Endlich mal ein Gadget, das die Welt tatsächlich braucht…

“Audeo” schnürt man sich um den Hals wie eines dieser alten Satin-Kropfbänder, doch das unscheinbare Ding vollbringt Unglaubliches:

In dem Halsband verbirgt sich ein Drahtlos-Sensor, der unausgesprochene “Gedanken” auf dem Weg vom Gehirn zu den Stimmbändern abfängt — bevor der Halsband-Träger auch nur ein Wort gesagt hat! Dann wird die Stille Post an einen Rechner gefunkt, der das Ganze in Audiosignale umwandelt und als gesprochene Worte ausgibt.

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Grafische Darstellung der Technik via http://www.theaudeo.com/tech.html

Die Zeitverzögerung bei der Übertragung ist zwar noch erheblich und das erkennbare Vokabular beschränkt, aber genau wie Spracherkennungssoftware lässt sich das sprechende Halsband von seinem Besitzer trainieren.

Warum das wirklich eine großartige Innovation ist? Weil sie kein Spielzeug für Netz-Nerds ist, sondern ausdrücklich für solche Menschen gedacht ist, die wegen einer Behinderung oder Krankheit ihre verbale Ausdrucksfähigkeit eingebüßt haben.
Thomas Coleman, einer der Erfinder des Geräts, beschreibt auf der Audeo-Website die moralische Mission hinter dem Gadget.

Nicht nur lassen sich so bereits Rollstühle “sprachlos” steuern — nun soll eine zweite Version auf den Markt kommen, die ohne festes Vokabular einzelne Laute identifiziert und zu Worten zusammensetzt. Dieses erweiterte System ist vor allem für Menschen gedacht, die wegen einer neurologischen Erkrankung wie ALS nicht sprechen können.

Diese Ausrichtung hat mit Mitleid oder Nischen-Fixierung nicht viel zu tun, sondern bedient ganz einfach das menschliche Grundbedürfnis, sich zu artikulieren. Auch wer stumm ist, kann trotzdem eine ganze Menge zu sagen haben, wie man an prominenten Beispielen sieht:

— Der bekannteste ALS-Patient der Welt, der Astrophysiker Stephen Hawking, steuert seinen Sprachcomputer durch Gesichtsmuskel-Zuckungen — was ihn nicht davon abgehalten hat, ihm einflussreiche kosmologische und physikalische Theorien zu diktieren.

— Jean-Dominique Bauby, der nach einem Hirnschlag unter dem mysteriösen Locked-In-Syndrom litt, verfasste seine Memoiren, indem er sich das Alphabet (nach Häufigkeit der Buchstaben im Französischen sortiert, ein alter Kryptographentrick) wieder und wieder vorlesen ließ und beim entsprechenden Buchstaben mit dem linken Auge blinzelte: ESARINTULOMDPCFBV…..

Für Locked-In-Patienten sind solche Mensch-Maschine-Schnittstellen die einzige technische Lösung, um sich irgendwie mitzuteilen. Ein Gerät wie Audeo hätte Bauby nicht das Leben verlängern können, aber die Arbeit an seinem buchstabenweise verfassten Erlebnisbericht unermesslich erleichtern können.

Die Verfilmung seiner bewegenden Lebensgeschichte, “Schmetterling und Taucherglocke” kommt Ende März in Deutschland in die Kinos, hat schon in Cannes den Regiepreis gewonnen und ist gleich für eine ganze Handvoll Oscars nominiert.

Hier das Video der ersten Vorführung des Halsbands, bei einem Kongress des beliebten Oberstufentaschenrechner-Herstellers Texas Instruments.