Dampier hat eine Frage, die Nautik und Geodäsie bzw. Geometrie betrifft:
Der Islamwisschenschaftler Fuat Sezgin schreibt, die Araber hätten schon im Mittelalter eine Methode zur Ermittlung des Längengrades auf hoher See angewandt. Also weit vor dem Abendland (Harrison-Chronometer um 1760).
Ich halte das für nicht ausgeschlossen, das Verfahren wurde wohl in alten arabischen Seehandbüchern beschrieben, es hatte den Namen “tiriffā”. Den Rechenweg (Trigonometrie) habe ich einigermaßen nachvollziehen können.
Quelle:
https://www.uni-frankfurt.de/59003140/Sezgin_deutsch.pdf
Seite 12
Zitat:
Außer den von ihnen erfundenen Methoden zur Ermittlung der Längengrade auf dem Festland haben die Navigatoren im Indischen Ozean ein hochentwickeltes Verfahren zur Messung von Distanzen auf hoher See in meridionaler Richtung, schräg zu Meridianen und parallel zum Äquator entwickelt. Der letztere Fall entspricht einer Bestimmung des Längengrades. Es handelte sich um ein echtes Triangulationsverfahren, mit welchem transozeanische Distanzen auf hoher See zuverlässig ermittelt werden konnten (s. Abb. 6).
Abb. 6 : Methode zur Bestimmung von Distanzen auf hoher See durch Triangulation. Nach Messung des Breitengrades am Ausgangspunkt A schlug man unter dem Winkel alpha zum Punkt B, ermittelte dessen Breitengrad und darüber die Entfernung BH. Dann änderte man den Kurs und schlug nach C (am Breitengrad des Ausgangspunktes). Die Entfernung AC = AH + HC fand man auf trigonometrischem Wege und setzte die Triangulation bis zum erwünschten Zielort fort. Die Breitengrade wurden durch Messung der Polhöhe bestimmt.
Ich verstehe das so:
– Der Breitengrad von A wurde astronomisch (durch Messung der Polhöhe) bestimmt (bekanntes & damals schon recht genaues Verfahren).
– Der Längengrad von A müsste für diese Rechnung aber ebenfalls bekannt sein. Setzen wir mal voraus, dass es z. B. ein Hafen ist, dessen Position bekannt ist. Alle anderen Punkte liegen nach meinem Verständnis auf hoher See.
– Die Seeleute könnten den Längengrad von H auf direktem Wege (A-H) nur durch Gissen bestimmen [Koppelnavigation: laufende näherungsweise Ortsbestimmung eines bewegten Objekts aufgrund von Bewegungsrichtung (Kurs) und Geschwindigkeit. – Wikipedia]. Dies ist – zumal auf Segelschiffen – sehr ungenau (Wind, Strömung etc.). Genau das soll ja durch dieses Verfahren vermieden werden.
Meine Fragen:
Nach meinem Verständnis konnten sie auch A-B nur durch Gissen ermitteln. Wie sollte man Strecke A-B irgendwie genauer (also mathematisch) bestimmen können, als Strecke A-H? Alle West-Ost-Strecken unterliegen doch dem Längengradproblem. Die Bestimmung von A-B ist also mit den selben Unsicherheiten behaftet wie A-H.
Für ihre Rechnung müssten sie den Längengrad von Punkt B genau wissen.
Also ein Verfahren, welches den Längengrad ermitteln soll, aber genau diese Kenntnis im Rechenweg schon voraussetzt?
Wäre Koppelnavigation genau genug, könnten sie sich das Zickzacksegeln & die Trigonometrie sparen, und gleich geradeaus segeln.
Anders gesagt: korrekte Ermittlung der Breitengrade vorausgesetzt, sind von unserem Dreieck A-B-H genau bekannt:
– Punkt A
– Strecke B-H
– Winkel H (90°)
(Winkel alpha, und auch der in B, ließe sich nur durch Koppelnavigation kaum exakt einhalten.)
Kann man daraus ein ganzes Dreieck errechnen?
Wenn das beschriebene Verfahren über Generationen erfolgreich angewandt wurde, muss ich hier irgendwas übersehen haben. Oder das Verfahren ist im Text ungenau beschrieben und es fehlen wichtige Angaben.
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Grüße
Dampier
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