ScienceBlogs-LeserIn Kay schickt uns ein “Bilderrätsel”:

“Guten Tag, im Anhang sind Bilder eines Bruchstücks Sauerländer Grauwacke oder anderes geomorphes Gestein. Interessant ist der Abdruck darin, leider nicht vollkommen. Habe vergleichbares noch nicht gesehen. Gibt es evt ähnlichen Fund oder jemanden der den einordnen kann?

Kommentare (1)

  1. #1 Folke Kelm
    Schweden. Regen und krokusse
    28. März 2021

    Grauwacke kann stimmen, Abdruck allerdings nicht.
    Zuerst aber zur Grauwacke. Das ist von der Entstehung her ein sehr interessantes Gestein, eigentlich ein Sandstein aber mit sehr kurzer Transportstrecke. Während in einem richtigen Sandstein Quarz als hauptsächliche Komponente vorkommt, findet man in der Grauwacke allt möglichen Mineralte plus kleine Gesteinsbruckstücke als Körner. Die Verwitterung hatte schlicht keine Zeit empfindliche Komponenten mittels Verwitterung zu zersetzen.
    Grauwacke kommt meist in dicken Lagen oder Bänken von dezimeter bis metergrösse vor, die von dünnen Tonlagen voneinander getrennt sind. Das macht sie zu einem hervorragenden und leicht abbaubaren Baustein. Diese dicken Lagen sind in der Tat in Minuten entstanden, durch unterseeische Schlammströme, gewaltige Rutschungen vom Kontinentalhang in die Becken, alle paar hundert oder tausend Jahre. Die Zeit findet sich in den Tonlagen, wo sich in 1000 Jahren vielleicht nur ein mm ablagert. Auf der Oberfläche der Bänke, oder der Unterseite finden sich ganz typische Marken die auf sehr hohe kinetische Energie im Ablagerungsmilieu hinweisen, kein Wunder bei Schlammströmen, oder auf nachfolgende Setzungen im unterliegenden Ton. Man erwartet normalerweise dass die grossen Körner sich zuerst absetzen, das kann aber bei Grauwacke anders sein, manchmal findet man die grossen Körner oben in der Bank. Auch das ist ein Zeichen für hohe Partileldichte in einem Milieu mit hoher kinetischer Energie.

    Jetzt zu dem komischen “Abdruck”.
    Man findet oft in alten Steinbrüchen oder Halden bearbeitete Steine, die dem mittelalterlichen Steinmetzen von der Werkbank gefallen sind, oder wo der Meister ausgerastet ist als er das Werk des Lehrlings gesehen hat.
    Man sieht an dem Stück deutlich die Spuren des grobstichels. Das sieht also wirklich so aus, das die Bearbeitung nicht fertig war als das Stück auf die Halde wanderte. Wozu das mal dienen sollte muss man nen Archäologen fragen, Sei es Türsturz, sei es Grabstein oder was auch immer. Die Archäologen können das anhand des designs datieren. Wir Geologen datieren eher die Grauwacke an sich mit Hilfe von mikrofossilien oder anderen Spurenmethoden. Fossiliensammler können um Grauwacke einen Bogen machen. Makroskopische Fauna fühlt sich da nicht wohl.

    Grauwacke gibts übrigens nicht nur im Sauerland sondern in Deutschland im gesamten Rheinischen Schiefergebirge. Und wenn man da am Rhein steht wundert man sich was der Geologe alles als rheinisch ansieht, wo es doch eher an der Ruhr oder im Harz liegt. Ansonsten ist Grauwacke weltweit als Sediment typisch für aktive Kontinentalhänge an Subduktionszonen verbreitet.