Schlapp-klack, schlapp-klack, schlapp-klack. So klingen Krankenhausflure, wenn nicht so viel los ist. Früher, als Birkenstocksandalen noch die Nummer eins bei Pflegepersonal und Ärzten waren, fehlte das “Klack”-Element. Dann kamen Crocs.
Crocs sind die bunten Kunststofflatschen, die seit zwei Sommern auch dem Flip Flop Konkurrenz machen. Sie sind so praktisch wie hässlich. Das Material verspricht, dass es wasserfest sei und nicht porös werden kann und daher Bakterien und Pilze sich schlecht festsetzen können. Die großen Löcher an der Oberflächen sorgen dafür, dass der Fuß gut belüftet wird – alternativ kann man sich aber auch lustige Pins reinstecken, Jibbitz genannt.
Der Hersteller der Schuhe, Crocs Inc., machte im vergangenen Jahr unglaubliche 296 Millionen Dollar Umsatz – ein Paar kostet etwa 40 Euro. Getragen werden Crocs überall, wo Füße schwitzen und bequem stehen wollen. Wie eben im Krankenhaus.
Nur genau dort, so befand nun der Franz Fegerl, Institusleiter des Geschäftsbereichs Medizintechnik vom österreichischen TÜV, stellen Crocs auch eine Gefahr dar. Da die Schuhe sich elektrostatisch auf- und zu beliebigem Zeitpunkt wieder entladen können, rät der Diplom-Ingenieur von Crocs und vergleichbaren Schuhen ab. Medizintechnische Geräte wie sie etwa in OPs, Intensiv-Überwachungsräumen oder Röntgenräumen stehen, können durch elektrostatische Entladungen in ihrer Funktion beeinträchtigt werden oder gar Patienten mit Herzproblemen gefährden.
Den gesamten Artikel von Franz Fegerl gibt es hier. Abgesehen von den Stromschlägen ist schon länger bekannt, dass Crocs nicht die Hygienestandards einer Klinik passen und wurden teilweise am Arbeitsplatz verboten – denn in die großen Löcher können Blut oder andere Flüssigkeiten reintropfen (sofern man natürlich keine Jibbitz trägt).
Um dem entgegenzuwirken, brachte Crocs Inc. ein Modell ohne Löcher auf den Markt – aber auch dieses soll nun Krankenhausverbot bekommen. “Crocs laden sich sich stärker auf als Sneakers oder andere Schuhe, die medizinisches Personal auch trägt,” verteidigt die Firmensprecherin Tia Mattson in der heutigen Süddeutschen Zeitung die Schuhe. Hmm, gut, aber nur weil die anderen es angeblich auch verkehrt machen, macht ihr das dann auch?
Zumindest machen nicht alle mit. Der schwedische Arzt Mikael Stenberg entwickelte mit dem Produktdesigner Jonas Hansson einen Clip, der, am Croc getragen, vor statischer Aufladung schützt. Wie Stenberg in einer eigenen Studie erklärt, beträgt der elektrische Widerstand ohne Safe Clip mehr als 10^12 Ω – mit der Schutzklemme lag er durchschnittlich bei 10^7 Ω, ein nach Stenbergs Angaben akzeptabler Wert.
So könnten Pflegepersonal und Ärzte ihre geliebten Crocs dann doch retten – ich vermute jedoch nur bis zu dem Tag, an dem eine Studie zu Tage fördern wird, dass Ärzten in Birkenstocksandalen mehr Vertrauen geschenkt wird als denen mit bunten Schuhen, an denen das gesammte Ensemble der Muppet Show klebt.
In den USA, England, Schweden und der Schweiz sind die Treter im Krankenhaus teilweise schon verboten – in Deutschland sind sie bisher noch erlaubt. Die Berliner Charité prüft nach Angaben der Süddeutschen Zeitung jedoch, ob ein Verbot der Schuhe in “sensiblen Bereichen” sinnvoll ist.
Es ist nicht das erste Mal, dass Crocs für gefährlich befunden wurden. Vor einem Jahr berichtete bereichts die Washington Post von einem Rolltreppenverbot für Crocs. Die Schuhe führten nach Angaben des örtlichen U-Bahn-Betriebs gehäuft zu Unfällen auf Rolltreppen. Was ich mich nur Frage: Wie kommt es, dass nie jemand solche Empfehlungen für High Heels veröffentlicht hat? Ist da jemand parteiisch?
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