zu viel erwarten.
Also zusammenfassend kann ich den GMC für User empfehlen, die keine Bonbongrafik erwarten. Der Detektor misst gut und zuverlässig mit einer annehmbaren Präzision. Die entsprechenden Programme sind auch OK und man kann sich die aufgezeichneten Daten schön als .cvs ausgeben lassen und dann so lustige Grafiken draus machen, wie ich hier. Der Anwenderin, die einfach nur auf einen Knopf drücken und ein Ergebnis haben will, der sei an dieser Stelle das simplere SGP 001 empfohlen, über das ich auch schon mal berichtet habe.
PS: Für die Anwenderinnen, die weiterführendes Interesse haben, bietet der GMC wohl auch noch einige Funktionen, die ich noch nicht vollständig erforscht habe – inklusive einer eigenen Community mit Forum und interaktiver Weltkarte, auf die aktuelle Messwerte hochgeladen werden können. Ich habe mir vorgenommen, einen fortgeschrittenen GMC-User Artikel zu verfassen, aber dafür möchte ich dann den Detektor auch mal gegen geeichte Quellen mit klar definierter Aktivität und Energie testen und das wird wohl noch etwas dauern. Links noch ein kurzes Beispiel von einer Messung im Kontrollbereich. Bei 1 µSv/h habe ich das Gerät im Arbeits-Bereich auf dem Tisch liegen, dann packe ich es bei Minute 10 in den Strahlbereich und bei Minute 35 stecke ich es in eine abgeschirmte Bleiziegelburg. Hier sieht man auch noch mal schön die hohe Schwankung bei niedrigen Messwerten gegenüber der vernachlässigbaren Schwankung bei höheren Messwerten, die ich ja früher schon mal beschrieben hatte. Die rote Linie ist das Maximum, welches bei uns für Arbeitsbereiche (also längerer Aufenthalt) zugelassen ist.
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