Der Pharmakonzern Merck muss auf der Suche nach dem ersten Alzheimer-Medikament eine Schlappe einstecken.

Die erste klinische Studie mit dem viel versprechenden Wirkstoff MK-677, der bei Mäusen eine drastische Reduzierung von Amyloid-Plaques verursachte, zeigte bei Menschen mit Alzheimer keine Wirkung.

Das berichten Forscher um Jeff Sevigny von Merck Research im Fachjournal Neurology.

Sevigny vermutet als Ursache die mangelhafte Übertragbarkeit des Mausmodells. Die in den Mäusen induzierte Krankheit hat seiner Ansicht nach zu wenig Ähnlichkeit mit den Veränderungen, die sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ereignen.

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Bei der Studie sollte untersucht werden, ob eine Erhöhung der Wachstumshormon-konzentration (IGF-1) die Ansammlung von Amyloid-Plaques in Patienten verlangsamen oder sogar stoppen kann. Dafür erhielt die Hälfte von 416 Alzheimer-Patienten über einen Zeitraum von 12 Monaten den Wirkstoff MK-677.

Bei der Auswertung zeigte die MK-677-Gruppe jedoch trotz erhöhtem IGF-1-Spiegel:

  • keine Verbesserung der kognitiven Leistung
  • keine Verbesserung der Funktionsstörungen der Erkrankung
  • kein verlangsamtes Voranschreiten der Erkrankung

Lediglich eine Subgruppe mit besonderer genetischer Disposition (Noncarrier von APOE) zeigte eine leichte Verbesserung. Der Effekt war jedoch nur gering und das Studiendesign nicht darauf angelegt genetisch determinierte Unterschiede zu finden.

Für Merck hat das Ergebnis weit reichende Folgen. Das Unternehmen will seine Forschung bezüglich MK-677 und Alzheimer mit sofortiger Wirkung einstellen. MK-677 soll allerdings weiterhin bezüglich seiner Wirkung auf weitere Erkrankungen untersucht werden.

Vergangene Woche hatte eine kleine Studie gezeigt, dass MK-677 bei gesunden Senioren eine Zunahme der Muskelmasse bewirkte.

MK-677 ist ein künstliches Hormon, dass dem menschlichen Hormon Ghrelin nachempfunden ist.