Aus Sicht des Projektteams „Epi goes Gender“ liegt mit diesem Beitrag eine überaus differenzierte interdisziplinär fundierte Auseinandersetzung mit Fragen der Operationalisierung von Geschlecht vor, in der besonders deutlich wird, dass es häufig keine einfache Lösung gibt, die allen methodischen, inhaltlichen, ethischen und praktischen Anforderungen wissenschaftlicher Datenerhebung gleichermaßen gerecht wird. Wir empfehlen diese Publikation uneingeschränkt Epidemiolog*innen, die mit Fragebogeninformationen arbeiten zur Reflexion der eigenen Arbeit und zur gut begründeten Entwicklung von eigenen Operationalisierungen. Ganz nebenbei wird eine gute Einführung in Denkweisen und Theorien der Gender- und Queerforschung gegeben, u.a. in Exkursen zu Inter- oder Transsexualität.
Ein Hinweis sei noch erlaubt: Im Artikel wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Beantwortung der Frage nach dem Geschlecht um Selbstangaben handelt. In der Epidemiologie findet man in Fragebögen, die als Grundlage für telefonische oder face-to-face-Erhebungen dienen, bisweilen den Interview-Hinweis, dass das Geschlecht eingetragen werden soll, ohne danach zu fragen. Uns ist aus der Epidemiologie keine kritische Auseinandersetzung dazu bekannt, wie Interviewer/innen hier mit Uneindeutigkeiten umgehen – und welche Verzerrungen dadurch zustande kommen.
Nicola Döring (2013) Zur Operationalisierung von Geschlecht im Fragebogen: Probleme und Lösungsansätze aus Sicht von Mess-, Umfrage-, Gender- und Queer-Theorie. Gender 2:94-113.
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