Einmal im Jahr, immer am ersten April, suchen wir die Lügen und Täuschungen in den Medien. Einmal im Jahr sind wir skeptisch ob das, was da geschrieben steht, wirklich ernst gemeint sein soll. Einmal im Jahr gestatten wir den Schreibern der Zeitungen und Blogs, den Nachrichtensprechern und Magazinmoderatoren, uns aufs Glatteis zu führen.

Wir testen unsere Gutgläubigkeit, so glauben wir. Aber in Wirklichkeit spielen wir nur ein Spiel mit unseren Informationslieferanten. Wir suchen die Lüge, die uns, möglichst intelligent verpackt, sodass sie fast nach Wahrheit klingt, untergeschoben wird.

Man kann es als Rätsel auffassen, das sich irgendwo auf den Zeitungsseiten oder in den Meldungen des Tages versteckt. Und wenn die Sache – neben dem Spaß und dem Unterhaltungswert – überhaupt einen Sinn hat, dann den, dass man sich am ersten April bei mehr als einer Nachricht fragt: „Soll das ein Witz sein? Soll das der Witz sein?” man wundert sich plötzlich, bei wie vielen Meldungen eines Tages man sich eigentlich an den Kopf greifen müsste, wie oft man eigentlich irritiert aufs Kalenderblatt schauen müsste – und wie viele Meldungen des ersten April wahr sind, obwohl sie doch wie ein schlechter Scherz klingen.

Am ersten April dürfen unsere Meinungsmacher und Nachrichtensprecher uns belügen – das ist die Verabredung. Das heißt aber auch: An allen andern Tagen des Jahres sollen wir ihnen gefälligst glauben, was sie da schreiben. Wer am ersten April scherzt und das am zweiten April zugibt, behaupten damit gleichzeitig, sonst immer die Wahrheit zu sagen – und er verlangt, dass wir, die wir uns über den gelungenen Start in den April freuen, ihm ansonsten vertrauen.

Gutgläubig sind wir nicht am ersten April, sondern in der Zeit vom 2. April bis zum 31. März.

Kommentare (13)

  1. #1 Florian Freistetter
    April 7, 2010

    Wer am ersten April scherzt und das am zweiten April zugibt, behaupten damit gleichzeitig, sonst immer die Wahrheit zu sagen – und er verlangt, dass wir, die wir uns über den gelungenen Start in den April freuen, ihm ansonsten vertrauen.

    ??? Sie behaupten also dass alle Journalisten, Blogger, Medienmenschen, Wissenschaftler, (wer denn nun genau?) immer davon ausgehen, dass das Publikum sämtliche Aussagen einfach so glaubt, nicht nachfragt und einfach vertraut? Das halte ich für Unsinn. Nur weil zufällig gerade der 1. April ist glaube ich noch lange nicht alles was ich irgendwo lese. Und wenn ich mich in der Welt so umsehe, dann gibt es dort noch sehr, sehr viele andere Menschen, die fähig sind, Informationen kritisch zu rezipieren. Und das ist auch den Menschen bewusst, die diese Informationen verbreiten.

  2. #2 Jörg Friedrich
    April 7, 2010

    @Florian Freistetter: Der Satz, den Sie zitieren, bezieht sich ja auf die Schreiber, und nicht auf die Leser, isofern ist mir unverständlich wie Sie aus meiner Aussage, die Schreiber verlangen, dass man ihnen vertraut, schlussfolgern, dass diese über ihre Leser denken, die würden unkritisch alles glauben.

    Vie wichtiger aber ist, dass es einen Unterschied zwischen “Vertrauen” und “Glauben” gibt, und der ist in meinem kleinen Text ziemlich wichtig. Ich vertraue Ihnen z.B., ich denke, dass Sie an anderen Tagen als dem 1. April nicht wissentlich die Unwahrheit schreiben – und ich denke, dieses Vertrauen verlangen Sie auch von Ihren Lesern. Das heißt aber nicht, dass ich glaube, dass alles stimmt, was Sie schreiben – und ich hoffe, das verlangen Sie auch nicht.

  3. #3 Florian Freistetter
    April 7, 2010

    @JF: “isofern ist mir unverständlich wie Sie aus meiner Aussage, die Schreiber verlangen, dass man ihnen vertraut, schlussfolgern, dass diese über ihre Leser denken, die würden unkritisch alles glauben.”

    Also die Schreiber verlangen das man ihnen vertraut, wobei sie aber gleichzeitig davon ausgehen, dass ihre Leser kritisch sind und nicht alles einfach so glauben was sie schreiben?

    Ach, ich lass es lieber. Sie verwenden Worte auf eine Art und Weise die mir zu mühsam ist…

  4. #4 Florian Freistetter
    April 7, 2010

    “Vie wichtiger aber ist, dass es einen Unterschied zwischen “Vertrauen” und “Glauben” gibt, und der ist in meinem kleinen Text ziemlich wichtig.”

    Dann ändern sie doch bitte auch nochmal diesen Satz:

    Gutgläubig sind wir nicht am ersten April, sondern in der Zeit vom 2. April bis zum 31. März.

    Denn es geht ja ums Vertrauen und nicht um den Glauben wie sie im Satz vorher schreiben (“und er verlangt, dass wir, die wir uns über den gelungenen Start in den April freuen, ihm ansonsten vertrauen.”).

    Aber wie gesagt – ich lass das lieber. Jedesmal jedes Wort neu definieren wenn man irgendwas diskutieren will ist mir zu mühsam…

  5. #5 Tim
    April 8, 2010

    @ Florian Freistetter

    Himmel. Muß man jedes Wort auf die Goldwaage legen? Ich denke, es ist doch ziemlich klar, was Jörg Friedrich meint.

    Überhaupt finde ich den Ton in den Kommentarbereichen auf ScienceBlogs inzwischen ziemlich scharf und oft erbsenzählerisch. Muß das sein? War das immer so?

  6. #6 Sven Türpe
    April 8, 2010

    Aber wie gesagt – ich lass das lieber. Jedesmal jedes Wort neu definieren wenn man irgendwas diskutieren will ist mir zu mühsam…

    Ja, Kommunikation ist mühsam. Am besten funktioniert sie, wenn sich beide Seiten anstrengen, Sender und Empfänger.

  7. #7 Jörg Friedrich
    April 8, 2010

    Für einen Autor, der von der Richtigkeit dessen, was er schreibt, überzeugt ist, wird das Vertrauen in seine Person und das Glauben seines Textes identisch. Als Leser kann ich der Person des Autors vertrauen, gleichzeitig aber an der Wahrheit des Textes zweifeln. Ich vertraue der Redlichkeit des Autors, glaube aber nicht jeden Fakt, der im Text steht.

    Gutgläubigkeit steckt nicht nur im blinden Glauben des Textinhalts, sondern auch im blinden Vertrauen auf die Redlichkeit eines Autors.

  8. #8 Geoman
    April 8, 2010

    Ich neige bekanntlich dazu, hier weder der Redlichkeit der Autoren noch den Fakten, die in ihren Texten stehen, zu trauen. In Übernahme einer Formulierung von Nietzsche entsprechen viele der Autoren hier genau dem, was Nietzsche mit “kleine Mittelstandsgelehrte” bezeichnet hat, also Leute, die “die eigentlich großen Probleme und Fragezeichen gar nicht in Sicht bekommen” und bekommen können.

    Und dies liegt vor allem daran, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, ihre eigene Redlichkeit (also ihre vorwissenschaftlichen, z. B. die durch ihre Verankerung im Wissenschaftsbetrieb bedingten Abhängigkeiten und Vorgaben) zu thematisieren und in Frage zu stellen, sondern ständig damit beschäftigt sind, ihre eingefahrenen unreflektierten Grundüberzeugungen mit immer neuen “Fakten” zu unterfüttern.

  9. #9 Helmut E.
    April 8, 2010

    @Geoman
    wenn du die Redlichkeit der Autoren bei Scienceblogs in Frage stellst, warum liest du hier regelmäßig?
    Grundsätzlich ist es ja sinnvoll, die Quellen, aus denen man Informationen zu einzelnen Themen bezieht, vorher zu beurteilen. Wenn ich beispielsweise die Bildzeitung als unredlich beurteile, werde ich wohl kaum täglich drin lesen, nur um mich über die Artikel zu ärgern.

    Ich war sogar schon mal auf deiner Seite, lieber Geoman, weil du hier immer wieder dümmliche Statements abgibst und ich neugierig war, welche Person dahinter steckt. Aber ich habe deine HP für mich als unredliche Witzseite beurteilt und werde sie bestimmt kein 2tes Mal besuchen. Und sicher werde ich dort nicht im Kommentarbereich rumstänkern (sofern es überhaupt einen geben sollte).
    Was bitte musst du für ein Mensch sein, der zu so einem Verhalten neigt? Ist es eine Art von Besessenheit? Oder brauchst du nur Aufmerksamkeit? Ich würde es wirklich gerne verstehen. Obwohl ich dir trotzdem nicht helfen könnte, das kann wahrscheinlich nur ein Psychiater.

  10. #10 Jörg Friedrich
    April 8, 2010

    @Helmut E.: Nun, das Verhalten, sich aktiv mit den Äußerungen anderer auseinanderzusetzen, die man eigentlich grundsätzlich kritikwürdig findet, ist ja nicht so selten. Was z.B.Ihr Beispiel der BildZeitung betrifft, gibt es ja dazu ein ganzes – und sehr erfolgreiches Blog – das sich jahrelang mit nichts anderem beschäftigt hat als die Bild zu kritisieren. Und auch Sie selbst beschäftigen sich ja aktiv mit Äußerungen, die Sie ablehnen. Ich glaube, ohne dieses Verhalten würde es keine Aufklärung geben.

  11. #11 Geoman
    April 8, 2010

    @ Helmut E. schrieb:

    “Obwohl ich dir trotzdem nicht helfen könnte, das kann wahrscheinlich nur ein Psychiater.”

    Vermutlich haben die meisten, die hier Bloggen oder Posten kein Interesse an Therapie oder sie sind therapieresistent oder bedürfen keiner Therapie. Kurz das ‘Argument’ führt uns nicht weiter.

  12. #12 Helmut E.
    April 13, 2010

    @Jörg Friedrich
    Diese Sicht akzeptiere ich zum Großteil. Ich kenne das Alti-Bild-Blog nicht, aber ich finde aufklärende Initiativen grundsätzlich unterstützenswert. Vorausgesetzt das Niveau des Blogs ist nicht genauso tief wie das der Bild Zeitung. Ich persönlich sehe aber einen Unterschied, ob man ein eigenes Blog als Plattform nutzt, um seine Position darzulegen. Oder ob man gezielt nach fremden Blogs oder Foren sucht, die nicht der eigenen Haltung entsprechen, nur um das dann dort gebetsmühlenartig verkünden zu können. Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen, die wirklich etwas bewegen/verändern wollen und Berufsdemonstranten.
    Geoman ist so ein Berufsdemonstrant. Ginge es ihm tatsächlich um Inhalte, würde er Aussagen oder Positionen konkret angreifen, selbst Stellung beziehen und Argumente für seine Haltung vorbringen. In dutzenden seiner Kommentare konnte ich nichts dergleichen finden, nur pauschale Kritik an den Autoren. Ein Idealist, der Aufklärung zum Ziel hat, verhält sich anders.

  13. #13 Michael Michaelis
    April 13, 2010

    Gutgläubig sind wir nicht am ersten April, sondern in der Zeit vom 2. April bis zum 31. März.

    Das ist ein wahres Wort.
    Sie verlinken allerdings hier im Blog die Seiten von Miriam Meckel, die gutes Geld im Auftreten als Lobbyist für die INSM verdient. Gutgläubig sind immer die Anderen, nicht wahr?