Verschiedentlich wurde mir in Diskussionen zu meinen Texten geraten, doch vor dem Schreiben wenigstens Wikipedia oder ein Lexikon zu befragen um die richtige Bedeutung der Begriffe, die ich verwende und diskutiere, nachzuschlagen. Nun bin ich wirklich ein Freund guter schwerer gold-gebundener Lexika und die Wikipedia befrage ich täglich mehrfach. Trotzdem hat mich diese Forderung immer irritiert.
Kann mir Wikipedia oder ein Lexikon helfen, wenn ich ein philosophisches Problem habe? Dazu müsste ich erst mal wissen, was ein philosophisches Problem ist. Wikipedia kennt diesen Eintrag nicht, nur ein Philosophenproblem, bei dem es um Spagetti und zu wenig Geschirr im Haushalt geht. Das Problem heißt wahrscheinlich so, weil Philosophen sich einseitig ernähren und sich wenig aus materiellen Dingen machen (und deshalb keine Gabeln haben). Ich habe viele Gabeln und esse lieber Rumpsteak als Spagetti – habe ich vielleicht gar keine philosophischen Probleme?
Philosophieren heißt für mich, die selbstverständlichen Dinge nicht selbstverständlich zu nehmen. Die einfachste Frage, um mit dem Philosophieren zu beginnen, heißt “Tatsächlich?” (Nicht etwa, “Warum?”, wer Warum? fragt, wird Wissenschaftler, nicht Philosoph.)
Die selbstverständlichen Dinge stehen in den Lexika. In der Wikipedia steht, was die Vielen für selbstverständlich halten, im Brockhaus steht, was die Klugen für selbstverständlich halten. Beides kann Ausgangspunkt fürs Philosophieren sein. Aber helfen kann es dabei kaum.
Um herauszufinden, was meinesgleichen für selbstverständlich halten, brauche ich nicht ins Lexikon zu schauen, weder in das der Vielen, noch in das der Klugen – da höre ich ihnen und mir einfach zu. Das ist mein Ausgangspunkt. Wenn ich das ins Blog schreibe, gibt mein Blog mir meistens Recht: Das was, ich gerade nicht mehr selbstverständlich finde, finden die Kommentatoren natürlich immer noch selbstverständlich. Sie wundern sich über mich, und ich wundere mich nicht mehr über mich, sondern über meine Leser.
Aber Wundern ist ja aller Philosophie Anfang. Das ist wunderbar.
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