Gestern war ein Gedächtnistrainer in der Stadt. Gregor Staub erklärte vor rund 800 Leuten im H1 der Uni Münster, wie man sich zwanzig-stellige Telefonnummern merken kann indem man sich würfelnde Zwerge auf Bäumen vorstellt. Jeder der Teilnehmer kann jetzt die letzten 10 amerikanischen Präsidenten aufsagen, wenn er in Gedanken noch mal durch den H1 geht.
Das ist alles sehr hilfreich, auch wenn die Telefonnummern in Deutschland nur 10stellig sind (die 0 zählt nicht). Wirklich interessant war jedoch die Antwort auf die Frage, was für ein gutes Gedächtnis wirklich wichtig ist: Intelligenz, Kontextwissen oder Motivation?
(Ich mache an dieser Stelle eine kleine Pause, damit Sie, verehrte Leser darüber nachdenken können… … …)
Ok. Intelligenz ist es natürlich nicht, das geht nur zu 10% ein. Aber Motivation ist es auch nicht, die macht nur 25% aus. Wer hätte das gedacht, wo doch immer alle glauben, man müsste nur motiviert sein, dann klappt es mit den Fremdwörtern, den Gedichten, den Geschichts-Fakten.
Das Wichtigste, mit 65%, ist das Kontext-Wissen. Das brauche ich, um das neue Wissen mit dem Wissen, das ich schon habe, verknüpfen zu können. Mich erinnerte das an eine Diskussion aus dem Februar bei der es darum ging, ob es besser ist, Informationen zu ergooglen oder aus Lexika und persönlichem Fragen zu gewinnen. Ich hatte seinerzeit schon auf die Flüchtigkeit der Informationen hingewiesen, die wir mal eben “aus dem Netz fischen”. Wenn wir uns solche Daten nicht merken, weil wir sie immer und jederzeit im Internet finden, werden wir dann überhaupt noch viel lernen können? Wird das neue Wissen, das wir behalten wollen, ob es Witze oder politische Zusammenhänge sind, noch Ankerpunkte im Gedächtnis finden?
Vielleicht lerne ich ja übers Wochenende die Teilnehmer-Länder des Gesangswettbewerbs in Oslo auswendig. Oder doch lieber einen Monolog von Goethe?
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