Würde man der Logik der Vergabe der Friedensnobelpreise auch bei den Wissenschaftspreisen folgen, dann hätte spätestens in diesem Jahr der Nobelpreis für Physik an Peter Higgs gehen müssen. Zwar ist das nach ihm benannte Elementarteilchen noch nicht nachgewiesen und damit der auch nach ihm benannte Mechanismus noch nicht experimentell bestätigt – aber was soll’s? Seit Barack Obamas Amtsantritt als US-Präsident wurde auch noch kein Soldat aus Afghanistan oder dem Irak abgezogen, die Zahl der Toten ist noch nicht gesunken, die Anzahl der Atomsprengköpfe auf der Welt wurde noch nicht reduziert – trotzdem ist er der Träger des diesjährigen Friedens-Nobelpreises.
Sehnsüchtig warten die Physiker auf den Neustart des LHC und darauf, dass das Higgs-Teilchen dort endlich nachgewiesen werden möge und damit das Standard-Modell der Elementarteilchen endlich seine entscheidende und krönende experimentelle Bestätigung erfährt. Zeigt sich das Boson nicht, gerät das ganze Modell in Schwierigkeiten – aber das ist eine andere Geschichte.
Wenigstens ebenso sehnsüchtig warten die Physiker gemeinsam mit dem Rest der Menschheit auf friedlichere Zeiten am Hindukusch, im Zweistromland und auch im Rest der Welt. Die Hoffnungen, die auf die neue Politik Obamas gesetzt werden, sind etwa ebenso groß wie die Hoffnungen in den Higg’schen Mechanismus der Wechselwirkung zwischen Eichbosonen und Higgs-Feld.
Aber es sind bisher eben nur Hoffnungen, wenn sie auch realistisch sind. Und deshalb gibt’s – wie Lee Smolin in seinem Buch “Die Zukunft der Physik” so schön anmerkt, dafür auch noch keinen Nobelpreis.
Da stellt sich doch die Frage, um wieviel hoffnungsärmer die politische Welt eigentlich gegenüber der wissenschaftlichen ist, wenn es für Politiker schon einen Preis gibt weil sie uns nur ein bisschen Hoffnung geben, und der Erfolg noch gar nicht sichtbar ist.
Kommentare (12)