Im dritten Aufsatz des Buches “Experiment – Differenz – Schrift” geht Hans-Jörg Rheinberger den technologischen Bedingungen des epistemischen Dings nach. Einfacher gesagt: Er betrachtet die funktionale Struktur des Experimentalsystems, das er zuvor im ersten Text als “kleinste funktionelle Einheit, als die Arbeitseinheit des Wissenschaftlers” ausgemacht und dessen Rolle im Wissenschaftsprozess er im zweiten Text betrachtet…
Das Schöne beim Lesen von Vortragssammlungen ist, dass man im zweiten Text zumeist – wenigstens am Rande, das Thema des ersten noch einmal dargestellt bekommt, aus einer anderen Perspektive vielleicht und mit einer gewissen Verschiebung, die auch die Veränderung des Standpunktes des Autors oder die Vielschichtigkeit des Gegenstandes selbst sichtbar macht. So ist es auch…
„Experiment – Differenz – Schrift” heißt das schöne Buch von Hans-Jörg Rheinberger, dessen drei Hauptteile ich hier in den nächsten Tagen besprechen werde*. Der Titel verweist schon auf eine gewisse Nähe des Autors zu Jaques Derrida, und in der Tat ist der Biologe und heutige Direktor des Max-Planck-Institutes für Wissenschaftsgeschichte gleichzeitig der Übersetzer einiger Derrida-Werke,…
Ich bin vor ein paar Tagen gefragt worden, wie grundsätzlich meine Wissenschaftskritik sei. Die Antwort lautet: Das kommt ganz darauf an, was unter Kritik verstanden wird. Das Wort “Kritik” ist in Verruf geraten und bevor man mal eben, die Zielrichtung der Frage wohl verstehend, betont, man sei selbstverständlich kein Feind der Wissenschaften, lohnt es sich,…
Für die Wissenschaft als ganzes, wenigstens jedoch für die Disziplinen, die als empirische Wissenschaften bezeichnet werden, wird oft gesagt, das Wissen, welches sie verwalten und vermehren, stütze sich auf Empirie, auf experimentelle Erfahrung und auf systematische Erfassung der Realität. Und in der Tat spielt das Experiment bei der Begründung wissenschaftlicher Theoriesysteme offenbar eine große Rolle.…
“Besinnung ist der Mut, die Wahrheit der eigenen Voraussetzungen und den Raum der eigenen Ziele zum Fragwürdigsten zu machen.” schrieb Martin Heidegger in seinem Aufsatz “Die Zeit des Weltbildes” (Holzwege, Seite 75). In einer Fußnote ergänzt er: “Solche Besinnung ist weder für alle notwendig, noch von jedem zu vollziehen oder auch nur zu ertragen. Im…
Es gibt eine Metapher zur Beschreibung der Wissenschaft, in der man sich den wissenschaftlichen Prozess als Zusammentragen und Anhäufen von immer mehr Wissen vorstellt. Das ist ein schönes Bild: Fleißige Experimentatoren und Feldforscher bringen von überall her in Eimern und Schubkarren verschiedenste Baustoffe, Grobes und Feines, das die Theoretiker dann zu handlichen Stücken formen und…
In seinem Buch “Die Hoffnung der Pandora” greift der Wissenschaftsforscher Bruno Latour die Legende des Göttergeschenkes auf, jener Büchse, deren Öffnung so viele “Plagen und Flüche, Sünden und Übel” über die Menschen gebracht hat. Er und die anderen Wissenschaftsforscher, das gesteht Latour, haben die Büchse geöffnet, als sie die Wissenschaft selbst zu ihrem Gegenstand gemacht…
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