Der 100. Geburtstag eines wirklichen Pioniers der Computer-Welt steht ins Haus. Am 22.06.1910 wurde Konrad Zuse geboren, der Mann, der den ersten programmierbaren Computer der Welt gebaut hat, der die erste höhere Programmiersprache der Welt erdacht und den ersten Plotter gebaut hat.
Zuse war kein Wissenschaftler, er war Ingenieur und als solcher ein Bastler und Unternehmer. Sein Ziel war nicht, die Welt zu verstehen, sondern die Arbeit, wenn sie stumpfsinning und fehlerträchtig war, zu vereinfachen. Und ihm ging es immer darum, mit seinen Ideen Geld zu verdienen, Geld, das er wieder für neue Ideen investiert hat.
Schon der erste Rechner, der Z1 von 1938, hatte alles, was auch die Architektur eines moderen Computers vom PC bis zum Großrechner noch heute ausmacht: Rechenwerk, Programmwerk, Ein- und Ausgabeeinheiten und Speichereinheit. Er sollte Bauingenieuren mühselige statische Berechnungen abnehmen, Berechnungen, für die Zuse, nach eigener Aussage, selbst zu faul war.
Der Z3 von 1941 arbeitete nicht mehr mechanisch, sondern mit Telefonrelais – und war damit der erste funktionstüchtige Computer der Welt. Mit ihm wurden Berechnungen durchgeführt um Ursachen für Schwingungen von Flugzeugtragflächen, die zum Absturz führen konnten, zu finden.
Die Wissenschaft benutze Zuse als Materiallager: Er wollte nicht wissen, wie die elektrodynamische Theorie der Telefonrelais aussah – wichtig war, dass sie zuverlässiger funktionierten als mechanische Schaltwerke. Das sie das taten, war für Zuse keine Frage der physikalischen Theorie, sondern der Erfahrung der Telefongesellschaften.
So war Wissenschaft weniger die Voraussetzung für die Arbeit des Erfinders, sondern eher der Grund dafür, dass seine Bastelei überhaupt Sinn hatte: Denn wenn es nicht zuvor schon die Berechnungsverfahren für Materialeigenschaften von Bauwerken und Flugzeugen gegeben hätte, dann hätte Zuse schlicht nicht gewusst, was seine Maschine hätte ausrechnen sollen. Auch wenn man also nicht unbedingt sagen kann, dass Wissenschaft den Bau der ersten Computer ermöglicht hat, so hat sie doch dafür gesorgt, dass es sinnvoll war, Computer zu bauen.
Wenn man Zuses Werk ansieht fällt auf, dass er immer auf den praktischen Nutzen seiner Erfindungen aus war – und dass es ihm gelang, diesen Nutzen anderen zu vermitteln. Die investierten dann ihr Geld in seine Ideen, um von der Umsetzung zu profitieren. So begann das Computerzeitalter – und so ist es geblieben.
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