Die Idee ist, wie es sich für eine geniale Idee gehört, einfach: Da der Wind mit zunehmender Höhe immer stärker wird, wäre es doch am Besten, an riesige Drachen Rotoren für Windkraftwerke zu befestigen und diese Drachen dann bis auf ein paar 1000 m aufsteigen zu lassen. Die Drachenschnüre (2 Stück, wenn es ein Lenkdrachen ist) sind aus Metall und können den gesammelten Strom zur Erde leiten.
Mit dieser Idee brachte es Sky Windpower im vergangenen Jahr immerhin auf Platz 35 der Liste der besten Erfindungen des Time Magazin.
Der Wind wird mit der Höhe nicht nur stärker, da der Reibungsverlust mit der Erdoberfläche nachlässt, er wird auch gleichmäßiger, da die Turbulenzen und Tagesschwankungen, die durch die ungleichmäßiger Erwärmung von Wasserflächen, Wäldern und Stadtgebieten entstehen, in zunehmender Höhe keine Rolle mehr spielen. Während wir am Erdboden vielleicht gerade einen Wind von 5 km/h spüren, sind es in 100 m Höhe (so hoch sind heute etwa Windkraftanlagen) schon 20 km/h, in 1.000 m Höhe würden wir aber schon 50 km/h messen und in 10.000 m Höhe wären es dann weit mehr als 100 km/h. Bei einer Westwetterlage, wie wir sie in Europa häufig erleben, liegen die Werte natürlich noch deutlich darüber.
Am Besten wäre es also, die Drachen bis in den JetStream hinauf steigen zu lassen. Das stellt natürlich die Materialforscher und Ingenieure vor enorme Herausforderungen. Einerseits müssen die Werkstoffe, aus denen ein solcher Drachen gebaut wird, extrem leicht und gleichzeitig stabil sein, andererseits müssen die Risiken eines Absturzes eines solchen Drachens über bewohntem Gelände berücksichtigt werden.Hier stellt sich vor allem die Frage, wie weit ein havarierter Drachen vom JetStream getragen werden würde, bevor er auf die Erde stürzt.
Einen anderen Weg geht deshalb die Firma KiteGen die ihre Lenkdrachen nur bis etwa 1.000 m aufsteigen lassen will. Dort sollen sie dann, wie die Lenkdrachen am Strand, Schleifen fliegen – der Strom wird dann aus der Bewegungsenergie und der Zugkraft am Boden erzeugt. Damit wird zwar nicht so viel Strom erzeugt wie in größeren Höhen, die technologischen Herausforderungen scheinen aber etwas geringer als beim Sky-Windpower-Konzept.
Vor beiden Projekten liegt also noch ein langer Weg – allerdings scheint dieser nicht so lang wie der der Kernfusion bei ITER oder der der Bereitstellung von Solarstrom aus Afrika. Die Aktivisten rechnen schon für 2011 mit der Markteinführung erster Produkte. Und das beste für Europa: den meisten Wind gibt es nicht in der Sahara oder dem Nahen Osten, sondern direkt über uns, in den mittleren Breiten.
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