Vom Sparen ist viel die Rede, Sparpakete werden geschnürt, Sparzwänge müssen beachtet werden, Sparmaßnahmen überall. Würde jemand, der – sagen wir – fünfzig Jahre lang keine Zeitung gelesen hat, verstehen, wovon da die Rede ist?
Auf dem Küchentuch meiner Oma war ein Spruch eingestickt: “Spare in der Zeit, dann hast du in der Not”. So, wie das Wort “sparen” heute verwendet wird, passt es kaum in diesen alten Satz. “Prasse in der Zeit, und spare in der Not”, das stand wahrscheinlich seit den 1970er Jahren in der Politik-Lehrbüchern der neuen Generation. Und so denken die Politiker auch, ob im Bund, im Land oder in den Städten.
Sparen, das hieß früher, nicht alles auszugeben, was man erarbeitet hat. Sparen setzte früher voraus, dass man Einnahmen hatte, die man dann nicht komplett ausgab, um sie für “schlechte Zeiten” zurückzulegen – eben “aufzusparen”. So hatte man auch dann, wenn die Einnahmen ausblieben, noch für einige Zeit genug Geld, Getreide oder Wein, um sein Leben zu fristen.
Seit den 1970er Jahren lebt unsere Gesellschaft jedoch auf Pump. Die Idee, nur das auszugeben, was man zuvor eingenommen hatte, wurde als Zeichen von verstaubter altmodischer Ängstlichkeit gedeutet. Das betrifft nicht nur den Staat, sondern auch die Bürger und Unternehmer. Ihre Hochzeit in der Wirtschaft erlebte diese Mentalität vor ca. 10 Jahren unter dem Kosenamen “New Economy”. Seit dem haben sich zumindest die Unternehmer, die schon lange keine Kapitalisten mehr waren, weil sie schlicht kein (Eigen-)Kapital besaßen, schmerzhaft von diesem Missverständnis über das Sparen erholt.
Zu spät, wahrscheinlich, denn zum Sparen in der Zeit können auch sie kaum zurückkehren, ebensowenig wie die Bürger – denn der Staat nimmt ihnen all das weg, was übrig bleibt, was sie sparen könnten, und nennt wie zum Hohn genau das: Sparen.
Sparpakete, die der Staat nicht “packt” wie man früher Pakete packte um anderen eine Freude zu machen, sondern die er “schnürt” weil sie vor allem Papier enthalten – Gesetze und Verordnungen – diese Sparpakete enthalten vor allem Zwangsmaßnahmen um Bürgern und Unternehmen alles gesparte im Interesse des Gemeinwohls abzunehmen. Die Stadt bezeichnet es als “Sparen” wenn sie Parkgebühren, Müllgebühren und Gewerbesteuern erhöht, und der Bund “spart” indem er eine LKW-Maut erhebt.
In Krisenzeiten kann man nicht sparen, da kann man nur kürzen, den Gürtel enger schnallen. Da gibt es eben mal keine tollen Geschenke auf Pump, da muss geflickt werden und nicht neu gebaut.
Sparen, das ist etwas für die guten Zeiten, wenn die Gewinne und die Steuern sprudeln und fließen. Dann kann man Geld beiseite legen, alle Schulden abbezahlen – damit man die nächste Krise besser übersteht.
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