Vorgestern ist Albert Hofmann, der die halluzinogene Wirkung von LSD erkannte, gestorben – und manche Blogger grübeln, ob sie das Zeug mal probieren sollten.

Eigentlich kreiierte Hofmann bereits im Jahr 1938 in den Forschungslabors von Sandoz das Lysergsäurediethylamid in der Hoffnung auf ein Mittel, das den Kreislauf anregen kann. Angeblich hatte Hofmann Jahre später zufällig etwas der Substanz über seine Haut gekippt und resorbiert – und sich dann etwas gewundert, was mit ihm geschah. Ein paar Tage später darauf wollte er es genau wissen und unternahm einen gezielten Selbstversuch. Der Jahrestag, der 19. April, dieses Versuchs gilt unter LSD-Anhängern als Fahrradtag, weil Hofmann im ersten Rausch auch noch Fahrrad gefahren war.
In den sechziger Jahren wurde LSD schließlich weltweit verboten, heute denkt man wieder über einen Einsatz der Substanz in der Psychotherapie nach.
Jonny Häusler von Spreeblick grübelt immer noch, ob er einen Selbstversuch wagen soll. Man würde es ja gerne wissen, aber bitte ohne Nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Geht aber nicht. Deshalb Finger weg! Aber dafür hier ein Video zum Thema:

Link: sevenload.com

und ein alter Aufklärungsfilm

Und hier noch ein Hinweis auf einen Vortrag zur Psychedelischen Kunst von Michael Albers.

Kommentare (7)

  1. #1 ali
    Mai 1, 2008

    Dazu wollte ich heute oder morgen auch noch schreiben (als Bürgerpflicht sozusagen), doch dann kam anderes dazwischen (Tod von Tilly). Ich verstehe sowieso mehr von Tillys Arbeit als von der von Hofmann. Ausser natürlich es geht um psychedelische Republikaner, das wäre dann interdisziplinär.

  2. #2 blugger
    Mai 1, 2008

    @Ali. Hab Dank für die psychedelischen Republikaner! Das rundet alles nochmals ab. Ich fühle mich als Chemikerin (ohne heutigen Laboreinsatz) durchaus Herrn Hofmann verbunden. Dereinst im Studium hatte ich ebenfalls eine Substanz über die Haut aufgenommen. Nur hatte dies bei mir keine psychedelischen sondern vergiftende Wirkungen gezeitigt. Ein expliziter Selbstversuch lag mir also fern. Aber in diesem Sinne: Hut ab, vor dem Selbstversuch. Forscher machen manchmal verrückte Dinge.

  3. #3 Thilo Kuessner
    Mai 2, 2008

    Eine interessante (allerdings umstrittene) historische Anmerkung: Lyserg-Säure (das ‘LS’ in ‘LSD’) wird ja aus dem Mutterkorn-Pilz gewonnen, einem bis in das 19. Jahrhundert weit verbreiteten Getreidepilz. Über die geschichtlichen Auswirkungen dieser Getreidevergiftung (sozusagen dem Vorgänger des LSD) steht z.B. im Wikipedia-Artikel über Muterkorn:

    ‘Einen möglichen Zusammenhang zwischen Mutterkornverseuchung und Hexenhysterie glauben die amerikanische Historikerinnen Linda Caporael und Mary Kilbourne Matossian nachweisen zu können. Linda Caporael untersuchte die biohistorischen Hintergründe der berühmten Hexenprozesse von Salem (1692) und kam zu dem Ergebnis, dass die Hysterie der Mädchen, die jene Hexenverfolgung ausgelöst hatten, durch eine massive Ergotaminvergiftung hervorgerufen worden war. Prof. Matossian (Yale University) griff diese These auf und versuchte in einer breit angelegten Untersuchung über Massenhysterien in der frühen Neuzeit (etwa auch im Vorfeld der Französischen Revolution) den Beweis zu erbringen, dass vor allem die ländlichen Unterschichten an Halluzinationen litten, die durch Mutterkorn im Essen, in der Scheune und selbst im Stroh, auf dem sie schliefen, hervorgerufen waren. In Alpträumen wurden unterbewusste Ängste aktiviert, und die Menschen sahen sich real bedroht von all den Wesen, vor denen sie sich traditionell fürchteten, u. a. Hexen, Werwölfe und Teufel, aber auch Räuberbanden etc. Die Theorien von Caporael und Matossian sind von der Mehrheit der Fachhistoriker freilich als abwegig abgetan worden. Es scheint, dass diese Abwehrreaktion voreilig war, denn neuere Forschungen über die Klimageschichte scheinen zu zeigen, dass gerade in bestimmten Phasen der neueren Geschichte, die durch den eruptiven Ausbruch von Massenhysterie gekennzeichnet waren, auch hervorragende klimatische Verhältnisse für die geradezu pandemische Ausbreitung von Mutterkorn herrschten wie etwa während der Kleinen Eiszeit in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Genau in diese Jahre fällt der erste flächendeckende Ausbruch von Hexenhysterie.’

  4. #4 L. Carone
    Mai 2, 2008

    @Thilo: Ich fürchte, dafür brauchst Du keine halluzinogenen Substanzen. Wo Aberglaube herrscht, da fallen solche Ideen auf fruchtbaren Boden. Und Hysterie und Panik ist tatsächlich ansteckend. Selbst wenn man bewusst rational nicht an das Zeug glaubt, steter Tropfen höhlt den Stein. Beispiele dafür gibt es sogar noch heute in unserer Gesellschaft.

    Die Idee mit dem Mutterkorn ist auf den ersten Blick zwar spannend und plausibel, aber nicht wirklich haltbar. Die Bauern waren damals zwar ungebildet, aber nicht völlig verblödet und Mutterkorn siehst Du, wenn Du mit der Sichel erntest. Wie das Jahrtausende lang gemacht wurde. Die betroffenen Körner sind schwarz und wurden daher meist schon sehr früh aussortiert.

    Beim Dreschen wurde der Großteil des zufällig doch eingesammelten Mutterkorns nochmal aussortiert.

    Natürlich kann sich das eine oder andere schwarze Korn immer noch eingeschlichen haben, aber das verteilte sich spätestens dann, wenn das Ganze in der Mühle mit dem Rest vermahlen wurde. Und um tatsächlich Halluzinationen zu bekommen, musst Du Dir schon einiges an Mutterkorn reinziehen. Dazu hätte das Brot oder der Getreidebrei völlig verseucht sein müssen. Das schmeckst und siehst Du spätestens beim Verzehr, weil Mutterkorn extrem bitter ist und das entsprechende Mehl sehr dunkel.

    Sowas hätten sich die Leute nur dann angetan, wenn es nichts anderes mehr zu Essen gegeben hätte. Kann es vereinzelt sicherlich gegeben haben, aber naja.

  5. #5 florian
    Mai 2, 2008

    Zur Sache mit dem Mutterkorn und den Hysterien: Da gibt es wunderbares Buch von Leo Perutz (einer der besten deutschsprachigen Schriftsteller übrigens): “St. Petri Schnee”. Da stellt einer die These auf, dass alle wichtigen religiösen Bewegungen in der europäischen Geschichte mit dem Auftreten von Mutterkorn korrelieren. Er will in Deutschland wieder den “wahren” Glauben samt Monarchie einführen und deswegen aus dem Mutterkorn die “glaubenerzeugende” Substanz isolieren und dann ins Trinkwasser einschleusen. Ich verrate jetzt mal nicht den Schluß – der ist echt gut 😉

  6. #6 STerni
    Mai 3, 2008

    LDS RULZ! TESTET MAL BEVOR IHR LANG RUMPHLOSOPHIERT! NO RISK NO FUN!
    das zeigt dir sachen, die kann man nicht erklären, bzw. nicht verstehn wenn manns nicht selbst gesehn hat!! also steigt aufs “RAD” und RADLT los!!

  7. #7 Thilo Kuessner
    Mai 3, 2008

    @L.Carone:
    Ok, vielleicht muß man bei Wikipedia-Artikeln doch vorsichtiger sein. In meinem eigenen Gebiet stimmt Wikipedia eigentlich immer, bis auf Kleinigkeiten hier und da.
    Ich hatte bei dem Mutterkorn-Artikel natürlich vorsichtshalber auch auf die Diskussionsseite geschaut, dort aber keine kritischen Kommentare gefunden. Liegt aber vielleicht einfach daran, daß die meisten Autoren des Artikels Biologen sind, die der Geschichtsteil nicht so interessiert.
    Allerdings scheint es doch unstrittig zu sein, daß es im Mittelalter durch Mutterkorn ausgelöste Epidemien gab (oder?), siehe z.B. http://www.botanikus.de/Gift/mutterkorn.html .