ScienceBlogs.de-Leser Ingo hat eine sehr komplexe Frage (deren Sonderzeichen hoffentlich beim Übertragen von Email zu HTML korrekt wiedergegeben werden):
“In der Quantenmechanik wird die Wellenfunktion oft mit komplexen Zahlen dargestellt.
Wenn ich nur eine Ortskoordinate „x“ annehme, dann hat die Wellenfunktion ψ(x) an jeden x als Ergebnis eine komplexe Zahl (a + bi).
Das Quadrat der Länge dieser Zahl (√(a²+b²))²=(a²+b²) ist die Wahrscheinlichkeit das Teilchen an diesen Ort zu finden.
Frage:
Warum werden hier komplexe Zahlen verwendet, und nicht einfache 2D-Vektoren?
Falls ich das Ergebnis der Wellenfunktion als 2D-Vektor auffasse, kann ich dort ebenso die Länge und dessen Quadrat bilden.
Falls ich Interferenzen berechne, addiere ich letztendlich die Wellenfunktionen – das kann ich auch mit 2D-Vektoren machen.
Bei Vektoren sind die Komponenten grundsätzlich vertauschbar,- bei komplexen Zahlen sind sie es nicht.
Die Komplexe Zahl „1 + 0i“ stellt das neutrale Element der Multiplikation dar – vertausche ich die Komponenten zu „0 + 1i“, erhalte ich eine komplexe Zahl mit völlig anderen Eigenschaften (kein neutrales Element bei Multiplikation).
Bei Vektoren hingegen sollte es egal sein wo ich das Koordinatensystem ansetze,- die Achsen sind gleichberechtigt. Deswegen ist die Multiplikation in 2D-Vektoren nicht möglich, wenn das Ergebnis wiederum ein 2D-Vektor sein soll.
Anders gesagt: Alles was ich mit 2D-Vektoren mache, sollte rotationssymmetrisch sein.
Der qualitative Unterschied zwischen 2D-Vektoren und komplexen Zahlen ist daher normalerweise, dass ich komplexe Zahlen miteinander multiplizieren/dividieren kann, während ich das bei 2D-Vektoren nicht so ohne weiteres machen kann.
Gibt es irgendwelche Formeln in der Quantenphysik wo zwei Wellenfunktionen miteinander multipliziert werden?
Die Verwendung der komplexen Zahlen suggeriert, dass die eine (reelle) Achse eine andere Bedeutung hätte als die andere (imaginäre) Achse. Hat sie aber in Falle der Wellenfunktion nicht!
In der Regel kenne ich bei einer einzelnen Welle auch nicht den Winkel in der sie sich zu einer der beiden Achsen befindet. Ich kenne höchstens den Winkelunterschied (Phasendifferenz) zweier kohärenter Wellen zueinander.
Daher habe ich es gefühlt mit 2D-Vektoren zu tun – und nicht mit komplexen Zahlen.
Wo ist hier mein Denkfehler?”
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