Das Schöne beim Lesen von Vortragssammlungen ist, dass man im zweiten Text zumeist – wenigstens am Rande, das Thema des ersten noch einmal dargestellt bekommt, aus einer anderen Perspektive vielleicht und mit einer gewissen Verschiebung, die auch die Veränderung des Standpunktes des Autors oder die Vielschichtigkeit des Gegenstandes selbst sichtbar macht.

So ist es auch beim zweiten Teil des Buches “Experiment – Differenz – Schrift“, dessen ersten Teil ich vor einigen Tagen vorgestellt habe. Rheinberger erläutert in “Historialität – Spur – Dekonstruktion” noch einmal sein Konzept des “Experimentalsystems” – und das gibt mir hier auch die Gelegenheit zu einigen Klärungen, die mir nach dem Lesen der Kommentare zu meinem ersten Text notwendig zu sein scheinen.

Experiment und Experimentalsystem

Ein Experientalsystem ist kein einzelner Versuchsaufbau und auch keine Anleitung zu einem Einzelexperiment. Schon in seinem ersten Vortrag weist Rheinberger – in Anlehnung an Ludwig Fleck – ausdrücklich darauf hin, dass der Experimentator es in seiner Praxis “mit allem, nur nicht mit einzelnen Experimenten zu tun hat”. Es handelt sich um eine komplex Experimentalanordnung, “die so eingerichtet ist, dass sie Wissen produziert, das wir noch nicht haben.” In einer Fußnote zum zweiten Vortrag erläutert er:

Praktisch besteht ein Experimentalsystem aus einem ganzen Bündel von ‘Aktanten’: technisches Personal, Diplomanden, Doktoranden und Postdoktoranden, die kontinuierlich in ein Forschungssystem ein- und nach einigen Jahren wieder austreten, ständige Wissenschaftler, eine Vielzahl von Mess- und Manipulationsgeräten, spezielle Ausrüstungen, Rechenanlagen, ein System zur Bereitstellung von Verbrauchsmaterial usw., und nicht zuletzt eine entsprechende Laborarchitektur.

Die Struktur eines Experimentalsystems muss dabei einerseits stabil sein, damit dass darin integrierte Wissen nicht “zerfließt” – andererseits muss sie locker gefügt sein, damit neues Wissen produziert werden kann. “Das Hervorbringen des Unbekannten [wird] zum reproduktiven Prinzip der ganzen Maschinerie”. Solange ein Experimentalsystem das kann, solange es Differenzen produziert, die es erlauben, forschungsrelevante Fragen zu stellen,solange ist ein System “jung”. Wichtig für die Forschung sind also gerade nicht so sehr die Einzelexperimente, die Theorien bestätigen oder widerlegen, sondern die Experimentalsysteme, die durch ihre innere Dynamik ständig Antworten auf Fragen produzieren, die zuvor noch gar nicht bekannt waren.

Das Neue als Ergebnis der Zukunft

Das Neue ist nichts weiter als eine Irritation an der Stelle, an der es seinen Ausgang genommen haben wird – man kann es nur im Modus der vergangenen Zukunft ansprechen.

Das leitet zum Hauptthema des Vortrages über. Im Nachhinein erscheint uns der wissenschaftliche Forschungsprozess immer als folgerichtig. Sowohl das Modell der Wissenschaft als kumulativem Prozess als auch das revolutionäre Modell Kuhns werden problematisch, wenn man die Mikrostruktur des Prozesses, der sich in der Dynamik des Experimentalsystems zeigt, untersucht. Von diesem weiß man eben immer nur, dass es neues Wissen produziert, dass es Antworten produziert auf noch nicht gestellte Fragen.Diese Antworten müssen zunächst erkannt werden, bevor die richtige Frage dazu gefunden wird – dann stellt sich, im Nachhinein, die Antwort als “das Neue” heraus. Aus der Perspektive der Zukunft auf die Vergangenheit kann dieses Neue als das Neue erkannt werden, aber wenn es entsteht, ist es noch nicht das Neue.

Der Forschungsprozess ist eben eine Spur, die aus vielen einzelnen Spuren entsteht. Jede neue Spur verwischt wieder einen Teil der zuvor gezogenen Linien. Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.

Das Rezente ist, wenn man so will, das Ergebnis von etwas, das es nicht gegeben hat. Und das Vergangene ist die Spur von etwas, das es nicht gegeben haben wird.

Das gilt natürlich nicht nur für die Geschichte der Wissenschaft, das gilt so für jede Geschichte. Nur fällt es uns wohl leichter, diese paradoxe Situation für alle nicht-wissenschaftlichen Tätigkeiten zu akzeptieren. Die logische Klarheit des Ergebnisses erweckt wohl die Erwartung, dass auch bei seiner Entstehung ein logischer, klarer, stringenter, folgerichtiger Prozess am Werke gewesen sein muss. Aber der Prozess der Entwicklung wissenschaftlicher Systeme hat viel mehr mit der natürlichen Evolution gemein, als man manchmal denkt: Auch hier ist es die differentielle Veränderung des Systems, bei Erhaltung einer gewissen reproduktiven Stabilität, die in der Konfrontation mit der Umwelt zu Vielfalt und funktioneller Angepasstheit führt.

Kommentare (21)

  1. #1 Andrea N.D.
    Juli 26, 2010

    @Jörg Friedrich:
    Ich weiß, ich weiß, Sie tun gerne kategorisieren, die Wissenschaftler in Schubladen stecken (die Experimentierschublade, die Theorieschublade etc.) – aber so, wie Ihre Spur wohl nur Sie interessiert, hat dazu Jürgen Schönstein im ersten Thread sehr prägnant zusammengefasst, worauf es ankommt. Leider haben Sie diesen Kommentar nicht gelesen, weil Sie immer noch Probleme mit Ihrem Verständnis einer Theorie haben.

    Das Folgende ist jedoch schlicht und einfach falsch:

    “Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen. ”

    “Das gilt natürlich nicht nur für die Geschichte der Wissenschaft, das gilt so für jede Geschichte.”

    In Wissenschaftsgeschichte kenne ich mich nicht gut genug aus, aber für die Geschichtswissenschaften gilt ganz sicher nicht, dass wir rückwirkend eine Kausalkette (Folgerichtigkeit, Spur!) von A nach B aufbauen können. Hegels Zeiten in der Geschichtsphilosophie sind schon lange vorbei und jeder, der sich ein bisschen mit der Geschichte des NS beschäftigt hat (und dies nicht ideologisch geprägt aus DDR-Schulbüchern), dem sollte schon mit dem gesunden Menschenverstand klar sein, dass das keinesfalls möglich ist und deshalb nicht gilt.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass Sie genau das gemeint haben, nur nicht fähig waren es verständlich auszudrücken. Vielleicht sollten Sie an dem “folgerichtig” noch feilen. Es passt ja auch nicht zu Ihrem Text mit den verschiedenen “Spuren”.

  2. #2 Jörg Friedrich
    Juli 26, 2010

    @Andrea N.D.: Den ersten Absatz Ihres Kommentars verstehe ich nicht. Im Rest Ihres Kommentars machen Sie den Fehler, dass Sie zwei Sätze meines Textes miteinander verknüpfen, die nicht unmittelbar hintereinander stehen, deshalb bezieht sich das “Das gilt…” auch nicht auf den von Ihnen zitierten Satz, sondern auf das Zitat, welches vor dem “Das gilt…” steht.

  3. #3 Andrea N.D.
    Juli 26, 2010

    @Jörg Friedrich:
    Ich habe lediglich das Zitat, mit dem Sie Ihren Text untermalt haben, weggelassen. Ich habe definitiv nicht zwei “Sätze Ihres Textes miteinander verknüpft, die nicht unmittelbar hintereinanderstehen”, sondern genau dies tun diese beiden Sätze – mit eingeschobenem Zitat. Insofern ist leider Ihre Antwort “deshalb bezieht sich das “Das gilt…” auch nicht auf den von Ihnen zitierten Satz, sondern auf das Zitat, welches vor dem “Das gilt…” steht.”nicht sehr hilfreich.

    Da Sie offensichtlich den Argumentationsgang Ihres Textes nicht so genau nachvollziehen können, wenn ein Zitat weggelassen wird, hier noch einmal das Ganze mit Zitat – und dann dürfen Sie auch inhaltlich antworten, nachdem Ihr formaler Hinweis überflüssig war.

    “Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.

    Zitat Beginn: Das Rezente ist, wenn man so will, das Ergebnis von etwas, das es nicht gegeben hat. Und das Vergangene ist die Spur von etwas, das es nicht gegeben haben wird. Zitat Ende

    Das gilt natürlich nicht nur für die Geschichte der Wissenschaft, das gilt so für jede Geschichte”

    Also wenn sich die von mir zitierten Sätze nicht aufeinander beziehen, dann frage ich mich schon, für was dann eigentlich “gilt” gilt. Das Zitat gibt ja nur in anderen Worten wieder, was Sie im ersten Satz entweder falsch interpretiert oder ausgedrückt haben bzw. in den exakt zwei Sätzen davor ausbauen (die sind ja auch immerhin Ihre Hauptaussage).

    So – nachdem jetzt die Formalien geklärt sind, zum Inhalt.
    Wenn Sie eine “folgerichtige” Spur (im nachhinein erkennbar) von A nach B in den Geschichtswissenschaften behaupten, ist das schlicht falsch. Wenn Sie jedoch behaupten wollten, dass Ereignisse eben genau nicht kausal rückwirkend erklärt werden können, weil erst viele Spuren das Ereignis ergeben, dann kommt das ungefähr hin. Allerdings passt dann wieder die “rückwirkende Folgerichtigkeit nicht”.

    Ganz ehrlich – Ihre Ausdrucksweise ist wieder so ungenau, dass man das Ding und dessen Gegenteil hineininterpretieren kann. Das sollte aber Vorzug der Bibel und nicht eines Artikels sein und die anschließende Diskussion macht jetzt schon wieder keinen Spaß (Bibellesen auch nicht).

  4. #4 Jörg Friedrich
    Juli 26, 2010

    Au fein – wir haben eine Gemeinsamkeit. Mir macht so eine “Diskussion” nämlich auch keinen Spaß. Wenn ein Zitat das gleiche aussagen würde wie ein zuvor geschriebener Satz, dann würde ich eines von beidem weglassen. Entweder Sie sind daran interessiert, was Thema dieses Textes ist, dann äußern Sie sich dazu. Oder Sie wollen mir mal wieder irgendwas “nachweisen” irgendeine “Unfähigkeit” beweisen, dann machen Sie das deutlich kenntlich, damit man Ihre “Kommentare” überspringen kann.

  5. #5 Andrea N.D.
    Juli 26, 2010

    @Jörg Friedrich:
    Warum gehen Sie eigentlich in keiner Weise auf den Inhalt ein? Zuerst behaupten Sie, dass zwei Sätze nicht zusammenhängen, die definitiv zusammenhängen und dann fahren Sie wieder die Schiene der Unterstellungen. Wie wärs denn einmal, wenn Sie sich Ihre eigenen Ratschläge zu Herzen nehmen,bei sich anfangen und endlich – beim 5. Kommentar – etwas zur Sache sagen?

    Hauptaussage Ihres Textes ist:
    “Der Forschungsprozess ist eben eine Spur, die aus vielen einzelnen Spuren entsteht. Jede neue Spur verwischt wieder einen Teil der zuvor gezogenen Linien. Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.”

    In dieser Aussage behaupten Sie klar eine Folgerichtigkeit einer “klaren Linie”, die sich von A nach B zieht und rückwirkend erkannt werden kann. Dann beziehen wir uns eben ausschließelich auf diesen Satz (bevor ich jetzt noch buchstabenweise nachweisen muss, dass der Inhalt des Zitats kein neues Argument in Ihrem Text darstellt).

    Diese Behauptung ist falsch oder von Ihnen falsch ausgedrückt. Da die Spuren sich ja ständig ändern können, gibt es schlicht keine rückwirkend erkennbare Folgerichtigkeit. Es hätte genau an jedem Punkt der Vergangenheit eine andere Spur genommen werden können. Und genau dies sagt das Zitat.

    Und damit kommen wir wieder an den Anfang meines Kommentars, den Sie leider inhaltlich nicht berücksichtigen konnten, weil Sie so damit beschäftigt waren angeblich Formfehler in meinem Kommentar nachzuweisen: Vermutlich meinen Sie sogar genau das. Leider konnten Sie es nicht passend ausdrücken (“folgerichtig”).

    Und um den Bogen zu meinem letzten Kommentar zu schlagen: Jetzt kommt nach Ihrer Wortklauberei (und zwischendrin eine Kritik an meinen Kommentaren, die nichts mit diesen und dem Inhalt zu tun hatte), bestimmt wieder IHRE erneute/neue Interpretation: “Aber genau das habe ich doch geschrieben!” Haben Sie eben nicht. Sie schreiben nur so undeutlich und unklar, dass Ihnen immer noch die Möglichkeit offenbleibt, im Nachhinein (definitiv NICHT folgerichtig) schnell das Gegenteil zu behaupten. Diese Möglichkeit wollte ich Ihnen quasi antizipatorisch nehmen, weil es nervt, wenn jemand nicht zu seinen Behauptungen stehen will oder fähig ist, diese auch einmal zu korrigieren.

  6. #6 perk
    Juli 26, 2010

    Oder Sie wollen mir mal wieder irgendwas “nachweisen” irgendeine “Unfähigkeit” beweisen, dann machen Sie das deutlich kenntlich, damit man Ihre “Kommentare” überspringen kann.

    denn dieses universum würde auf der stelle kollabieren sollte jörg friedrich jemals ein fehler nachzuweisen sein..

    anders: was ist das ziel einer diskussion? das abwägen von ideen, das beurteilen von stichhaltigkeit der argumentation? dafür müssen stiche gesetzt werden und wenn die argumentation diese nicht aushält, ist das kein grund solche tests “zu überspringen” sondern eventuell positionen zu verändern
    .. es sei denn natürlich bei ihnen soll eine diskussion nur dazu dienen ihre erkenntnisse als “aha- klingt ja toll” anzuerkennen

  7. #7 Jörg Friedrich
    Juli 26, 2010

    Dieser Text ist die Besprechung eines Buches, welches ich auszugsweise zitiere, um dann zu dem Zitierten Stellung zu nehmen. Sie können das gern zerreden und ausdeuten wie Sie wollen.

    Da steht “Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.”

    Wer daraus macht “In dieser Aussage behaupten Sie klar eine Folgerichtigkeit einer “klaren Linie”, die sich von A nach B zieht und rückwirkend erkannt werden kann.” der ist eventuell mit den Feinheiten der deutschen Sprache nicht vertraut. Es mag ja sein, dass man mir dieses Beharren auf sprachlichen Feinheiten als Wortklauberei auslegen kann, von mir aus auch zu recht, ich weiß es nicht, aber das ist doch nun seit Monaten bekannt, dann kann man das doch einfach mal zur Kenntnis nehmen und sich klügeren Bloggern zuwenden. Das verschwendet doch Ihre Zeit und meine.

    Es ist ein Unterschied, ob ich irgendworin eine klare Linie erkenne, oder ob es eine klare Linie gibt, die erkannt werden kann. Die Folgerichtigkeit erscheint eben aus der Perspektive der Zukunft, sie ist nicht im Prozess.

  8. #8 nanomann
    Juli 26, 2010

    Picasso hat es treffend und viel kürzer gesagt:
    “Ideen sind nur Ausgangspunkte. Um zu wissen, was man zeichnen will, muss man zu zeichnen anfangen” (Pablo Picasso).
    Und so ist es auch beim Schreiben, in der Wissenschaft und allen kreativen Bereichen.

  9. #9 Ockham
    Juli 27, 2010

    Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.

    Dies ist ein hochinteressanter Satz, über den man gar nicht genug nachdenken kann! Wer sich die Mühe macht, hier tiefer einzutauchen, hat gute Chancen bei Fragen um den Zusammenhang zwischen Mustererkennung und dem, was wir Zeit nennen anzukommen. Es würde mich sehr interessieren, was Sie, Herr Friedrich, dazu denken.

    @ Andrea N.D.
    Ich denke, daß Sie die Diskussion hier mit einem etwas anderen Ansatz angehen sollten. Anders als die meisten Blogger auf SB, betrachtet Herr Friedrich viele seiner Artikel nicht als Einzelprodukt, sondern er versucht – und dafür allein gebührt ihm schon Beifall – Zusammenhänge herzustellen, Positionierungen zu initiieren, um dann den Kontext der Positionen zu erweitern – ausgesprochen intelligente und spannende Sache. Diese Methode erfordert allerdings die Bereitschaft des aktiven Pubklikums, einfach mal ein Stück des Weges mitzugehen, statt sich an jedem stacheligen Strauch am Wegesrand festzukrallen.

  10. #10 perk
    Juli 27, 2010

    Diese Methode erfordert allerdings die Bereitschaft des aktiven Pubklikums, einfach mal ein Stück des Weges mitzugehen

    das ist bei einem random walk im phrasenraum oft gar nicht so leicht 😉

  11. #11 Andrea N.D.
    Juli 27, 2010

    @Jörg Friedrich:
    “Es ist ein Unterschied, ob ich irgendworin eine klare Linie erkenne, oder ob es eine klare Linie gibt, die erkannt werden kann. Die Folgerichtigkeit erscheint eben aus der Perspektive der Zukunft, sie ist nicht im Prozess.”

    Ich bin doch schon viel weiter. Konzentrieren Sie sich auf den Inhalt. Dieser Satz war Ihre Behauptung und die ist – ehrlich gesagt – ein alter Hut (Geschichtswissenschaft vor ca. 20 – 30 Jahren). Da Sie dies vermutlich nicht mit bekommen habe, hatte ich ja vorsichtig angedeutet. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die “Folgerichtigkeit” auch Ihre Interpretation und nicht die von Rheinberger.

    Die “Folgerichtigkeit” gibt es zumindest in der Geschichtswissenschaft und ich behaupte jetzt auch einmal in der Geschichte der Wissenschaft nicht. Dies würde nämlich rückwirkend eine Kausalität bedeuten, die nicht vorhanden war, weil ja auch eine andere Spur genommen hätte werden können. Beispiel: Das Verhalten der alten Eliten (preussischer Adel) oder die Arbeitslosigkeit führten nicht zum NS, da ja auch Hindenburg eine andere Spur hätte nehmen können. Rückwirkend “FOLGERICHTIG” jetzt auf einen Kausalzusammenhang zu schließen ist halt nun einmal falsch, auch wenn Sie es behaupten (und viele es bis vor ca. 20 Jahren noch behaupteten). Falls Sie es wieder einmal nicht so gemeint haben, wunderbar, dann streichen Sie doch einfach “folgerichtig” – wo ist das Problem?

    @Ockham:
    Auch für Dich: Ich bin schon viel viel weiter als dieser grandiose Satz, den Jörg Friedrich jetzt auch endlich für sich entdeckt hat. Von Dir hätte ich allerdings angenommen, dass Dir das schon einmal über den Weg gelaufen ist. Ein bisschen klingt es so, als ob: Guck mal, die Erde ist ja eine Kugel! Wow, was habe ich für eine Entdeckung gemacht!
    Unter spannend stelle ich mir etwas anderes vor.

  12. #12 Andrea N.D.
    Juli 27, 2010

    @Jörg Friedrich:
    Das fällt mir jetzt erst auf:
    “Da steht “Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.””

    Also ist es doch der Text von Rheinberger? Das bedeutet, dass Sie offensichtlich wörtlich abgekupfert haben, d.h. Sie haben einen Satz wörtlich abgeschrieben und nicht als Zitat gekennzeichnet und dann ein Zitat eingefügt, dass Sie gekennzeichnet haben. Wer soll sich da noch auskennen.

    Wenn das “Da steht ” bedeutet “ich habe in meinem Artikel geschrieben” dann ist nach wie vor das “folgerichtig” falsch. Und dann gucken Sie einmal bei Rheinberger, ob der schlauer war als Sie und nur Ihre Interpretation falsch ist.

  13. #13 Ockham
    Juli 27, 2010

    @ Andrea N.D.
    Das ist doch für den Umgang mit diesem Blog und Autor einigermaßen nebensächlich, ob Du oder ich meinen “schon viel viel weiter” zu sein. Entweder ich finde das ist alles nicht interessant, dann bleib ich weg oder ich möchte meine Gedanken dazu zur Diskussion stellen, dann kommentiere ich.

    Herr Friedrich betreibt ja schließlich keinen Hetzblog, wie der eine oder andere auf SB, wo man in regelmäßigen Abständen das Bedürfnis verspürt, die Autoren mal für ein Jahr aus der wohltemperierten akademischen Parallelwelt in die Realität zu versetzen. Das funktioniert natürlich nicht, also schreibt man dann doch immer wieder mal einen mehr oder weniger bissigen Kommentar, obwohl schon vorher klar ist, daß man außer Strohmännern vom Autor und Häme von den Stammgästen nichts gewinnen kann. Aber dieser Fall ist hier nicht gegeben, darum wüßte ich keinen Grund, warum man nicht einfach mal schauen sollte, wo die Reise hingeht.

  14. #14 Andrea N.D.
    Juli 27, 2010

    @Ockham:
    Mir ging es aber um eine inhaltliche Geschichte und nicht darum, dass Dir JF Gelegenheit gibt, hier über andere Blogautoren herzuziehen. Außerdem kommt mir Deine Beschreibung hier auch sehr bekannt vor – auch wenn die “Stammgäste” hier Kanarienvögel heißen.

  15. #15 Ockham
    Juli 27, 2010

    Ich sprach von der “inhaltlichen Geschichte”:

    Entweder ich finde das ist alles nicht interessant, dann bleib ich weg oder ich möchte meine Gedanken dazu zur Diskussion stellen, dann kommentiere ich.

    Mein “Herziehen” über andere Blogger sollte eigentlich nur dem Zweck dienen Ihnen einen Hinweis darauf zu geben, daß ihr ständiger Schaum vorm Mund an dieser Stelle einigermaßen ungerechtfertigt ist.

  16. #16 Andrea N.D.
    Juli 27, 2010

    @Ockham:
    Das ist Deine Meinung. Hat aber mit der behaupteten “rückwirkenden” Kausalkette immer noch nichts zu tun.

  17. #17 Ockham
    Juli 27, 2010

    @ Andrea N.D.
    Korrekt, hab ich auch nicht behauptet. Ich plädiere lediglich für ein wenig Geduld und Entspanntheit.

  18. #18 Andrea N.D.
    Juli 27, 2010

    @Ockham:

    Ist Dir eigentlich aufgefallen, wer hier der inhaltlichen Diskussion ausweicht? Also ich finde folgendes reichlich verspannt:

    “Entweder Sie sind daran interessiert, was Thema dieses Textes ist, dann äußern Sie sich dazu. Oder Sie wollen mir mal wieder irgendwas “nachweisen” irgendeine “Unfähigkeit” beweisen, dann machen Sie das deutlich kenntlich, damit man Ihre “Kommentare” überspringen kann”

    Und ich bin ein “Stück mitgegangen”. Nur wenn es zu falsch wird, scheiden sich eben die Geister. Dann gibt es leider nur eine Möglichkeit: JF schreibt 10 neue Artikel, in denen er in immer anderer Form dasselbe Falsche ausweitet. Leider zieht er die Möglichkeit, dass er sich irren könnten nicht in Betracht. Dank dafür, dass man ihn auf seine Fehler aufmerksam macht, gibt es sowie so nicht. Auch dieses Verhalten finde ich reichlich verspannt. Und am verspanntesten finde ich, dass er seine Fehler aussitzt. Wird bis zum nächsten Artikel schon wieder vergessen sein. Kann man so etwas Ernst nehmen? Nö, und entspannt ist es bestimmt auch nicht.

  19. #19 Jörg Friedrich
    Juli 27, 2010

    Ich bin auch verspannt wenn ich Ihre Kommentare lese, und dazu stehe ich. Wie soll ich denn entspannt bleiben wenn ich ständig solchen Unsinn lesen muss wie z.B. dass ich “rückwirkende Kausalketten” behaupten würde.

    Dass es in der Geschichte keine Kausalketten gibt das ist nicht erst seit 20-30 Jahren bekannt. Poppers Auseinandersetzung mit dem Historizismus ist aus den 1940ern (“Die offene Gesellschaft und ihre Feinde”, “Das Elend des Historizismus”) und schon Popper war nicht der erste der sich diesem Thema gewidmet hat.

    Der Satz “Erst im Rückblick erkennen wir die klare Linie, die vom ersten Sichtbarwerden des Neuen folgerichtig zu dem führt, was wir heute wissen.” behauptet so etwas auch nicht (Klarstellung: der Satz ist von mir und ich habe nirgends behauptet, dass er von Rheinberger ist). Wenn Sie die zwei Sätze lesen die davor stehen dann müssten Sie eigentlich verstehen was hier gemeint ist und was ich ja sogar noch einmal erläutert habe.

    Die “inhaltliche Geschichte” um die es Ihnen angeblich ging, ist schlicht nicht zu erkennen. Sie wollten einen Satz missverstehen und reiten jetzt unaufhörlich darauf rum. Wahrscheinlich – ich will das zu ihrem Gunsten annehmen – sind Sie wirklich nicht in der Lage, den Satz zu verstehen. Dann sagen Sie sich einfach dass Sie meinem dummen Geschreibsel eben keinen Sinn abgewinnen können und lassen Sie mich endlich in Ruhe.

    Ja, ich bin verspannt.

  20. #20 Andrea N.D.
    Juli 28, 2010

    “Die “inhaltliche Geschichte” um die es Ihnen angeblich ging, ist schlicht nicht zu erkennen. Sie wollten einen Satz missverstehen und reiten jetzt unaufhörlich darauf rum. Wahrscheinlich – ich will das zu ihrem Gunsten annehmen – sind Sie wirklich nicht in der Lage, den Satz zu verstehen. ”

    Die typische Friedrichsche Unterstellung, wenn er sich falsch oder unklar ausgedrückt hat: “Die anderen sind ja nicht fähig mich zu verstehen oder wollen mich absichtlich missverstehen, heul!”

    Was halten Sie davon, wenn Sie inhaltlich Ihr “folgerichtig” überdenken? Vielleicht verwenden Sie dies einfach “folgefalsch”? Ich habe Ihnen inhaltlich genügend Brücken gebaut, um den Satz so zu formulieren, dass er keine rückwirkende Kausalkette behauptet. Ihre Reaktion ist immer so schrecklich vorhersehbar. Wenn Sie inhaltlich nicht herauswinden können, haben Sie alles so natürlich nicht gemeint bzw. eigentlich haben Sie doch genau das Gegenteil im Text geschrieben – die Leser sind ja nur nicht fähig Ihre Intentionen zu erahnen. Diese Möglichkeit hatte ich jedoch vorher ausgeschlossen.

    Übrigens nervt es gewaltig, dass Sie erst im gefühlten 10. Kommentar auf den Inhalt eingehen, nachdem Sie vorher alles versucht haben, nicht darauf eingehen zu müssen: Formalien, Diskreditieren des Kommentators, Ausweichen, Beschuldigungen, dass nicht über den Inhalt gesprochen wird, während ich – wenn Sie die ersten Kommentare ansehen (bevor ich mich wieder gegen Ihre unqualifzierten Angriffe verteidigen musste) von nichts anderem sprach.

    Ganz ehrlich? Mittlerweile ist es mir auch egal. Dann gehören Sie eben zu den ewig Gestrigen, die weiterhin eine “Folgerichtigkeit” (= Kausalzusammenhang) behaupten, die im Nachhinein ersichtlich wird. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Sie etwas ganz Wesentliches nicht erfassen. Ihr Theorieverständnis ist ja auch etwas seltsam.

    Übrigens ist es selbstverständlich schon länger bekannt. Wie man an Ihrem Text sieht, dauert es aber manchmal etwas länger, bis es zu den Einzelnen durchsickert.

  21. #21 Jörg Friedrich
    Juli 28, 2010

    Offenbar nervt es leider noch nicht gewaltig genug.