Audrey Tautou ist erwachsen geworden. In “Coco Chanel” zeigt sie, dass sie noch weit mehr kann als ein schüchtern-liebenswertes Lächeln zu zeigen und scheu die Augen aufzuschlagen, wie sie es in “Die wundersame Welt der Amelie” fast zu oft vorgeführt hat. Sie kann ernst sein, bitter, entschlossen aber auch verzweifelt. Die Ausdruckskraft ihrer Mimik ist gewaltig geworden.

Das alles in einem Film, der mit einer unglaublichen Ruhe erzählt ist. Szenenwechsel werden über Schwarz geblendet, das dauert jedes Mal sechs Sekunden, man möchte den Film über weite Strecken nicht als “gedreht” sondern als fotografiert bezeichnen, z.B. wenn Audrey Tautou inmitten einer endlosen dämmrigen Landschaft steht – verloren und doch nahe, oder wenn sie am Schluss in schwarz-weiß gekleidet auf einer weißen Wendeltreppe sitzt, mehrfach in Spiegeln gebrochen.

Überhaupt: Die Bilder des Films, die Farben, sind grandios. Wenn quer über die Leinwand ein einfarbiger Stoffballen ausgerollt und dann gerafft wird und darunter das bloße Holz des Tisches zum Vorschein kommt, dann ergibt das ein eindrucksvolleres Bild von der revolutionären Schlichtheit der Chanel-Mode als jede Erklärung. Ein schnörkelloser, geradliniger Film von großer Schönheit, der genau dadurch der Modeschöpferin gerecht wird.

Kommentare (1)

  1. #1 ArtiBerlin
    Mai 12, 2010

    Wirft den Film auf jeden Fall in ein neues Licht – so habe ich ihn bislang nicht gesehen. Trotz allem ist die Amélie-Mimik nicht schlagbar! Fabelhaft!

    schöne Filmkritiken gibt es auch bei uns: www. artiberlin.de