Einmal im Jahr, immer am ersten April, suchen wir die Lügen und Täuschungen in den Medien. Einmal im Jahr sind wir skeptisch ob das, was da geschrieben steht, wirklich ernst gemeint sein soll. Einmal im Jahr gestatten wir den Schreibern der Zeitungen und Blogs, den Nachrichtensprechern und Magazinmoderatoren, uns aufs Glatteis zu führen.
Wir testen unsere Gutgläubigkeit, so glauben wir. Aber in Wirklichkeit spielen wir nur ein Spiel mit unseren Informationslieferanten. Wir suchen die Lüge, die uns, möglichst intelligent verpackt, sodass sie fast nach Wahrheit klingt, untergeschoben wird.
Man kann es als Rätsel auffassen, das sich irgendwo auf den Zeitungsseiten oder in den Meldungen des Tages versteckt. Und wenn die Sache – neben dem Spaß und dem Unterhaltungswert – überhaupt einen Sinn hat, dann den, dass man sich am ersten April bei mehr als einer Nachricht fragt: „Soll das ein Witz sein? Soll das der Witz sein?” man wundert sich plötzlich, bei wie vielen Meldungen eines Tages man sich eigentlich an den Kopf greifen müsste, wie oft man eigentlich irritiert aufs Kalenderblatt schauen müsste – und wie viele Meldungen des ersten April wahr sind, obwohl sie doch wie ein schlechter Scherz klingen.
Am ersten April dürfen unsere Meinungsmacher und Nachrichtensprecher uns belügen – das ist die Verabredung. Das heißt aber auch: An allen andern Tagen des Jahres sollen wir ihnen gefälligst glauben, was sie da schreiben. Wer am ersten April scherzt und das am zweiten April zugibt, behaupten damit gleichzeitig, sonst immer die Wahrheit zu sagen – und er verlangt, dass wir, die wir uns über den gelungenen Start in den April freuen, ihm ansonsten vertrauen.
Gutgläubig sind wir nicht am ersten April, sondern in der Zeit vom 2. April bis zum 31. März.
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