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Life is machinery. It becomes a form of technology. Wer das gesagt hat, auf einem der für mich interessantesten Panels der DLD-Conference darf geraten werden. Evolutionsbiologe Richard Dawkins oder Genforscher Craig Venter? (im Bild mit John Brockman)

Es war Venter, um es gleich zu sagen.

Seine rein technische Sicht und Darstellung stellte mein später mit ihm und dem Chefdirigenten des Münchner Kammerorchesters, Alexander Liebreich, zum Thema “Music of Life” geplantes Gespräch in Frage. Ich wollte mit Liebreich und Venter darüber reden, wie Gene in Leben expremieren, wie Noten in Musik, ich wollte über die Harmonie sprechen, die notwendig ist, für den Zusammenhalt in multizellularen Organismen und mehr. Sind meine Gedanken, zu Genen, Zellen und Lebewesen zu romantisch?

Ein paar Antworten bekam ich bereits während des Panels von Craig Venter:

“Gene sind das Design-Interface der Zukunft.” Gene können Molekül für Molekül konstruiert werden.

Fischblog setzt dem entgegen:
“Je erfolgreicher er beim Basteln seiner künstlichen Gene ist, desto offenkundiger wird, dass seine Konstrukte nur totes Polymer sind, dem allein eine bereits existierende Zelle leben einhauchen kann.”

Und Richard Dawkins stellte klar: Hier spielt niemand Gott. Diese Frage, ob Wissenschaftler Gott spielten, sei offensichtlich, egal in welchem Zusammenhang gestellt, eine dumme Frage. Forscher sind keine Götter und werden es nie sein.

Ich wollte Venter gar nicht fragen, ob er denn Gott spiele, wenn er Chromosomen transplantieren und so neues Leben erschaffen wird. (Was er zumindest noch dieses Jahr vor hat). Ich wollte ihn lediglich fragen, ob er sich im musikalischen Sinne, als Komponist, Musiker oder Dirigent fühlt.

Die Antwort habe ich leider noch nicht bekommen. Craig Venter sagte ein paar Stunden später das Gespräch mit Alexander Liebreich ab. Sehr schade!

Kommentare (8)

  1. #1 Marc | Wissenswerkstatt
    Januar 22, 2008

    Ich würde Dawkins ja Recht geben, wenn er darauf hinweist, daß die Frage, ob Wissenschaftler Gott spielen, eine dumme Frage sei.

    Allerdings ist die Frage – zumindest wenn man sich mit Sunnyboy und Lautsprecher Craig Venter auf die Bühne setzt – doch berechtigt. Denn Venter sprach bspw. sehr gern und sehr häufig davon, daß es nun möglich sei im “Buch des Lebens” zu lesen und vom Ausspruch seines Kollegen Ron McKay (“Wir sind besser als Gott.”) hat er sich meines Wissens auch nie distanziert.

  2. #2 Beatrice Lugger
    Januar 22, 2008

    Das ist wiederum eine andere Frage, ob so Mancher – auch Nicht-Wissenschaftler – sein Tun selbst als göttlich empfindet. Und vielleicht ist dies die präzisere.

  3. #3 Fischer
    Januar 22, 2008

    Danke fürs zitieren.

    *Sind meine Gedanken, zu Genen, Zellen und Lebewesen zu romantisch?*
    Hmmm… Ja und nein. Die Analogie Gene – Noten ist etwas plump für meinen Geschmack, aber der Gedanke der Harmonie trifft den Nagel auf den Kopf.

    Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass das, was Venter vorhat, mit der Erschaffung neuen Lebens nichts zu tun hat. Was genau es mit Venters Minimalgenom auf sich hat, hab ich schon letzten Juni mal diskutiert. Bevor ich das alles noch mal schreib, hier der Link:
    http://fisch-blog.blog.de/2007/06/11/spas_mit_mikroben_a_8211_die_herstellung~2432369

  4. #4 Peter Artmann
    Januar 23, 2008

    Wenn Dawkins sich über Gott oder Gott spielen äußert, dann klingt das fast so interessant, wie ein Ureinwohner von Papua Neuguinea der einen Verbrennungsmotor erklärt.

  5. #5 L. Carone
    Januar 23, 2008

    @Peter: Warum? Weil der Mann Atheist ist? Meiner Erfahrung nach haben sich echte Atheisten wesentlich intensiver mit Theologie beschäftigt, als so mancher Gläubiger. Der Mensch wird i.A. nicht als Atheist geboren, sondern man wird erst im Laufe seines Lebens dazu. Zudem muss man nicht an Gott glauben, um das Gedankenkonstrukt der Religionen zu untersuchen.

  6. #6 Fischer
    Januar 24, 2008

    Und was spricht dagegen, dass ein Ureinwohner von Papua-Neuguinea sich qualifiziert über Verbrennungsmotoren äußert? Die Hautfarbe?

  7. #7 Peter Artmann
    Januar 24, 2008

    @Ludmilla,
    Nicht nur weil er Atheist ist, sondern weil er sich in der Beziehung schon häufiger so ignorant und albern geäußert hat, dass man vor Schmerz aufschreien kann. Sicherlich kennt sich Dawkins gut in der Sphäre des Denkens aus und bestimmt kann er auch seltsame oder vermeintlich falsche Gedankenkonstrukte in religiösen Theorien entdecken – oder in seiner Sprache “entlarven”.

    Aber das hat überhaupt nichts mit Religion, praktiziertem Glauben und Gott zu tun.

    Vielleicht war mein Beispiel mit den Ureinwohnern auch nicht ganz geschickt gewählt, zutreffender wäre es wahrscheinlich Beatrices Beispiel mit der Musik zu verwenden.
    In diesem Sinne kann man Dawkins ganz zutreffend mit einem tauben Menschen vergleichen, der ein Orchesterwerk analysiert.
    Er tut dies rein logisch in dem er mit akustischen Hilfsmitteln Harmonien entdeckt und durch Wiederholungen derselben Schlüsse auf eine melodische Grundführung zieht.
    Und dennoch wird er ohne funktionierende Ohren nie verstehen, warum andere Leute dafür Eintritt bezahlen.
    Und ich möchte seine Konzertkritik auch nicht lesen.

  8. #8 Don Quijote
    Februar 15, 2008

    @Peter
    Ich würde behaupten in der Auseinandersetzung um Religion sind es meist nicht die Atheisten und Agnostiker die taub sind. Der Vorwurf taub zu sein kommt aber durchwegs von ihnen. Es ist ein Argument auf das nichts erwidert werden kann: Wer die Musik nicht hört hat den Mund zu halten (N.B.: Was ‘Musik’ ist definiere ich!).

    Man könnte die Geschichte des Kaisers und seinen neuen Kleidern bestimmt auch schön auf diese Musik-Metapher umschreiben.