ScienceBlogs-Leser bruno hat wieder mal eine Frage:

Warum haben Uhren ein (2x) 12h Uhrwerk – obwohl doch lange vorher schon klar war, dass der Tag 24h hat?
Warum haben (exzentrische Ausnahmen ausgenommen) nach wie vor alle Uhren ein 12h-Werk? Warum gibt es keine 24h-Werke/ Zifferblätter?

Kommentare (13)

  1. #1 Spritkopf
    18. Februar 2019

    Ich haue jetzt einfach mal eine Wikipedia-Seite raus. *)

    *) Jaja, ich weiß: “Hoecker, Sie sind raus wg. Einfallslosigkeit!”

  2. #2 rolak
    18. Februar 2019

    Zum zweiten Absatz; Es gibt derart viele (verschiedene) Uhren mit 24h-Zifferblatt, daß keineswegs von ‘exzentrischen Ausnahmen’ die Rede sein kann, selbst wenn die 12h-Variante noch so üblich und überwiegend ist.

  3. #3 tohuwabohu
    19. Februar 2019

    In Folge der Französichen Revolution wurden die alten Maße ersetzt (und auch die Vervielfachung im Dezimalsystem: Milli, Kilo, …) festgelegt.  So wurde Ende 1793 auf die Dezimalzeit (Teilung des Tages in 10 “Neu” Stunden) umgestellt, allerdings in 1795 wieder abgeschafft – da war sowohl die Umstellung der Uhren, wie auch die Umgewöhnung der Bevölkerung der Grund für das Scheitern.  Entsprechend ging es auch dem Französichen Revolutionskalender.
    Meter und Gramm konnten sich weitgehend durchsetzen, da es vorher viele unterschiedliche Längenmaße und Gewichte gab was u.a. auch ein Handelshemmnis war, während die Teilung des Tages in 24 Stunden sich bereits weiträumig durchgesetzt hatte und es wenig Bedarf für eine Erneuerung gibt,  Daneben werden in verschiedenen Bereichen oft traditionell, aber auch um praktikable Zahlenangaben zu erhalten, auch andere Maßeinheiten verwendet (z.B. Karat beim Juwelier, Punkt bei Schriftsetzern, Zoll für Bildschirmdiagonalen, DPI=dots per inch bei Tintenstrahl- und Laserdruckern, Fuß und Meilen in der Luft- und Knoten und Seemeilen in der Seefahrt, AE, Lichtjahr und Parsec für astronomische Entfernungsangaben).

    Für Zeitangaben benutzen die Astronomen das Julianische Datum, eine Angabe der seit dem 1. Januar 4713 v. Chr. 12:00 Uhr vergangenen Tage (und Tagesbruchteile).  Ähnlich verhält es sich mit den in den Computern verwendeten “Uhren”: So ist z.B. die Unixzeit, die seit dem 1970-01-01T00:00 vergangene Zeit in Sekunden.  Die intern verwendeten Zahlen werden dann für die Ausgabe in die übliche Form umgerechnet (so wird z.B. in einer Tabellenkalkulation der intern verwendete Wert einer Zelle angezeigt, wenn man das Format ändert oder eine Referenz in einem anderen Anzeigeformat erstellt).

  4. #4 bote19
    19. Februar 2019

    Mein Vorschlag, eine Wendeuhr. Am Tag hast du das übliche 12- Stunden Zifferblatt. Wenn es Nacht wird, drehst du du Uhr einfach um , dann hast du das Nachtzifferblatt. Aber Vorsicht ! Jetzt dreht sich der Doppelzeiger links herum, links neben der 12 steht dann die 1, 2,3 usw.
    wer geistig rege ist, der kann diese Nachtseite auch tagsüber verwenden, die Zeit läuft dann quasi nicht mehr clockwise but otherwise.
    Dein Wunsch nach einem 24 – Uhr Zifferblatt ist auf diese ungewöhnliche Art erfüllt.
    Was jetzt die Frage betrifft, warum, ganz einfach weil die Leute zu dumm sind oder zu faul, die Uhr zu wenden.

  5. #5 Kerberos
    19. Februar 2019

    “”obwohl doch lange vorher schon klar war, dass der Tag 24h hat?””
    Illtum!
    Der Tag hatte 12 horae (Stunden) und damit war der Tag
    gemeint, Das ist der Zeitraum mit Tageslicht !
    Die Nacht hatte 4 vigiliae (Wachen a 3 horae) .
    Die frühen mechanischen Uhren hingen auf
    Türmen und waren somit bei Nacht kaum
    ablesbar, obendrein recht ungenau., insofern
    bei Nacht irrelevant.
    Das Wort “Tag” für den 24 -h Zeitraum zu (miß-)
    brauchen ist recht neuen Datums.
    Kerberos

  6. #6 Kai
    19. Februar 2019

    Aber warum ist dann der Übergang zwischen Tag und Nacht um Mitternacht/Mittag?
    Der Tag fängt doch nicht am Mittag an, sondern eher mit dem ersten Hahnenschrei.

  7. #7 siskin
    19. Februar 2019

    https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/wem-die-stunde-schlagt
    Eine interessant-historische Betrachtung zu dem Thema!

  8. #8 Kerberos
    19. Februar 2019

    Hallo siskin,
    ein sehr informativer Link!
    Es fehlt nur ein Gesichtspunkt, nämlich die die “höchste Eisenbahn” ,
    die in in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts
    ganz neue Anforderungen an die Pünktlichkeit stellte.
    Wenn man vom Dorf rechtzeitig zum Bahnhof
    aufbrechen wollte, brauchte man eine zuverlässige
    Zeit auf einige Minuten genau. Dazu reichten die
    einfachen Uhren (Schilderuhren etc) die es bestenfalls
    im Bauernhaus gab, nicht aus.
    Das ist der Hintergrund für die neue Generation
    Kirchturmsuhren in der Gründerzeit auf Kosten der
    politischen Gemeinde. Die konnte man weit sehen,
    auf jeden Fall aber die eigene Kuckucksuhr nach dem
    Glockenschlag richten.
    Die Turmuhr hat dann vermutlich eine “gelehrte” Person
    (Lehrer oder Pfarrer) einmal wöchentlich nach einer
    Sonnenuhr gerichtet, oder ein Besitzer einer guten
    Taschenuhr brachte die Zeit vom Bahnhof mit.
    Gruß
    Kerberos

  9. #9 Kinseher Richard
    Kelheim
    24. Februar 2019

    Es lohnt, sich mit dem 12/60er Zahlensystem zu beschäftigen:
    Wenn man den Daumen einer Hand nimmt und damit die Glieder der anderen vier Finger zählt – dann kommt man auf 4 Finger zu je 3 Glieder = 12
    Hier hätten wir eine Grundlage warum das 12er System als Zählsystem benutzt wird.
    Wenn man jedesmal mit dem Daumen auf 12 gezählt hatte – dann konnte man für jede volle 12er Einheit einen Finger der anderen Hand umbiegen.
    Fünf Finger x 12 = 60

    Dies deutet darauf hin, dass das 12/60er System auf Grundlage eines Fingerzählsystems entstanden ist.
    60 Sekunden > 1 Minute, 60 Minuten > 1 Stunde, 2 x 12 Stunden > 1 Tag, 12 Monate.

    Übrigens: Der Eismann Ötzi hatte 12 teilweise bearbeitete Roh-Pfeilschäfte in seinem Köcher. Dies kann Zufall sein – oder darauf hindeuten, dass er mit dem 12er-System rechnete. Natürlich ist dies spekulativ.
    Der Yana-Indianer Ishi war der letzte steinzeitlich lebende Indianer der USA. Für ihn waren die fünf Finger einer Hand eine Grundlage seines Zählsystems: er stellte neue Pfeile immer in 5er Einheiten her.

  10. #10 bote19
    25. Februar 2019

    Kinseher Richard
    Der Hinweis auf das Zwölfersystem ist wahrscheinlich die Grundlage für die Darstellung der Zeit in 12 Abschnitte.
    Dazu kommt natürlich noch die Zahlenmystik mit der Zahl 12, (12 Apostel, 12 Monate).
    Und dass sich ein Zifferblatt mit 24 Stunden nicht durchgesetzt hat, liegt wahrscheinlich an der unübersichtlichen Darstellung. Dann wäre 12 Uhr mittags ganz unten, was gar nicht zum Höchststand der Sonne um 12 Uhr passt.
    Und da wir nachts selten auf die Uhr schauen, ist es übersichtlicher ein Zifferblatt mit nur 12 Stunden zu verwenden.
    Wem das alles nicht gefällt, der kann ja eine Digital Uhr nehmen.

  11. #11 Laie
    26. Februar 2019

    @siskin
    Danke für die Bereitstellung des interessanten verlinkten Textes. Er ist informativ und hat mir auch gefallen.

    @bote19
    Bei einem 24h Ziffernblatt hätte man doch das Problem immer auf eine Lupe für das Ablesen der Uhr angewiesen zu sein. Mit Deiner Wendeluhr wäre zwar das Problem für die einen 12h gelöst, jedoch weiss ich nicht, ob der umgekehrte Drehsinn der anderen 12h die Leute nicht etwas verwirrt! 🙂

    Mit moderner Technik sollte es doch möglich sein, die Beschriftung des Ziffernblattes automatisch zwischen 0 und 12h und 12h-24h umzuschalten. Das wäre dann “Uhr 2.0”.

  12. #12 bruno
    1. März 2019

    Ihr Lieben!

    Vielen Dank – da kamen interessante Dinge zur Sprache!
    Mein Internet ist so miserabel … eine simple “Google-Suche” wird da oft zur Farce!! Eine Mail zu verschicken funktioniert gelegentlich.. vielen Dank an Jürgen die Frage zu posten!

    Ich habe auch jetzt erst gesehen, dass meine Frage tatsächlich sowohl gepostet als auch beantwortet wurde!
    Dass in D-land gerade 5G diskutiert wird… heisst nicht, dass es nicht noch immer Leute mit 0,5G gibt… wenn ich 2-fache Modemgeschwindigkeit habe (12kb/s) – dann habe ich einen guten Tag!!

    Also Danke für die Antworten – und bitte nicht immer mit: “eine einfache Google-Suche hätte ergeben” antworten…. es gibt auch immer noch Leute mit ohne WIKI….

    (für diesen Post muss ich schon das Wlan meines Nachbarn “hacken” – mein Internet ist gerade bei ca 0,2 kb/s – und nein: kb ist kein Schreibfehler….)

    lg
    bruno

  13. #13 Der Seltsame Quark
    8. März 2019

    Übrigens: Der Eismann Ötzi hatte 12 teilweise bearbeitete Roh-Pfeilschäfte in seinem Köcher.

    Ist ja ulkig. Wir schießen bei uns im Kreis wettkampfmäßig mit dem Blankbogen auch immer zwei Passen zu je sechs Pfeilen, also 12 Pfeile. Steckt da ein Plan dahinter 😉