Nach dem Mittagessen sprach Ariane Sherine. Die junge Journalistin organisierte die Atheisten-Buskampagne in London. Sie erzählte den Weg von einem ersten Blogeintrag, der plötzlich ein Eigenleben und – mit anfänglichem Stottern – ein lawinenartiges Eigenleben entwickelte. Ariane befand sich plötzlich mitten in einer Riesenaktion, organisierte, wurde von Richard Dawkins angerufen während das Toast in der Küche anbrannte und den Feueralarm auslöste. Jetzt hat sie ein Buch zusammengestellt, das “The Atheists’ Guide to Christmas” heißt und zu dem 44 britische Atheisten Beiträge lieferten.
Heiß erwartet war auch der unglaubliche Ben Goldacre, der in seinem Buch und seinem Blog Bad Science mit Feuer seine Kollegen Wissenschaftsjournalisten angreift, die nachlässig mit Fakten umgehen. In seinem Vortrag zeigte er verschiedene Beispiele für furchtbare Berichterstattung – z.B. wie eine wirklich bedeutende Studie nicht wahrgenommen wurde, während gleichzeitig eine fast manipulierte Studie zu Lebertran durch die Presse getrieben wird wie die Sau durchs Dorf. Goldacre ist eine Nummer für sich – gnadenlos witzig und er kann nicht aufhören zu reden, wenn er mal loslegt. Er sieht sich nichtmal selbst als Skeptiker, er macht einfach seinen Job aus vollem Herzen gerne und gerne richtig. Der Nachwelt überließ er außerdem noch Goldacre’s Law: “There is no proposition so fuckwitted that I cannot find you a person who is a doctor or PhD who will defend it to the death.”
Ja, die Sprache war bei fast allen Vortragenden wenig politisch korrekt 🙂
Nach der Kaffeepause folgte ein Highlight: Eine Videokonferenz mit James Randi. Technisch klappte es tatsächlich (nachdem es am Anfang Probleme gegeben hatte), und “The Amazing Randi” stellte sich den Fragen und unter Beweis, dass er seinen Namen zurecht trägt. Obwohl er 82 ist und nicht nach London reisen konnte, weil er sich gerade in Chemotherapie für eine Krebserkrankung befindet, ist er unglaublich schlagfertig, unzerbrechlich in seiner Haltung und trotz seiner Körpergröße ein überlebensgroßes Vorbild.
Nach der Preisverleihung für Simon Singh ging es abends mit einer Comedy-Show, organisiert von Robin Ince, weiter. Robin Ince hatte einige Bücher dabei, aus denen er (begleitet von Ausdruckstanz, Violine und Opernsängerin), vortrug. Naja, er kam aus Zeitgründen nicht zu allen Büchern. Er war hellauf begeistert, als er ankündigte, auch von Feynman lesen zu wollen und das Publikum jubelte. Ich glaube, er hatte 6 oder 7 Comedians dabei, von denen ich die meisten allerdings eher lauwarm fand. Gut war, dass Ben Goldacre nochmal 10 Minuten erzählen durfte, und richtig begeistert hat mich Baba Brinkman, dessen (kostenloses!) Rap-Album zur Evolution ich schon empfohlen habe.
Großartig war auch noch, als Robin Ince aus einem Buch von Ann Coulter vortrug. Der Ausdruckstänzer (im Kittel mit blutverschmiertem Unterhemd!) und die Sängerin, die dazu improvisieren sollten, gingen irgendwann. Das war zwar ein Effekt, aber sie hatten das schwerst kranke Dummgesabbel von Ann Coulter wohl echt nicht ausgehalten!
Tag zwei begann mit George Hrab, der wieder klasse war und weniger als die Hälfte der Songs und Geschichten vom Freitag-Gig wiederholte. Pflicht waren aber die neuen Songs “When I was your age” und “Far”, der Soundtrack zum “365 days of astronomy”-Podcast. Die Songs sind aber auch wirklich gut, also kein Problem. Highlight war dann, als die bösen Zwillinge das Terzett auf der Bühne komplettierten (Phil Plait und Wiseman sehen sich ziemlich ähnlich, machen da ständig Witze drüber. Und George Hrab ist wie die beiden fast kahl!). Zu Geklampfe von Hrab lasen Plait und Wiseman dann Tweets von Hrab vor. Legendär!
Der nächste Vortrag von Glenn Hill war der einzig nicht überzeugende. Hill trug zuerst die Geschichte seiner Mutter vor. In den 20ern hatte seine Mutter mit ihrer Schwester Fotos geschossen und durch aufgeklebte Bilder den Effekt erzeugt, als sähe man Feen auf den Fotos mit ihnen. Arthur Conan Doyle hatte irgendwie Wind davon bekommen, und die beiden Mädchen waren zu Berühmtheiten geworden, weil viele die Fotos für echt befanden. Schließlich schossen sie ein letztes Foto, das sie verwackelten und behaupteten, die Feen würden ihre Kraft verlieren und verschwinden. Eine nette Geschichte, aber leider nur 20 Minuten interessant. Den Rest des Vortrags trug Hill aus seinem Buch “Religion explained in one hour” vor, und das war leider ausgiebig langweilig – auch wenn ich nichts gegen Religionsbashing habe.
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