Netzwerke sind »in«. Egal ob in Wirtschaft, Kultur oder Wissenschaft: soziale Netzwerke sind unerläßlich, um die eigenen Projekte und Ideen voranzutreiben. Kein Wunder, daß Online-Business-Plattformen wie “Xing” immer populärer werden.


Im wissenschaftlichen Kontext stoßen die vorhandenen “Social Networks” aber schnell an ihre Grenzen. Sie sind schlicht zu unflexibel und zu wenig auf akademisch-wissenschaftliche Anforderungen zugeschnitten. Ganz aktuell befinden sich drei “Social Networks” in der Startphase, die hier für Abhilfe sorgen wollen.

Das spezifische Profil ist zwar unterschiedlich, gemein ist Ihnen aber die Zielsetzung, die wissenschaftliche Kommunikation auf ein effizienteres Level anzuheben – die Utopie einer schönen, neuen Welt der wissenschaftlichen Netzwerke und Kommunikation klingt verlockend.

Drei Kandidaten sind im Rennen

Bereits seit einigen Wochen sind erste Nutzer beim Online-Portal “scholarz.net” willkommen. Es handelt sich um ein onlinebasiertes Forschungstool, das Bibliographie-Software, Wissensmanagement und Social-Media-Features verbinden will. Ein ambitioniertes Projekt, für das das Forschungsteam um Daniel Koch von der Uni Würzburg verantwortlich ist.

Man darf hier gespannt sein, wie dieses “Werkzeug” von den ersten Anwendern angenommen wird. Der selbstformulierte Anspruch ist jedenfalls sehr hoch:

“scholarz.net is the online-software for better research and academic writing. it offers reference management, knowledge organisation, social knowledge and research community.”

Deutlich stärker am konventionellen Konzept der “Social Networks” orientiert ist “SciLink“. Der Untertitel “Science Connected” ist aber klasse. Allerdings stellt sich die Frage, weswegen Forscher sich ausgerechnet bei “SciLink” anmelden sollten. Akademischen Tratsch gibt es doch auch schon so genug, oder?

Der Fokus von “SciLink” liegt jedenfalls auf den kleinen, alltäglichen Forscherkommunikationen, die ja ebenfalls fruchtbar sein können. Das Konzept ist also eher am “Marktplatzmodell” orientiert, wo man sich trifft und miteinander spricht:

“Meet other scientists with common interests. Participate in group discussions and answer questions to help your colleagues.”

Der dritte Kandidat im Rennen um die Zuneigung der akademischen Wissenschaftler hört auf den Namen “ResearchGate“. Erst seit wenigen Tagen ist diese Website online und ich bin – wie ich hier notiert habe – leider schon an der mangelhaften Anmeldeprozedur gescheitert.

Allen Forschern, denen eine Anmeldung gelingt, verspricht “ResearchGate” die Möglichkeit sich ein eigenes Forscherprofil zu erstellen, die Publikationsliste zu präsentieren und Daten auszutauschen. Es sollen also Selbstmarketing und Wissensaustausch verzahnt werden.

Wozu das alles gut sein soll? Auf der Website werden folgende Aspekte genannt:

…to present yourself and your research projects… to exchange knowledge and know-how… to initiate collaborations.

Klingt gut. Doch es bleibt abzuwarten, welches Portal sich durchsetzt und ob sich überhaupt genügend Wissenschaftler finden, die sich beteiligen. Denn auch für wissenschaftliche Social Networks bedarf es einer “kritischen Masse”.

Brauchen wir überhaupt “professionelle” Netzwerk-Portale?

Daß Wissenschaftler grundsätzlich netzwerkfähig sind, zeigt sich übrigens Tag für Tag – hier bei den Scienceblogs und an vielen anderen Stellen der wissenschaftlchen Blogosphäre. Im Gegensatz zum großen Rest der Blogs, die seit einigen Wochen eher über einen Linkverlust lamentieren (wie hier etwa Robert Basic konstatiert), erfreuen sich die Wissenschaftsblogs gerade einer erfreulich positiven Konjunktur.

Und vielleicht bedarf es auch gar keiner eigens erstellten Portale, in denen sich Wissenschaftler vernetzen. Wir können das doch auch durch unsere Blogs sehr gut – wenn nicht sogar besser?!

Kommentare (1)

  1. #1 Julia Zhu
    September 16, 2008

    Hallo!

    Interessantes Thema, wusste gar nicht, dass es sowas gibt.
    Ich würde gerne auf eine verwandte Neuentwicklung hinweisen. G-RAIN (www.g-rain.org) ist auch ein Wissensmanagement-Netzwerk, richtet sich aber nicht nur an Wissenschaftler, sondern an Wissensarbeiter generell. Im Mittelpunkt steht neben der reinen Vernetzung die Präsentation des eigenen Wissens, wobei man Artikel, wissenschaftliche Arbeiten, Präsentationen etc. auf der Seite veröffentlichen kann. Andere Nutzer können diese runterladen und bewerten. Somit hat dieses Netzwerk mehr Substanz als etwa XING, steht aber nicht nur der scientific community offen. Finde die Idee ganz nett.