Es scheint in letzter Zeit eine Neigung dazu zu geben, den großen Abenteuerhelden – seien sie Mythos, Legende oder Fantasy-Gestalten – eine Herkunft anzudichten. Nachdem wir wissen, wie Darth Vader in seine schwarze Maske kam, nachdem wir nun auch wissen, wie Kirk und Spock ihre Kindertage verbrachten (sollte man sagen “verbracht gehabt haben werden”?) – erfahren wir nun, wie Robin Hood in den Wald von Notthingham kam.

Etwas mehr als zwei Stunden muss man sich allerdings Zeit nehmen um zu sehen, wie aus dem Super-Bogenschützen ein Pseudo-Ritter, aus dem Pseudo-Ritter ein Philosoph und Demokrat und aus dem dann schließlich ein Gerechtigkeits-Kämpfer wird. Allerdings wird die Zeit nicht lang. Russel Crowe, irgendwie zu alt für einen jungen Robin Hood, spielt nochmal den Gladiator, und da es lang genug her ist, kann man sich den natürlich auch noch einmal gönnen.

Ein besonderer Höhepunkt ist die Landung der Franzosen in Süd-England, die als Zitat der Landung der Alliierten in der Normandie inszeniert ist, bis in die Details der Landungsboote.

Schönes Popkorn-Kino, mit Liebe und Schlachtgetümmel, nicht zu brutal, nicht zu kitschig, mit einem Happy End im Wald. Beim Happy End wird abjeblend’ – endlich auch bei Robin Hood.

Bleibt die Frage, warum wir den Helden, die es nicht gab, eine Vergangenheit andichten wollen, die sie nicht hatten. Warum Helden nicht mehr “einfach da sein können” – warum auch Kirk und Luke Anakin Skywalker und nun auch Robin Hood unbedingt mal Kind gewesen sein müssen.

Kommentare (13)

  1. #1 Ketzu
    Mai 15, 2010

    Eine “filmophile” Freundin von mir sagte über ihre Erwartung zu dem Film “Das wird son Gladiator im Wald, nur mit altem Russel Crow” 🙂

  2. #2 MartinB
    Mai 15, 2010

    “Bleibt die Frage, warum wir den Helden, die es nicht gab, eine Vergangenheit andichten wollen, die sie nicht hatten.”
    Ich vermute, die Antwort ist simpel: es ist einfacher, Geschichten um bekannte und beliebte Charaktere herumzubauen als neue Charaktere bekannt und beliebt zu machen.
    Gerade im Kino kommen dann noch die Möglichkeiten eines Neuerzählens alten Stoffs mit neuen Mitteln hinzu, siehe z.B. King Kong.

  3. #3 Anakin
    Mai 15, 2010

    warum auch Kirk und Luke Skywalker und nun auch Robin Hood unbedingt mal Kind gewesen sein müssen.

    Nicht Luke sondern Anakin 😉

  4. #4 Jörg Friedrich
    Mai 15, 2010

    @ketzu: Eine weise Voraussicht deiner Freundin, nur dass der Wald in dieser Verfilmung ganz am Ende steht.

    @MartinB: Schade, ich hatte mir eine mehr philosophische und weniger ökonomische Erklärung gewünscht 😉

    @Anakin: Danke, habe es kontrolliert, so passt es besser. Wobei ja auch die Kindheit von Luke, wenn ich mich recht entsinne, erst in Episode III stattfindet und damit erst nach seiner Erwachsenenzeit erfunden wurde. Andererseits passt Star Wars hier ohnehin nicht ganz in mein Konzept da, soviel ich weiß, George Lucas die Gesamthandlung von Vornherein geplant hatte.

  5. #5 Anakin
    Mai 15, 2010

    Im Text oben wurde eben Darth Vader erwähnt und der hies mal Anakin Skywalker.
    In Episode III sah man nur die Geburt von Luke, nicht die Kindheit. Als das klassische Star Wars losging (heute Episode IV) war Luke imho schon 16 Jahre.
    Es wird immer behauptet George Lukas hätte von Anfang an 6 Episoden im Sinn gehabt, halte dies aber für eine Legende. Zumindest sieht man in den neuen drei Episoden die Vorgeschichte von Darth Vader ca 30 Jahre nach der eigentlichen Geschichte und so betrachtet ist der Vergleich richtig.

    PS:
    Mir gefällt es mehr von irgendwas zu erfahren als nur “es ist weil es eben so ist”, deswegen mag ich die ganzen Vorgeschichten (Prequels), solange sie halbwegs vernünftig verfilmt wurden 🙂

  6. #6 MartinB
    Mai 15, 2010

    “Es wird immer behauptet George Lukas hätte von Anfang an 6 Episoden im Sinn gehabt, halte dies aber für eine Legende.”
    Naja, immerhin beginnt der erste Film mit “episode IV – a new hope”. Irgendwas hatte er also schon im Kopf…

  7. #7 Anakin
    Mai 15, 2010

    Naja, immerhin beginnt der erste Film mit “episode IV – a new hope”. Irgendwas hatte er also schon im Kopf…

    Die original Episoden von ende der 70er wurden 20 Jahre noch mal digital remastert. Dabei wurde mehre Sachen aktualisiert. Später gab es auch noch Änderungen, zb sieht man in Episode VI bei der Feuer Beisetzung von DarthVader seinen Geist in Gestalt (Körper) von Anakin wie man ihn aus den neuen Episoden I-III kennt.

  8. #8 MartinB
    Mai 15, 2010

    @Anakin
    Klar. Aber die “Episode IV” im Vorspann gab’s auch in der Ogginalfassung (ganz bestimmt, ich war sozusagen dabei…)

  9. #9 Anakin
    Mai 15, 2010

    George Lucas schrieb anfangs fünfzehn Zusammenfassungen, die die gesamte Star-Wars-Saga bilden sollten. Von diesen fünfzehn Geschichten wollte Lucas ursprünglich jedoch nur eine einzige als Spielfilm umsetzen. Nach dem überraschenden Erfolg des ersten Star-Wars-Films verkündete er der Öffentlichkeit, dass nun insgesamt zwölf Filme für die Abenteuer des Luke Skywalkers (in den Urschriften noch Luke Starkiller benannt) vorgesehen seien. Im Jahr 1979 korrigierte Lucas seine erklärte Filmplanung dann nach unten und wollte stattdessen nur noch neun Filme drehen [6]. Vier Jahre später, nachdem die erste Trilogie mit Eine neue Hoffnung, Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter abgeschlossen war, gab Lucas wiederum bekannt, dass es nun keine weiteren Filme mehr geben werde. Schließlich meldete Lucas 1995 plötzlich an, dass er eine Vorgeschichte (Prequel) zu der bereits vorhandenen Trilogie produzieren und sich die Saga somit über sechs Filme erstrecken werde. Zusätzlich behauptete er zu dieser Zeit, dass er schon immer in seiner Vorstellung „die ganze Sache als Serie von sechs Filmen“ gesehen habe.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Starwars#Das_Drehbuch
    Scheint mir also unwahrscheinlich das damals (1977) schon Episode IV stand.

  10. #10 MartinB
    Mai 15, 2010

    Na, man soll aber nicht alles glauben, was bei wikipedia steht.
    Schauen wir lieber bei der englischen Wikipedia , dort lesen wir zum Thema “opening crawl”

    “When originally released in 1977, the first film was simply titled Star Wars, as the studio (20th Century Fox) forbade Lucas to use a subtitle because it could be confusing, since there had been no other Star Wars movies prior to 1977. [1][4]In addition, it was not certain if the film would be followed with a sequel. Following the release of Episode V: The Empire Strikes Back in 1980, the film was re-released in 1981 with the subtitle “Episode IV: A NEW HOPE” to match its sequel’s crawl. The original version, without the subtitle, was not released until the 2006 limited edition DVDs.”

    Ich habe den Film irgendwann Ende der 80er/Anfang der 90er zum ersten Mal in voller Länge gesehen, da gab’s den Eintrag schon.

    Wenn ich mich recht erinnere gab’s auch eine Anspielung darauf im Film Spaceballs, siehe
    https://www.spiritus-temporis.com/spaceballs/opening-crawl.html

  11. #11 Anakin
    Mai 16, 2010

    Nehme alles zurück und behaupte nun das Gegenteil! 🙂

  12. #12 S.S.T.
    Mai 16, 2010

    Niedlich, dass sich hier kaum jemand für den ‘neuen Robin Hood’ interessiert, aber um so mehr für ‘Star Wars’. Ist auch m.M.n. wesentlich interessanter, denn R.H. ist über die Jahrzehnte hinweg ziemlich ausgelutscht, während S.W. neue Welten, offensichtlich von 2001 inspiriert, kinomäßig erschlossen hat. (Auch wenn beides schon ‘lange’ her ist.

  13. #13 MartinB
    Mai 16, 2010

    @Anakin
    Damit haben wir dann unseren eigenen Star-Wars-Zyklus nachgespielt

    Scienceblog-Wars:

    Anakin· 15.05.10 · 16:02 Uhr
    Scienceblogs I – The phantom assertion

    MartinB· 15.05.10 · 16:48 Uhr
    Scienceblogs II – Attack of the nerd

    Anakin· 15.05.10 · 17:40 Uhr
    Scienceblogs III – Revenge of the expert

    MartinB· 15.05.10 · 18:05 Uhr
    Scienceblogs IV – a new memory

    Anakin· 15.05.10 · 18:25 Uhr
    Scienceblogs V – Google strikes back!

    MartinB· 15.05.10 · 20:45 Uhr
    Scienceblogs VI – Return of the Wiki