Wo kommen die Rohstoffe für unsere mobilen High-Tech-Geräte her? Gold, Wolfram, Zinn, Tantal stecken – in kleinsten aber wichtigen Mengen – in jedem Handy, in allen MP3-Playern. Und wohin verschwinden sie, wenn nach kurzer Zeit der technische Fortschritt dazu geführt hat, dass das Bedürfnis nach einem neuen, noch leistungsfähigeren Gerät übermächtig geworden ist?
Die Antwort heißt für beide Fragen: Afrika. Einem Artikel der Samstags-Ausgabe der FAZ, der nun auch online verfügbar ist, habe ich entnommen, dass ein großer Teil veralteter Technik “auf riesigen afrikanischen Müllhalden, wo Kinder den Elektronikschrott nach Kupfer und Aluminium durchsuchen, bevor die Reste verbrannt werden und der giftige Qualm Menschen, Luft und Boden verseucht” landet. Und: “Knapp die Hälfte des weltweit für Elektrolytkondensatoren in Handys, Laptops, Fahrzeugelektronik, Digitalkameras und Pagern verbrauchten Tantals stammt aber weiterhin aus dem Osten Kongos, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover angibt.”
Ich schreibe diesen Text auf einem Notebook, daneben liegt ein Mobiltelefon, das noch kein Jahr alt ist, und wenn ich Auto fahre, das vollgestopft mit modernster Elektronik ist, höre ich aus dem iPod ein Hörbuch über Heidegger.
Ich weiß nicht, woher die teuren Rohstoffe stammen, die in diesen Geräten verarbeitet sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter grauenhaften Bedingungen produziert wurden, und dass mit den Gewinnen ein blutiger Bürgerkrieg finanziert wird, ist – wie ich nun weiß – hoch. Es gibt den Begriff der Blut-Diamanten. Schreibe ich an einem Blut-Notebook, telefoniere ich mit einem Blut-Handy?
Es gibt Menschen die meinen, dass man die Produkte eines Systems, welches man kritikwürdig findet, nicht nutzen sollte. Kritikwürdigkeit ist wohl für die Produktionsbedingungen im Osten des Kongo eine makabere Verniedlichung. Sollte ich mein Handy ausschalten, das Notebook zuklappen, bis ich ganz sicher weiß, dass an ihnen kein “Blut klebt”?
Oder soll ich nicht besser den Computer vor mir nutzen um mein Wissen, dass wir uns an unseren elektronischen Wunderwerken die Hände schmutzig machen, zu verbreiten?
Der Rohstoffreichtum Afrikas ist doch auch eine Chance für den “schwarzen Kontinent” – irgendwie muss es doch möglich sein, dass auch dort die Bodenschätze zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen beitragen. Voraussetzung dafür ist, dass die global verteilten Konsumenten, die letztlich mit preiswerten Handys und Notebooks von der Ausbeutung im Kongo profitieren, ihre Marktmacht nutzen. Und dazu müssen sie erst mal wissen, woher das Tantal im Handy kommt.
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