Mir wurde heute ein herzerfrischender Zeitungsartikel über Homöopathie zugeschickt. Eine Studie belegt felsenfest ein für alle Mal und unwiderruflich, dass Homöopathie hilft. Ha! In your face, Skeptiker, da seht ihr mal!
Eigentlich wäre so ein Artikel ja keinen Kommentar wert, vor allem nachdem er schon ein paar Tage alt ist. Weil er aber gerade so wunderschön zur derzeit ausgebrochenen Woche der Homöopathie ist, die von der GWUP Wien ja schon mit einem kollektiven homöopathischen Selbstmordversuch eingeläutet wurde, kann ich mir ein paar Zeilen dazu nicht verkneifen.
Schon die Überschrift des Zeitungsartikels sagt uns alles: „Krebs: Homöopathie steigert Lebensqualität“. Aha. Mit Kleinigkeiten geben wir uns diesmal also nicht ab. Keine Tropfen für den Goldfisch mit verstauchter Schwanzflosse, keine Hausmittelchen gegen unspezifische Bauchschmerzen. Es geht um Krebs, die meinen es also ernst. Der Untertitel erklärt: Es handelt sich um eine „unveröffentlichte Studie“. Das spricht erstens für die Zeitung – die ist ganz nah am Puls der Wissenschaft, sodass sie nicht einmal die Veröffentlichung einer Studie abwarten muss, und zweitens ist das vermutlich ein Hinweis auf die Pharma-Mafia, die solche Studien natürlich mit allermächtigster Gewalt unterdrückt und die Publikation mit abartigen Forderungen zu behindern versucht. Mit der Forderung nach Wissenschaftlichkeit etwa, oder ähnlich altmodischen Ideen.
Es ist nämlich so: Wenn Krebspatienten zusätzlich zur Schulmedizin (die ja, wie wir wissen, böse ist, Nebenwirkungen verursacht und oft sogar Chemie enthält) noch homöopathische Zusatzbehandlung bekommen, dann bewerten sie ihr persönliches Wohlbefinden besser. Das hat nicht einfach bloß irgendjemand herausgefunden, sondern Österreichs hochgeschätzter Oberhömopath Prof. Frass vom AKH Wien.
Neben der schulmedizinisch und homöopathisch behandelten Gruppe gab es noch eine Kontrollgruppe, die ausschließlich schulmedizinisch behandelt wurde. Diese Patienten mussten sich ihren Zucker also vom Schokoriegel-Automaten holen und bekamen ihn nicht ans Bett gebracht. Wie gemein!
Von Verblindung, Doppelverblindung oder Randomisierung der Studie, wie man das in spießigen Wissenschafts-Methodik-Büchern liest, kann zwar keine Rede sein, aber wie sagte schon der große Masaru Emoto: Warum sollen wir Doppelblind-Studien machen, wenn uns der liebe Gott zwei Augen geschenkt hat um zu sehen? Wahrlich, ich sage euch: Wer Nasen hat zu fühlen, der höre: Eher geht ein Kamel durchs Nadelör als ein Wirkstoffmolekül in die Globuli … ach nein, das ging im Original irgendwie anders.
Man bekommt also eine homöopathische Zusatzbehandlung und fühlt sich dadurch besser. Die Schmerzen wurden, nach Angaben der Patienten sogar um ein Fünftel geringer! Das ist eine objektive Tatsache, schließlich wurde der Schmerz-Level mit einem innovativen, präzise reproduzierbaren Messverfahren erhoben, das „Fragebogen“ genannt wird. (Ich glaube, das steht für „Fourier-Reihen-Analyse-gestützter, energetischer Bio-Observablen Generator“.)
Diese Wirkung kommt daher, dass, wie berichtet wird, „die Homöopathie dem Körper eine Information gebe, damit er seine frühere, durch die Erkrankung teilweise verloren gegangene Kontrollfunktion wieder übernehmen kann”. Das finde ich besonders faszinierend, weil man genau diesen Wohlfühl-Effekt ja eigentlich auch aus anderen Lebensbereichen kennt: Jemand stellt Blumen auf den Restauranttisch, und die Leute fühlen sich besser, obwohl sie dasselbe essen wie die Kontrollgruppe. Wenn mir der Gebrauchtwagenhändler auf die Schulter klopft und versichert, er habe noch einmal drei Prozent nachgelassen, weil ich ihm so sympathisch bin, dann halte ich meinen Kauf für einen besseren Deal, auch wenn ich genau den Preis bezahle, den jeder andere auch bezahlt. Bisher dachte ich, das habe mit Psychologie zu tun, aber nun weiß ich: Es handelt sich um zugeführte Information, die man in Kügelchen packen kann! Wer sich also ein Auto kaufen möchte, sollte den Händler vorher mit Zucker füttern, ab einer gewissen Hochpotenz ist das Auto dann vermutlich gratis? Oder muss ich selbst Zucker essen, und das Auto fühlt sich subjektiv gratis an?
Dass Frass ein grandioser Wissenschaftler ist, wird dadurch ersichtlich, dass er sich auch mit eventuellen Einwänden gegen seine Theorie eingehend beschäftigt: Wäre es denkbar, dass der Effekt nicht durch die Kügelchen zustande kommt, sondern durch die zusätzliche Zuwendung, die diese Patienten erfahren? „Wir können diesen Faktor nicht ganz ausschließen“, erklärt Frass. „Allerdings haben die behandelnden Homöopathen insgesamt nur eineinhalb Stunden persönlich mit den Patienten verbracht. Diese zusätzliche soziale Zuwendung war also auf die Gesamtdauer der Krebstherapien gesehen nicht sehr intensiv.” Na da haben wir’s! Damit ist das Argument vom Tisch geblasen! Nur ein großer Zeitaufwand könnte nämlich große Wirkungen haben. Die Quantität macht’s aus – das ist schließlich der fundamentale Grundsatz der Homöopathie, nicht wahr?
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