Heute hat es mich wieder kalt erwischt. Ein netter Kollege rief an, “weisst Du schon, europaweiter Atomalarm ausgelöst, irgendwas mit ECURIE”. Und es entstand das gleiche komische Gefühl wie im Jahr 1986 beim Lernen für’s Abi auf dem elterlichen Balkon, als die erste Tchernobyl-Meldung durchs Radio sprach.
Ist doch alles schön hier. Ich rieche nichts, schmecke nichts, was soll sein?
Damals, 1986, brach keine Panik aus, zumindest nicht mit den ersten Meldungen und zumindest nicht bei mir. Eine Wolke, von irgendwo… Da habe ich ja noch alle Zeit der Welt mich vorzubereiten. Schon eine Woche später war ich es, die ihre Eltern schimpfte, wenn sie Salat aus dem Garten auf den Mittagstisch stellten und sich nicht um Kuhmilch unsere Gene und unser aller Zukunft sorgten.
Das Anliegen wurde zunehmend zentral. Im Chemiestudium untersuchten wir Ökologische Chemie-Studiengängerinnen zwei, drei Jahre später im Verkauf befindliche Pralinen mit Nüssen und Schokolade auf ihre Radioaktivität. Es bestätigte sich, was alle wissen: Es gibt Halbwertszeiten und wenn so manches mal da ist, geht es nicht so schnell wieder weg.
Und ich erinnere mich sogleich an 9/11 und die große Frage, was passiert, wenn ein Großraumflugzeug oder ein Düsenjet in ein Atomkraftwerk düst. Dazu hatte ich damals für Focus einen Artikel verfasst. Hier ein Auszug:
“Im Katastrophenfall sehen Schutzpläne die Evakuierung der Bevölkerung im Umkreis von 25 Kilometern vor. Die Bewohner in der weiteren Umgebung werden aufgefordert, umgehend Häuser aufzusuchen. Denn Mauerwerk verringert die Strahlenbelastung erheblich. Strahlenbiologe Edmund Lengfelder empfiehlt: „Legen Sie eventuell radioaktiv belastete Kleidung ab. Lassen Sie die Badewanne voll laufen – das ist Ihr Trinkwasser für die nächste Zeit.” Zudem empfiehlt der Experte, einen Essensvorrat für vier Wochen, ein Transistorradio und Jodtabletten bereitzuhalten. Die Pillen sollen das Risiko verringern, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.”
Und das ist immer in meinem Kopf, für alle Fälle und alle, die mal schnell nicht wissen was tun. Badewanne voll, Essensvorrat für vier Wochen, Radio mit Batterie (wer hat sowas?), Jodtabletten (ich hab sie noch, Kalium jodatum 0,1 g, damals 2001 gekauft – zwischenzeitlich von mir selbst belächelt – heute dachte ich kurz, “wo sind die?”, leider abgelaufen). So ist das. Wir werden ganz pragmatisch im Ernstfall und dann sind wir irgendwie doch nicht vorbereitet. Aber nun im deutschsprachigen Raum keine Panik. Die hier genannten Dinge gelten für den näheren Umkreis eines Reaktorunglücks.
Würde ich jedoch neben Krsko wohnen, würde ich heute Nacht wohl lieber in Ruhe andernorts nächtigen oder oben genanntes sehr gerne vorbereitet wissen – auch wenn diese Dinge nur, tnaja…. das Schlimmste verhindern hülfen.
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