Als Meteorologe ist man in den letzten Monaten vorsichtig geworden. Zu schnell wird man, wenn man Simulationen nicht mit der notwendigen Begeisterung begegnet, in die Klimawandel-Leugner-Ecke gestellt. Aber in der letzten Woche wurde man doch nachdenklich: Eine Wolke aus Vulkanasche bewegt sich über Europa. Da fragt man sich als Wettermann (auch wenn bei mir die aktive Zeit schon Jahrzehnte zurücklegt) warum man von dem Messnetz, das in den hohen Luftschichten Konzentrationen von Lava-Staub misst, noch nie gehört hat.
Nun ist es heraus: Es handelt sich wirklich ausschließlich um eine Simulation, ob die Wolke, die auch auf ScienceBlogs an verschiedener Stelle so farbenfroh dargestellt wurde, irgendetwas mit einer realen Wolke zu tun hat, wird man frühestens heute Nachmittag erfahren.
Die schönen Bilder der Computer sind von keinerlei Empirie getrübt. Das heißt nicht nur, dass nirgends ein Abgleich mit tatsächlichen Messwerten des Staubs aus Island erfolgt ist. Es ist ja noch viel schlimmer:
Niemand weiß wirklich, wie viel Vulkanasche in welcher Höhe in die Atmosphäre gelangt ist. Weder die Massen an Staub sind bekannt, noch die genaue Höhenverteilung. Auch über die Frage, wie groß die Staubpartikel sind oder welche genaue chemische Struktur sie haben, gibt es keine Messungen sondern nur Annahmen.
Das alles ist nicht schlimm. Niemand sagt, dass die Flugsicherheitsbehörden auf dieser Basis hätten anders entscheiden sollen als sie es taten. Wirklich schlimm ist einzig, dass diese Computer-Wolke (der Begriff Cloud Computing bekommt nun einen völlig neuen Sinn) uns als Realität dargestellt wurde.
Für immer wird nun nachlesbar bleiben, wie sorglos manche Wissenschaftler uns Computer-Simulationen auf der Basis von mehr oder weniger plausiblen Annahmen aber gänzlich ohne Bezug zu realen Messungen als Wirklichkeit darstellen. Wie sehr sie selbst vermutlich Computer-Graphiken und bunte Diagramme als Wirklichkeit ansehen.
Das wird natürlich auch Wasser auf die Mühlen der Klimawandel-Leugner sein. Und das ist wirklich schlimm.
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