In einem Nebengebäude des Kernkraftwerks Tihange kam es gestern zu einem Brand in einem Stromverteiler. Das meldet die Brussels Times. Hinzu kam noch, dass ein Mitarbeiter in einem anderen Teil des Gebäudes ein elektrisches Kribbeln verspürte und deswegen der Betriebsregeln entsprechend ins Krankenhaus kam.

Das allein zeigt einmal mehr die Misere im deutschen Journalisums.

Denn man konnte nichts dergleichen ihn in deutschen Presseorganen finden. In keiner deutschsprachigen Meldung konnte man irgendetwas herausfinden, das über die Abschaltung und “Feuer in nicht-nuklearem Bereich” hinausgegangen wäre. Schon gar nicht, dass es in einem Nebengebäude des Kernkraftwerks war.

Zum Feuer werden ausschließlich Presseagenturen zitiert. Zu den weiteren Kommentaren ausschließlich politische Organisationen. Die Partei der Grünen ist durchweg vertreten. Niemand schafft es irgendjemanden zu interviewen oder zu fragen, der die geringste technische Ahnung von Kernkraftwerken hätte.

Politik geht im deutschen Journalismus über alles

Das ist jetzt keine einfache Behauptung. Erstens entspricht es der Beobachtung und zweitens ist es auch dokumentiert. Das zeigt ein Blick in den Ausbildungstarifvertrag für Tageszeitungen aus dem Jahr 1990. (Es ist der einzige, der sich beim Deutschen Journalisten Verband finden lässt. Ich gehe deswegen davon aus, dass er noch immer gilt. Der Vertrag hat aber mindestes das Jahr 1993 überstanden, weil es schon 5-stellige Postleitzahlen verwendet.)

Da findet sich dann in Paragraph 6, Absatz 2 des Vertrags folgendes:

“Das Volontariat erstreckt sich auf mindestens drei Ressorts. Lokales, Politik (Nachrichten) und ein drittes Ressort (z.B. Wirtschaft, Kultur oder Sport). Bei einer Zeitung ohne Lokalressort tritt ein anderes Ressort an dessen Stelle. In den Ressorts wird der Volontär/die Volontärin jeweils mindestens zwei Monate beschäftigt.”

Spannend ist schon der Ausdruck “Politik (Nachrichten)”, was eigentlich schon ein Widerspruch in sich ist. Denn der Journalismus soll in Nachrichten berichten was passiert ist. Wenn überhaupt ist Politik manchmal Gegenstand von Nachrichten, aber hier wird der Karren vor den Ochsen gespannt und Nachrichten sind plötzlich Teil der Politik.

Das hat natürlich nichts mehr mit dem zu tun, was den Sinn und Zweck des Journalismus ausmacht. Es ist eine Perversion dessen, was er tun soll. Aber es ist auch eine exzellente Beschreibung dessen, was heute in Deutschland als “Journalismus” bezeichnet wird. Nachrichten sind nur noch ein Teil der Politik, anstatt dass in den Nachrichten lediglich über Politik berichtet würde, wenn es etwas in der Politik zu berichten gibt.

Deutscher Pressespiegel zu Tihange

So ist es dann auch verständlich, dass der gesamte deutsche Journalismus absolut unfähig war eine Berichterstattung zu betreiben, die darüber berichtet, was passiert ist. (Das ist die Kernaufgabe des Journalismus. Aber wohl nur in Klammern.)

Die Zeit spricht in “Gesellschaft und Zeitgeschehen” von einem Feuer in einem Nicht-Nuklearen Bereich des Kernkraftwerks und zitiert die Grünen mit dem Wort Bröckelreaktor und sonst niemanden. Die Tagesschau bringt die praktisch identische Meldung. Bei Spiegel-Online werden zwei unterschiedliche Mitglieder der Grünen zitiert, sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). T-Online beschränkt sich auf die beiden Aussagen der Grünen die auch der Spiegel brachte. RP-Online zitiert wieder den grünen Regierungssprecher von NRW. Bei der FAZ kommt ein SPD-Minister zu Wort, der die Abschaltung fordert – sonst auch nur die üblichen Verdächtigen der Grünen.  Das ZDF bringt eine Meldung, die der von der FAZ zum verwechseln ähnlich sieht. Die Meldung beim Deutschlandfunk ist schwer innovativ und setzt das Zitat des BBU an den Anfang. Die Aachner Zeitung ist ausführlicher und hat nach eigenen Angaben beim Betreiber des Kernkraftwerks nachgefragt – sagt aber nichts davon, dass der Brand in einem Nebengebäude stattfand, stattdessen nur “Nicht-Nuklearer Teil”. Westdeutsche Allgemeine Zeitung? BBU, Grüne, Umweltverbände. N-TV? Grüne, BBU, Grüne. SWR? SPD und Grüne.

Das sind die Meldungen in der Reihenfolge, wie sie auf meine Google-Suchanfrage erschienen.

Berichterstattung findet im Journalismus nicht statt

Was soll man noch dazu sagen? Ein Kollektiv von Journalisten in ganz Deutschland hat sich als gänzlich unfähig erwiesen zu berichten, was in der Realität stattfand.

Meldungen zur Politik waren dagegen überall zu sehen. Und das obwohl sie überhaupt keinen Nachrichtenwert hatte. Hat irgendwer der noch bei Verstand ist ernsthaft irgendeine andere Aussage von den Grünen erwartet? Natürlich nicht.

Trotzdem kommt die Politik wieder weit vor der eigentlichen Nachricht und zwar die Politik von nur einer Seite. Wer braucht schon Fakten, wenn man eine politische Meinung schreiben kann?

Ich sage es nicht zum ersten Mal: Der Journalismus in Deutschland hat ein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Und dieses Problem ist vollständig selbstverschuldet. Die Berichterstattung ist in Deutschland durchweg einseitig und vollständig von Politik geprägt.

Die Aufgabe des Journalismus in der Demokratie

Journalismus ist der wichtigste Bestandteil der Demokratie. Denn er informiert die Bevölkerung über das was geschieht, damit sie sich ein politisches Urteil selbst bilden kann. Wenn der Journalismus aber selbst nur noch aus politischen (vor-) Urteilen besteht und unabhängige Berichterstattung über Fakten nicht stattfindet, dann ist der Journalismus nur noch verlängerte Hand politischer Organisationen  und somit von Propaganda- und Parteiblättern nicht zu unterscheiden.

Hätten Zeitungen in der DDR über ein Ereignis dermaßen einseitig berichtet, unter Vernachlässigung der Hauptaufgabe der Berichterstattung – das Berichten dessen was geschah – man hätte selbstverständlich die Propagandaorgane der SED dahinter vermutet. Muss es da verwundern, wenn heute einige Leute wieder denken, dass mediale Berichterstattung von der Politik gelenkt wird?

Wo sind die Ideale der Unabhängigkeit geblieben? Was ist die Freiheit der Presse in der BRD wert, wenn sie in der Praxis zu einem völlig unfreien, überall gleichartigen Ergebnis führt? Von Norden nach Süden, von Osten nach Westen schreiben alle das gleiche und alle mit der gleichen politischen Färbung.

Der Fehler steckt im System. Nein, nicht ein einer “Systempresse”, sondern in einem Journalismus, der längst vergessen hat, was seine Aufgabe ist. Die politische Funktion des Journalismus besteht gerade darin, sich aus der Politik heraus zu halten, über die Welt zu berichten wie sie ist und den Menschen ihr eigenes Urteil zu lassen.

Die Aufgabe besteht nicht darin, die Nachrichten von vornherein politisch so zu schreiben, dass Menschen zu einem bestimmten Urteil gedrängt werden. Nichts anderes ist hier geschehen. Denn die Bevölkerung ist nicht dumm. Menschen bemerken, wenn sie in ihren Entscheidungen nicht frei sind. Wenn sie einseitig informiert werden, dann sind sie in ihren Entscheidungen nicht frei.

Diese Unfreiheit drückt sich dann in einem Unbehagen aus. In dem Wissen, dass etwas verkehrt ist. Wenige werden wissen, woher dieses Unbehagen genau kommt. Die einen merken, dass es von der Presse kommt und glauben, sie wäre zentral gesteuert. Anderen wird von Rattenfängern gesagt: Ich weiß woher dein Unbehagen kommt, ich habe die Lösung!

In allen Fällen schadet es der Demokratie.

Liebe Journalisten die ihr das hier vielleicht lest. Berichtet zuerst über das was passiert. Eure Macht in der Politik besteht darin, unabhängig und überparteilich zu sein. Zwei Attribute mit Sicherheit nicht dadurch zustande kommen, dass sie auf der Titelseite einer Zeitung auftauchen.

Kommentare (108)

  1. #1 Bert Robel
    23. Dezember 2015

    Nach meiner Wahrnehmung beschreibt wasgeht die derzeitige Situation in Deutschland und wohl in Österreich (gem. Peter Paulitsch) vollkommen zutreffend.
    Beobachter liefert dann ja auch sofort das perfekte Beispiel eines völlig faktenfreien Meinungswächters der derzeitig herrschenden Meinungsideologie, die jede wissensbasierte Behandlung des Themas zu diskreditieren versucht.
    Dieses Muster findet sich inzwischen bei vielen Themengebieten (Erneuerbare Energien, Klimarettung, Gentechnik etc.) in Deutschland.
    Für eine Industrienation eine verheerende Entwicklung.

  2. #2 John Sinclair
    23. Dezember 2015

    @wasgeht #38
    Es sollte einem immer zu Denken geben, wenn zu einem Thema nur eine Seite (Gegner oder Befürworter) gehört werden. (Ich beziehe mich übrigens nur auf O-Töne von Politikern.)

    Ich sehe aber kein Problem darin, wenn sich kein Politiker findet, der sich positiv zur Kernkraft äußert.

    Grundsätzlich sehe ich da nämlich verschiedene Erklärungsmöglichkeiten:
    1. Die Journalisten selektieren nach ihrem eigenen Weltbild.
    2. Die eine Meinung ist eine extreme Minderheit,…
    3. … so dass Vertreter dieser Meinung nicht öffentlich auftreten wollen wegen möglicher Rufschädigung.
    4. Es herrscht politischer Konsens.

    Beim Thema Kernkraft werden alle Aspekte zum jetzigen Bild der O-Töne beitragen.

    Punkt 4 ist aber besonders relevant: Grüne sind klar gegen Kernenergie; CDU/CSU/SPD sprechen in ihrem Koalitionsvertrag von einer “Energieversorgung ohne Atomenergie”. Die LINKE ist für einen “unverzüglichen und unumkehrbaren Atomausstieg”.

    Es wäre daher sogar irreführend, wenn man aufgrund von “ausgewogener Berichterstattung” dennoch einen Politiker ausgräbt, der sich als Befürworter der Kernenergie positioniert, da er damit eine (politische) Minderheiteitenmeinung vertritt (False-Balance).

    Den Journalisten bliebe nur die Alternative keine politischen Stimmen einzuholen. Aber im Gegensatz zum Blogpost finde ich es wichtig zu einer Nachricht auch politische Meinungen einzuholen. Denn erst daran sehe ich wie Politiker die Welt einschätzen, was für eine fundierte Wahlentscheidung unerlässlich ist.

    Anhand der Tihange-Meldung z.B. sehe ich wie die Grünen argumentieren und was die für ein Wording betreiben (“Bröckelreaktor”).

    Davon unbenommen bleibt, dass bei vorigen Ereignissen die Berichterstattungen in der Sache Mängel aufwiesen (siehe Kommentar #23 von @wasgeht).

  3. #3 Beobachter
    23. Dezember 2015

    @ Bert Robel, # 1, Seite 2

    “Für eine (reiche) Industrienation eine verheerende Entwicklung” ist vielmehr:
    wie sie mit Flüchtlingen umgeht, die keiner haben will und die sie selbst (mit-) “produziert” hat –
    dass Rechtspopulismus/-extremismus und Rassismus salonfähig wird –
    wie sie mit Alten und Kranken umgeht –
    u. v. m. …

    Erschreckend ist es, wie wenig argumentativen “Gegenwind” hier der Autor und einige Kommentatoren erfahren und jede Kritik als “ideologisch” abgetan wird.

    Besinnliche Weihnachten allerseits … –
    auch ich habe viel zu tun.

    • #4 wasgeht
      23. Dezember 2015

      Das Wort “Gegenwind” erinnert mich an den besch*** Urlaub den ich bislang hatte, letztes Jahr. (Es gab exakt einen Tag an dem es nicht geregnet hat.) Damals hatte ich nämlich anderswo eine Unterhaltung zu dem Thema, wo jemand glaubte “Gegenwind” geben zu müssen.

      https://www.wrint.de/2014/08/10/wr321-politische-urteilsfaehigkeit/#comment-91517

      Nach einiger Diskussion sagte er in diesem Kommentar dann, was er tat:

      “ch habe nie behauptet, dass es mir um etwas anderes geht, als Kernkraft a priori abzulehnen. Das erscheint mir auch völlig vernünftig. Kernkraft ist extrem komplex, es gab bereits verheerende Unfälle, was mir zeigt dass sie auch extrem gefährlich sein kann. Ich bin kein Experte und kann keinem Experten trauen weil ich bei allen (sowohl pro als auch contra Atomkraft) das Gefühl habe, das sie nicht neutral sind. Ich akzeptiere nicht, das sich jemand ohne Widerrede für Kernkraft ausspricht. Es gibt einfachere Technologien, die ich verstehe. Das sind die erneuerbaren Energien. Mit denen gab es noch keine verheerenden Unfälle und man kann sie durch Forschung noch verbessern. Für mich gibt es keinen Grund Kernkraft zu verteidigen und deshalb ist mir tatsächlich egal, welche Argumente dafür sprechen. Ich diskutiere hier nur, um eine Pro Atomkraft Meinung nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Ich habe aber keine Chance, eben weil die Sache zu komplex ist, damit man sie vollends verstehen kann als Laie. Ist mir aber egal, hauptsache der Befürworter bekommt Gegenwind. Dann lässt sich nicht jeder Leser sofort schnell überzeugen. Gerne beende ich die Diskussion aber, eben weil ich mich aus Zeitmangel und fehlender Kompetenz geschlagen geben muss. Ich habe nicht die Zeit meine Argumente ausreichend zu recherchieren und die Gegenargumente ausreichend auf Stichhaltigkeit zu überprüfen.”

  4. #5 JW
    23. Dezember 2015

    Die Berichterstattung der Medien zu kritisieren ist durchaus legitim, aber die Begriffe machen mich dann doch besorgt. Die “herrschende Meinungsideologie” ist da noch harmlos.
    Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, in der die Grünen keinen Mietvertrag für ein Parteibüro bekamen und ihre Pressemitteilungen als Zeitungsanzeigen rausbringen mussten. Da ist es meiner Meinung nach deutlich pluralistischer geworden. Ohne diese “Meinungsideologie” hätten wir womöglich immer noch verbleiten Sprit, weil alles andere den Fortschritt hemmen würde.
    Und bevor ich hier niedergemacht werde die Selbsterklärung: Ich bin gegen die kommerzielle Nutzung der Atomkraft, habe aber durchaus schon mit radioaktiven Isotopen gearbeitet, bevor die meisten hier die Schule verlassen haben. Und bei der Meinung der “Grünen” zur Gentechnik kriege ich die Krise.
    Viel Spaß beim suchen einer passenden Schublade.

  5. #6 Hobbes
    23. Dezember 2015

    Es geht ja eben nicht um die Ablehnung der Kernenergie als solches.
    Hierfür gibt es ja wirklich berechtigte Gründe. Und je nach Gewichtung der Argumente kann man auch zu dem fundierten Entschluss kommen, dass diese Ab zu lehnen ist.

    Es geht um Panikmache und mediales Konsenzstreben. Dies ist eine große Gefahr für die Demokratie. Ein großteil der Bevölkerung lehnt die Kernenergie eben nicht aus guten Gründen ab sondern schlicht aus Angst und Desinformation. Die Hälfte der Leute mit denen man darüber redet denkt das es im Kernkraftwerk zu einer Explosion wie bei einer Atombombe kommen könnte. Das ist völlig absurd. Auch die Radiophobie ist bei vielen komplett absurd und jenseits aller Rationalität.
    Gute Gründe die Kernenergie ab zu lehnen sind:
    -Wirtschaftlicher Schaden und die ausgelösten Kettenreaktionen bei einem GAU.
    – Ungeklärte Lagerung (Aber auch nur für HLWs. In den Diskussionen geht es aber auch immer nur um IWL und LLWs)
    Dämliche Gründe sind hingegen:
    -Die verkaufen unsere Gesundheit (Hier einfach mal die Toten pro TWh anschauen)
    -Kann nicht mal einer an die Kinder denken (Ja ddie HLWs werden eine Belastung darstellen. Aber das ersparte CO2 macht diese mehr als weg)
    -Man kann einen Unfall nicht Ausschließen (Richtig denn das ist mathematisch unmöglich! Eine Kosten/Risikobewertung interessiert wiederum nicht)

    Durch die verzerrte Berichterstattung begegnen einem allerdings in 95% der Fälle nur Argumente aus dem zweiten Pool.

    Nur weil einem das Opfer passt macht es die Sache nicht besser. In Ungarn gibt es politische und gesellschaftliche Ablehnung was Flüchtlinge angeht. Auch gibt es dort eine unkritische Presse was das Thema angeht. Das ist schade. Aber man stelle sich einmal die Verzerrte Sicht in Deutschland was die Kernenergie angeht auf Ungarn übertragen vor. Bei Kernenergie trifft es zum Glück kein schwaches Unschuldslamm aber etablierte Mechanismen lassen sich auch nicht an und abschalten nur weil es mal den richtigen trifft.

  6. #7 rolak
    23. Dezember 2015

    Viel Spaß beim suchen

    Das ist jetzt aber mehr Ostern als Weihnachten, nichwahr, JW?

    Allerdings ist beim Thema KKW typischerweise die Meinung ‘schon immer’ lokal recht festgefahren, in der einen Gruppe ist die Forderung nach Verbot militärischer Verwertung mindestens Defätismus, in der anderen der Vergleich Opfer/PWh oder das Bestehen auf Forschung zur Ermöglichung bereits Verrat an der Bewegung.
    Waren keine ruhigen Jahre ;‑)

  7. #8 Beobachter
    23. Dezember 2015

    @ wasgeht, # 4, Seite 2:

    Inhaltliche Aussage des Verfassers in der Bezugnahme zum Vorkommentar und zum Ausgangsthema gleich Null:

    Persönliche Assoziationen/Erinnerungen wie “Gegenwind – besch …. Urlaub” sind völlig unerheblich und gleichgültig.
    Ich z. B. assoziiere/erinnere zu “Gegenwind” meine letzte, wunderschöne Herbst-Fahrradtour mit Freunden.

    Was irgendjemand irgendwann in irgendeiner Diskussion zum Thema “Kernkraft” gesagt hat, ist ebenso völlig unerheblich und gleichgültig.
    Warum zitieren Sie nicht gleich irgendeinen Schrebergärtner am Stammtisch in Buxtehude, der sich zum Diskussions-Thema “Rasenmäher” erschöpfend geäußert hat?

    Wie gesagt, “Bild”-Zeitung lässt grüßen …
    Bitte überprüfen Sie Ihr eigenes Vorgehen, bevor Sie großspurig und unqualifiziert “DEM Journalismus in der Demokratie” an den Karren fahren.

    Es geht hier (lt. Ausgangsthema) NICHT um eine Diskussion Pro/Kontra Kernkraftnutzung.

  8. #9 Beobachter
    23. Dezember 2015

    @ Hobbes, # 6, Seite 2:

    Du liebe Zeit – eine Zumutung für JEDEN Leser:

    HLW ?
    IWL ?
    LLW ?
    TWh ?

    Das soll wohl ein schlechter Witz sein !

    • #10 rolak
      23. Dezember 2015

      ??

      Wenn ich aushelfen darf: Die ersten 3, und als Außenseiter folgt auf dem undankbaren vierten Platz TeraWattStunden.
      Ohne Akronyme gerät nicht nur dieses Thema zu einem unglaublichen TippExzess…

      • #11 wasgeht
        23. Dezember 2015

        Ich habe aber bemerkt, dass man diesen TippExzess trotzdem tun sollte – weil es allen anderen beim Lesen hilft. Grobe Richtlinie: Wenn man einen Begriff nur 2-3 mal braucht, sollte man ihn nicht abkürzen. Wenn man ihn öfter braucht, dann sollte man ihn 2-3 mal ausschreiben und in Klammern mit dem Kürzel versehen. Das hilft allen Lesern.

        • #12 BreitSide
          Beim Deich
          23. Dezember 2015

          Genau das scheint mir auch der richtige Weg zu sein :-)

        • #13 rolak
          23. Dezember 2015

          Klar hilft das – nur kann ich es nachvollziehen, wenn der nahtlose Übergang zwischen ‘normal’ und ‘ausführlich’ schwer fällt. Ist wie mit -v (bzw selbstbezüglichst - -verbose), fällt mir schwer, mich an die Langformen der Parameter zu erinnern, alles sträubt sich, sie zu tippen.
          Trotzdem: manchmal muß es halt sein.

      • #14 BreitSide
        Beim Deich
        23. Dezember 2015

        Also ich fände es nicht unübersichtlich, “hoch-, mittel- oder schwachradioaktive Abfälle” zu schreiben. Die – englischen – Abkürzungen sind definitiv nicht Allgemeingut, nicht einmal in interessierten Kreisen. Zu denen ich mich natürlich zähle… Wahrscheinlich überschätze ich mich einfach.

        TWh allerdings trifft man des Öfteren bei Energiediskussionen. Die Vorzeichen k, M, G und T sind aus der EDV bestens bekannt.

  9. #15 JW
    23. Dezember 2015

    Hatt eigentlich niemand gestern (oder war es vorgestern) im WDR die “Aktuelle Stunde” gesehen. Dort gab es ein Intervie mit einem der Kernkraft durchaus wohlgesonnenen Menschen. Laut Gedächtnisprotokoll sagte er zwei interessante Dinge. Zum einen wird Tihange nur mit 65% Last laufen, wobei 85 % normal sind. Diese “Sicherheitsmarge” findet er sehr irritierend. Zum anderen scheint beim hochfahren auch in der Leitstelle eine Platine abgeraucht zu sein. Klar, ist im nicht-radioaktiven Bereich. Aber das lässt die Pressemitteilung nun doch in einem anderen Licht erscheinen. Und da geschönte Pressemitteilungen schon öfter in der Geschichte sicherrelevanter Technik vorgekommen sind, ist das kritische Vorgehen der Medien doch eher löblich oder zumindest besser als das blinde wiederholen einer Pressemitteilung, oder?

  10. #16 JW
    23. Dezember 2015

    Wer möchte das “t”, suche dafür ein “w”

  11. #17 Alderamin
    23. Dezember 2015

    @JW

    Und da geschönte Pressemitteilungen schon öfter in der Geschichte sicherrelevanter Technik vorgekommen sind,

    Kann mich noch sehr gut an die ersten Meldungen nach Tschernobyl erinnern (damals war ich noch uneingeschränkt pro Kernkraft). Da hieß es wortlautgemäß von unseren Politikern unmittelbar nach Bekanntwerden des Unfalls: “Wir haben keine Ahnung, was los ist, aber es besteht überhaupt keine Gefährdung der Bevölkerung !!!einself!!”

    Na ja, was glaubt man solchen Leuten dann nachher noch? Die vorher erzählt haben, es würde in Millionen Jahren keine Kernschmelze geben? Die Atomindustrie hat es sich in diesem Lande selbst versaut. Es mag ja sein, dass die Technik bei uns viel toller als in der Ukraine oder Japan ist und selbst Terroristen mit entführten Jumbo-Jets nicht in der Lage sein werden, einen Reaktor zur Kernschmelze zu bringen, aber irgendwelche Details gehört hat man davon von offizieller Stelle nie was. Nur dass Kerntechnik generell furchtbar sicher sei. Da fühlt sich der Wähler im wahrsten Sinne des Wortes für dumm verkauft.

  12. #18 Hobbes
    25. Dezember 2015

    @Aldermain:
    Welche “offizielle Stelle” würden sie denn gerne dazu hören?
    Weil veröffentlicht wurde da eigentlich jede Menge.
    Tschernobyl hat übrigens mit Reaktorsicherheit sehr wenig zu tun. Zudem kann man Informationen die erst durch den eisernen Vorhang mussten eh schlecht bewerten. Und das Politiker Sachen gerne klein reden ist auch nicht auf das Thema beschränkt.
    Fukushima ist da ein weit besseres Beispiel. Jedoch auch für die Kritik die in diesem Artikel laut wird. Es werden aller Voraussicht nach weniger als ein Dutzend Leute an diesem Unfall sterben.Trotzdem ist dies in Deutschland anscheinend weit aus schlimmer als die 10.000 die durch unzureichendes Frühwarnsystem umgekommen sind. (Trotzdem war dieses Unglück keine Kleinigkeit. Gerade was wirtschaftliche Verstrickungen angeht mahnt der GAU zur Vorsicht)
    Der in der ganzen medialen Berichterstattung fande ich immer noch als Frau Roth die 10.000 Tote für ihre zwecke instrumentalisieren wollte (und die Grünen das an vieler Stelle auch anders getan haben. Lichterketten mit genau 10.000 Menschen etc.) bei fast jedem anderen Thema hätte es für den Bruchteil eines solchen Fehltritts eine Wochenlange mediale Diskussion gegeben bis diese Person nie wieder politisch tragbar gewesen wäre.

  13. #19 Beobachter
    25. Dezember 2015

    @ Hobbes, # 18:

    ” … Dieses Unglück (Fukushima) war keine Kleinigkeit … ”
    Wohl wahr !

    ” … Tschernobyl hat übrigens mit Reaktorsicherheit sehr wenig zu tun. … ”
    Sondern nur etwas mit dem Eisernen Vorhang der bösen Roten aus dem Osten … –
    na klaro !

    ” … die 10.000 die durch unzureichendes Frühwarnsystem umgekommen sind. … ” –
    ” … Lichterketten mit genau 10.000 Menschen … ”
    Eine bemerkenswerte, erhellende “Korrelation”, die hier unterbreitet wird.
    Und die Lichterketten-Leute haben bestimmt einzeln bis genau 10.000 durchgezählt und dann sofort aufgehört, sich aufzustellen … :-)
    Natürlich auch wieder die beliebte Grünen-Hatz (dazu trifft`s hier noch eine Frau, die auch noch ROTh heißt) – Halali !

    Sorry wg. der Polemik – aber sowas kann man doch als “Argumentation” wirklich nicht ernst nehmen !
    Einfach “untragbar” … :-)

    • #20 wasgeht
      25. Dezember 2015

      Tschernobyl hat mit der Sicherheit von Kernkraftwerken so viel zu tun, wie eine Dampfkesselexplosion(*) in einer Dampflok mit der Sicherheit eines Intercity Express zu tun hat.

      Sind beides Züge.

      (*)Ja, das Thema hatten wir schon.

      • #21 BreitSide
        Beim Deich
        25. Dezember 2015

        Ach, ´86 fuhren noch lauter Dampfloks in Russland? Wusste ich nicht :-)

        • #22 wasgeht
          25. Dezember 2015

          Auch. (Ich glaube auch anderswo.) War vor allem in feuergefährlichen Industriebetrieben.

          Die Idee dahinter ist, den Kessel der Lokomotive mit Dampf zu füllen – und zwar mit Dampf von irgendwo anders und nicht mit Dampf den man auf der Lokomotive selbst mit Feuer erzeugt hat.

          Man benutzt also den Dampfkessel als thermischen Energiespeicher – praktische Sache das, auch wenn die Lok öfters aufgefüllt werden muss.

          • #23 BreitSide
            Beim Deich
            25. Dezember 2015

            Wau, tolle Sache! Davon hatte ich noch nichts gehört. Von Dampf als Energieträger schon eher.

  14. #24 Hobbes
    25. Dezember 2015

    @Beobachter:
    Wäre ihrer Meinung nach auch ein Verbot von Heliumzeppelinen nach dem Hindenburgunglück Sinnvoll? Zumal man in Tschernobyl sogar noch nen Lagerfeuer neben den Tanks gemacht hatte.

    Die Lichterketten damals wurden Explizit mit “eine Kerze für jeden Toten” und “10.000 Tote mahnen: Alle Akws abschalten” beworben. Wer da keine Instrumentalisierung des Unglücks sehen will muss wirklich verblendet seien.

    Aber um konkret zu werden. Hier der Tweet im Wortlaut:
    “Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2.700 gelten immer noch als vermisst.”

    Ach natürlich weiß der Leser das mit der Katastrophe in dem Zusammenhang ein Tsunami gemeint ist. Geht doch klar aus dem Kontext hervor.

  15. #25 Alderamin
    25. Dezember 2015

    @Hobbes

    Von der Politik, von den Betreibern, vor allem von den Wissenschaftsjournalisten im TV. Ich kann mich nicht erinnern, von denen damals oder nach Fukushima gehört zu haben, was genau unsere Kraftwerke sicherer macht bzw. was solche in anderen Ländern unsicher macht. Und welche Möglichkeiten zur Abreicherung existieren. Das lese ich in diesem Blog zum ersten Mal. Wo der Zug längst abgefahren ist. Die PR der entsprechenden Stellen war jedenfalls für Normalbürger kaum wahrnehmbar und wenn, dann nur pauschal (da passiert nix, und ihr seid eh zu ungebildet, als das man euch das ordentlich erklären könnte). Da haben die Grünen einfach viel besser gearbeitet.

    Nach Tschernobyl war ich auch noch pro Kernkraft, schon weil die Grünen so vehement dagegen waren (ich hab’ schon fast alles gewählt aber niemals Grün). Mich hat nur nachhaltig schockiert, wie sehenden Auges und ohne dass jemand was unternehmen konnte drei Reaktorgebäude in Fukushima der Reihe nach in die Luft flogen. Ich dachte früher, man zieht die Moderatorstäbe heraus und der Reaktor geht aus. Dass das Ding die ganze Zeit Kühlung braucht, war mir vorher nicht bewusst. Ich dachte, in Japan wäre man auf dem Stand der Technik und wäre sicher vor Erdbeben und Tsunamis. Dass die überhaupt auf die Idee kämen, einen Reaktor am Meer aufzustellen, der nicht hinreichend vor Erdbeben und ihren Folgen geschützt war, war für mich undenkbar. Und wenn man sich dann so irrt, stellt man auch alles andere, dessen man sich sicher zu sein glaubt, in Frage.

    Bei uns drohen keine schweren Erdbeben und Tsunamis. Bei uns droht eventuell eine lange Trockenheit (Cattenom hatte mal Kühlprobleme wegen des Mosel-Niedrigwassers), oder terroristische Anschläge (wie der Germanwings-Fall gezeigt hat, kann der Täter an jeder Stelle sitzen, der kann auch der Diensthabende im Kraftwerk sein) oder die Verkettung mehrerer unglücklicher Zufälle, die auch in der Luftfahrt gelegentlich zu Unglücken führt.

    Was Tihange betrifft (weniger als 100 km von hier): es beunruhigt schon, dass da jetzt dauernd Probleme auftreten. Die sind zwar alle im nichtnuklearen Teil, aber da will man ja eigentlich auch kein Feuer haben. Anscheinend haben die den Laden nicht 100-prozentig im Griff, das ist der Eindruck den sie vermitteln. So baut man kein Vertrauen auf. Auch wenn die Abschaltungen Vorsichtsmaßnahmen sind.

    Ich bin eigentlich gar nicht so entschieden gegen Kernkraft, insbesondere auf Basis der neuesten Technologie, aber wenn die nicht entsprechend vermittelt wird, überlässt man den Grünen das Feld. Und was für Uralt-Reaktoren bei unseren Nachbarn im Betrieb sind, darüber würde ich auch gern mehr erfahren. Tihange wurde da immer als Negativbeispiel genannt.

  16. #26 BreitSide
    Beim Deich
    25. Dezember 2015

    Schon wieder ein Feuer in Tihange!

    Und die Newsfrau (zdfinfo) musste wieder überdeutlich betonen, dass es überhaupt gar nicht in keinem nuklearen Bereich auftrat :roll:

    • #27 wasgeht
      25. Dezember 2015

      Ist aber kein Feuer, sondern ein Leck. In einer Turbine, die die einzige für den Reaktor ist, der deswegen abgeschaltet wird, weil er ohne Turbine nicht gebraucht wird.

      Und es ist nicht Tihange, sondern Doel.

      Womit wir wieder beim Thema Journalismus wären.

      • #28 BreitSide
        Beim Deich
        25. Dezember 2015

        Ist das jetzt besser oder schlechter, dass dieser Störfall in einem anderen Reaktor auftrat?

        • #29 wasgeht
          25. Dezember 2015

          Es ist kein Störfall in irgendeinem Reaktor aufgetreten. Der Reaktor wurde abgeschaltet, weil die Turbine kaputt ist und repariert werden muss.

          • #30 BreitSide
            Beim Deich
            25. Dezember 2015

            Kein ungeplanter Wasseraustritt?

          • #31 wasgeht
            25. Dezember 2015

            Aus der Turbine, nicht dem Reaktor.

          • #32 BreitSide
            Beim Deich
            25. Dezember 2015

            Stand ja auch deutlich da: Nicht- nuklearer Teil der Anlage.

  17. #33 BreitSide
    Beim Deich
    25. Dezember 2015

    Sorry, kein Feuer, diesmal Wasser: https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/panne-in-belgien-reaktor-muss-nach-wenigen-tagen-vom-netz-a-1069490.html

    Interessant die vielen pro-AKW-Kommentare. Scheint ja doch nix zu sein mit der Verseuchung mit anti-AKW-Gedanken…

  18. #34 Beobachter
    26. Dezember 2015

    @ BreitSide, # 33:

    ” … Interessant die vielen pro-AKW-Kommentare. Scheint ja doch nix zu sein mit der Verseuchung mit anti-AKW-Gedanken…”

    Ja, es ist interessant – und erschreckend, besonders im Rahmen eines Wissenschafts-Blogs und dann, wenn eine vermeintlich “zu kritische” Berichterstattung angeprangert wird.
    Außerdem scheint es mir ein typisch männliches Phänomen zu sein.

    Ich denke, es wird wohl daran liegen, dass hier viele Kommentatoren tatsächlich die Haltung der “Gnade der späten Geburt” für sich in Anspruch nehmen, sie repräsentieren und sich nicht oder zu wenig mit der Generation vor ihnen unterhalten/auseinandergesetzt haben.
    Wer damals die für jeden spürbaren Auswirkungen des AKW-GAUs im ukrainischen Tschernobyl in ganz Europa als aufmerksamer Erwachsener miterlebt hat und dazu die (Salami-Taktik-/Des-)Informationspolitik der Verantwortlichen/Politik, wird wohl nie mehr der Nutzung der Kernenergie kritiklos oder positiv gegenüberstehen – und zwar mit Fug und Recht.

    Bedenklich auch die uneingeschränkte Begeisterung des Autors und vieler Kommentatoren für Fortschritte in Technik/Wissenschaft/Forschung – für das, was alles machbar ist und machbar wäre.
    Als ob Technik/Wissenschaft/Forschung quasi “an sich” und im “luftleeren Raum” (ohne jegliche gesellschaftliche Bezüge) stattfinden würde/könnte.
    Es fehlt völlig der (wichtige) Blick auf alle wirtschaftlichen/politischen/gesellschaftlichen Bedingtheiten, auf die Möglichkeiten der Umsetzbarkeit (zum Wohle Aller) und auf die des Missbrauchs.
    Geschweige denn der (wichtige) Blick auf sich ergebende ethische Fragen, die sich zwangsläufig stellen bzw. stellen müssten.

    Wenn ich hier z. B. irgendwo gelesen habe (finde den entsprechenden Kommentar auf die Schnelle jetzt nicht), dass das Problem der Atommüll-Endlagerung/Beseitigung technisch schon lange gelöst sei – warum hat man diese tolle, machbare “technische Lösung” nicht schon lange praktisch umgesetzt, für die Beseitigung des Atommülls schon bestehender und bis heute laufender AKWs ?!

    Anmerkung:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen

  19. #36 Beobachter
    26. Dezember 2015

    Nachtrag:

    Hab´s gefunden:

    ” … Das Problem des Atommülls ist technisch schon längst gelöst (Beispiel Olkiluoto), nur in manchen Staaten politisch noch nicht … ”

    Kommentar # 52, Peter Paulitsch, Physikstudent, Jahrgang 1987

    Anmerkung:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl

    Wie gesagt: Man könnte in der Tat in Zynismus versinken – angesichts dieses Ausmaßes an Ignoranz.

  20. #37 Hobbes
    26. Dezember 2015

    @Alderamin:
    Volle Zustimmung. Es gibt wie gesagt gute Gründe gegen Kernkraft. Und mangelndes Vertrauen gegenüber den Betreibern ist definitiv eines.
    Das Problem ist ja eben das in den Medien keine Gewichtung der Argumente mehr stattfindet sondern eine Verteufelung. Und das geht leider so weit das sich das in der breiten Gesellschaft auch auf Abneigung gegenüber die Forschung auswirkt und in komplett irrationale Angst umschlägt.

    Bretside #28
    Es ist ja eben das Ding das solche Situationen alltäglich sind. Ich habe ein halbes Jahr in einer Erdölraffinerie gearbeitet. Da hat es einmal die Woche gebrannt und das angeschlossene Kraftwerk war in der Zeit 4 mal vom Netz. Das sind Kleinigkeiten. Das ist dann ein Tropfen der sich an einem Dichtring sammelt und auf ein heißes Rohr tropft. Das geht von alleine aus und der Dichtring wird erneuert. Das ist dann zwar ein Störfall aber nicht mal im Ansatz gefährlich.
    So etwas ist in einem KKW dann gleich wieder eine Schlagzeile.
    Und wenn man dann in den deutschen Medien ließt, dass das AKW “trotz widerstand aus Deutschland” wieder ans Netz geht dann fragt man sich doch was für eine Selbstwahrnehmung die Medien haben. Wenn Medien meinen Politik machen zu wollen und auch andern Ländern die Innenpolitik diktieren wollen dann ist das in Kommentarbereichen völlig in Ordnung und auch Zeitungen wie “Stern” die einen klaren politischen Auftrag haben kein Problem. Aber wenn Zeitungen von sich selber behaupten sie würden neutral berichten und dann so etwas schreibt dann wirkt sich das extrem negativ auf das Vertrauen aus. Woher soll ich zum Beispiel bei Themen wie der aktuellen Polnischen Regierung wissen ob das jetzt wirklich ein Unding ist oder ob die Tagesschau da nicht wieder ihre Agenda durchdrücken will. Man kann nicht überall Ahnung von haben und wenn der Bereich von den man Ahnung hat medial so schlecht recherchiert sieht dann ist das bitter. Ich bin das Gegenteil von den Leuten die Lügenpresse rufen aber es fällt einen wirklich schwer die “alles Lügen” Fraktion zu widerlegen wenn es diese krassen Negativbeispiele gibt.

    • #38 BreitSide
      Beim Deich
      26. Dezember 2015

      Möchte es vielleicht sein, dass Deutschland aufgrund der geographischen Lage ein besonderes Interesse hat? Oder macht Fallout jetzt neuerdings an Landesgrenzen halt?

      Warst Du genauso spöttisch, als Skandinaviens Seen durch das SO3 aus dem Ruhrgebiet versauerten? Du wärst nicht allein, unser Chemie-Prof lästerte auch, die skandinavischen Seen seien doch selbst schuld, wenn sie nicht genug Säurekapazität hätten.

      Der “Stern” hat einen politischen Auftrag? Der ist doch so rechts wie Du es haben willst.

      Ich denke, Du hast da eine irrationale Fobie aufgebaut. Der Rechtsruck in Polen samt antidemokratischer Bestrebungen ist genauso vom Deutschlandfunk als beängstigend beschrieben worden. Auch ganz linke Socken, diese Deutschlandfunkisten, klar doch… :roll:

  21. #39 Hobbes
    26. Dezember 2015

    @Beobachter #36:
    Das ist eines der Probleme. Während man eine Untertagedeponie in Herfa-Neurode hat die chemischen Giftmüll bis ans Ende der Zeit lagern soll welcher an Giftigkeit den LLW (Low Level Waste) um ein vielfaches überlegen ist, ist dies bei Radioaktiven Abfall anscheinend unmöglich. Und die Leute glauben dank der medialen Verzerrung echt das so ein Lager eine einzigartige riesige Gefahr darstellt.
    Eine Tonne Arsen zu verklappen kostet 260€. Eine Tonne eingeäschertes Einwegmaterial (mit geringerer Strahlung als Klärschlamm aus der Raffinerie) kostet 10.000€.
    Nicht falsch verstehen. Die Lagerung der Brennstäbe ist ein gewaltiges Problem welches man auch nicht klein reden sollte aber das wird medial eben nicht differenziert. (Jeglicher HLW Abfall der Welt ist zusammen ein Würfel mit 13 Meter Kantenlänge. Die Menge ist somit nicht das Problem)

  22. #40 BreitSide
    Beim Deich
    26. Dezember 2015

    Kaum wird Block 1 wieder angefahren, muss Block 3 wieder vom Netz.

    Oder war es umgekehrt?

    Wer soll sich da noch auskennen :roll:

  23. #41 Dr. Webbaer
    27. Dezember 2015

    @ John Sinclair :

    Ich sehe aber kein Problem darin, wenn sich kein Politiker findet, der sich positiv zur Kernkraft äußert.

    Ischt schon problematisch, wenn sich heute bundesdeutsch kein Politiker mehr findet, der sich für die friedliche Nutzung der Kernenergie ausspricht, andernorts dies aber den Normalfall darstellt.
    Insbesondere auch, dass sich bundesdeutsch welche finden, die an dieser Stelle keine Probleme sehen -an und für sich wäre stattdessen anzunehmen, dass selbst strikte Gegner der friedlichen Nutzung der Kernenergie Gegenrede und den offenen politischen Diskurs wünschen, selbst post festum, also wenn der Ausstieg bereits beschlossen worden ist- sagt eine ganze Menge über Bundesdeutsche und deren sozusagen viehisches Mit- oder Nachlaufen aus.

    MFG
    Dr. W

  24. #42 John Sinclair
    27. Dezember 2015

    @ Dr. Webbar

    Ischt schon problematisch, wenn sich heute bundesdeutsch kein Politiker mehr findet, der sich für die friedliche Nutzung der Kernenergie ausspricht..

    Volle Zustimmung.

    Da es im Blogpost um Journalismus geht, bezog sich mein Kommentar darauf, dass ich kein Problem in der Berichterstattung sehe, wenn sich kein Politiker findet, der sich positiv zur Kernkraft äußert.

    Der Mangel von politischen Befürwortern zur Kernkraft in der Berichterstattung, spiegelt den politischen Konsens zur Kernkraft korrekt wieder.

    Daraus folgt nicht, dass ich diesen Konsens befürworte.

    (Davon unbenommen ist zu bewerten, inwieweit in der Sache korrekt und ausführlich berichtet wird.)

    • #43 wasgeht
      27. Dezember 2015

      Nur, dass sich Berichterstattung nicht davon abhängig machen darf, ob es nun für etwas politische Befürworter gibt oder nicht. Sie darf nur davon abhängig sein, wie die Realität ist und wie nicht (zumindest insoweit, wie man das in Erfahrung bringen kann).

  25. #44 Beobachter
    28. Dezember 2015

    Nur etwas off topic:

    Apropos “Gnade der späten Geburt”, Lernen aus Fehlern/Erfahrungen der (unfernen) Vergangenheit, Journalismus und Berichterstattung:

    https://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/594233/Meine-Oma-der-Fluechtling

    Man kann vieles beispielhaft selbst “in Erfahrung bringen” (im wahrsten Sinne des Wortes !), wenn man Interesse hat/zeigt, sich nicht sowieso immer für “klüger” und im Besitz der einzigen “Wahrheit” hält und sich etwas Zeit nimmt, um sich mit seinen eigenen Eltern/Großeltern/Menschen im persönlichen Umfeld zu unterhalten, sie zu befragen.
    Es wiederholt sich vieles oder ist zumindest vergleichbar.
    Persönliche Gespräche/Erfahrungsberichte machen erfahrene Realität (vergangene und jetzige) begreifbarer als jede Statistik und Zahlenkolonnen, bringen erhobene Daten und wissenschaftliche Untersuchungen erst zum Sprechen.
    Wer die Gelegenheit versäumt, mit (den letzten noch lebenden) Zeitzeugen/Betroffenen zu sprechen, verhält sich sträflich.
    Das betrifft nicht nur die aktuelle Debatte zum Flüchtlingsproblem, sondern auch die zum Rassismus/Rechtspopulismus,-extremismus/Nationalismus, zur Energiegewinnung, zum Konsumverhalten, zum Umweltschutz/Klimaschutz etc.

    Im Übrigen würde ich Jedem, der sich für besonders klug, informiert, kompetent hält, die Lektüre des folgenden Textes empfehlen:

    https://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1926/Gru%C3%9F+nach+vorn

    “Gruß nach vorn”, K. Tucholsky, 1926 –
    er grüßt Leser im Jahre 1985 und schreibt u. a.:
    ” … Soll ich dir Schmeicheleien sagen? Ich kann es nicht. Selbstverständlich habt ihr die Frage: ›Völkerbund oder Paneuropa?‹ nicht gelöst; Fragen werden ja von der Menschheit nicht gelöst, sondern liegen gelassen. … ”

    Wohl wahr – auch und gerade heutzutage … !
    Schönes neues Jahr 2016 – schöne neue Welt 2016… !

  26. #45 BreitSide
    Beim Deich
    29. Dezember 2015
  27. #46 Beobachter
    4. März 2016

    Anmerkung aus aktuellem Anlass (AKW Fessenheim):

    https://www.tagesschau.de/inland/akw-117.html

    Wer angesichts der jahrzehntelangen fragwürdigen, vertuschenden Informationspolitik von AKW-Betreiberfirmen immer noch zu den völlig unkritischen, blauäugig technikbegeisterten (ohne Einbeziehung des gesellschaftlichen und politischen Kontextes) Befürwortern der (nicht nur friedlichen) Kernkraftnutzung gehört, unterliegt m. E. auch einem irrationalem Glaubenssystem.
    Nämlich dem mit der Grundannahme, das alles, was (technisch) machbar ist (“was geht”), auch besser, fortschrittlich und zum Wohle der Menschheit ist bzw. sein muss.