Man nehme einen Saal voller Menschen und frage: „Wer von Ihnen glaubt, er hat bessere Lebensbedingungen als die eigenen Großeltern es hatten?“ Sofort schnellen nahezu ausnahmslos alle Hände in die Höhe. Nun folgt die zweite Frage: „Und wer von Ihnen glaubt, Ihre eigenen Enkel werden besser leben als sie?“
Dieses Fragespiel machte vorgestern der Klimaexperte und Politikberater Prof. Hans-Joachim Schellnhuber (2.v.r.) mit dem Auditorium des Europa Forums der HypoVereinsbank in München. Einer der wenigen, die auch bei der zweiten Frage ihr Handzeichen gaben, war Genomentschlüsseler Craig Venter (2.v.l.). Er hatte bereits während der laufenden Klimadebatte mit Schellnhuber, dem Umweltaktiven David de Rothschild (r.) und dem US-Klimaberater Gregory Manuel (l.), die Runde stets mit seinem Optimismus erstaunt.
Tatsächlich bringen Venters Ideen erstmals neue Aspekte in die seit Jahrzehnten gleich lautende Klimadiskussion. Neben einer dringenden Reduktion des Energieverbrauchs, der vermehrten Nutzung erneuerbarer Energiequellen, den Ansätzen zur Lokalisierung und mehr – die von Schellnhuber und Rothschild zurecht vermehrt eingefordert wurden – könnten Venters neue Bakterien und weitere Forschungsideen das Portfolio der Möglichkeiten womöglich entscheidend ergänzen. So träumt er gar von speziell maßgeschneiderten Bakterien, die etwa reinen Wasserstoff herstellen würden.
Nun könnten wir Venters Ankündigungen als unrealistisch abtun. Doch wir wissen, dass der Mann, der das menschliche Genom außerhalb des internationalen Forscherverbundes, dem Human Genome Project, und vor allem vor diesem entschlüsselt hat, Dinge nicht nur verspricht. Vielleicht also könnten in einigen Jahren Bakterien mit Venters biochemischem Design in der DNA wirklich Wunderdinge tun und neue Brennstoffe herstellen. Oder gar Kohlendioxid einfangen? Und wie viele heben dann ihre Hand?
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