Gleich könnte er Gold holen, Gold bei Olympia. Dass der Marathonläufer vorher noch etwas Sibutramin zu sich nimmt, das wird schon niemand merken. Wenn jetzt nur niemand von der WADA mehr spontan zur Dopingkontrolle kurz vor dem Wettkampf reinschaut, hoffentlich, hoffentlich…
So oder ähnlich geht es nicht nur Sportlern, die sich gerne mit fremden Federn schmücken. Wo gedopt, geschummelt und getrickst werden kann, gibt es immer auch ein paar schwarze Schafe, die solche Möglichkeiten nutzen, wie auch ScienceBlogger Christian beim Korrigieren einer Semesterarbeit feststellen musste.
Wissenschaftskontrolleure als staatliches Qualitätsmanagement
Nur gibt es in der Wissenschaft noch keine Instanz ähnlich der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA), die Forschungsergebnisse unter die Lupe nimmt und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Und genau solches fordert der Wiener Leiter des Zentrums für Hirnforschung Jürgen Sandkühler, wie der ORF berichtet.
“Bitte schön, hier ist ihre Arbeit. Zeigen Sie bitte einmal die Originaldaten” – so stellt sich Sandkühler in etwa die Arbeit der Forschungskontrolleure vor. Zwar gäbe es bereits die Dokumentationspflicht für Wissenschaftler – schließlich fließen in zahlreiche Forschungsprojekte Steuergelder. “Wir müssen schon jetzt darauf gefasst sein, dass jemand kommt,” erklärt er. “Aber es kommt niemand.”
Um die Anzahl verfälschter Forschungsergebnisse zu verringern, fordert Jürgen Sandkühler eine staatlich geförderte Prüfstelle: “Wir haben doch auch staatliche Gelder, die zur Gewinnung der Daten hergeben werden. Warum sollen wir nicht einen kleinen Teil dieser Gelder verwenden, um die Qualität der Daten zu überprüfen?”
Fälschungen, geschönte Zahlen und Ideenklau – in der Wissenschaft nichts Neues
Da hat er sehr Recht – Fälle wie der Betrug der renommierten deutschen Krebsforscher Friedhelm Herrmann und Marion Brach oder Aufstieg und Fall des Physikers Jan Hendrik Schön könnten so vermieden werden. Der hatte zwar mit nur 31 Jahren satte 17 Artikel in den Fachmagazinen Nature und Science publiziert – 2002 wurde jedoch entlarvt, dass Schön im großen Stil Daten gefälscht hatte und damit Wissenschaftler von der Uni Konstanz bis zum Max-Planck-Institut schön an der Nase herum geführt hat.
Zum Leidwesen der Pharmakonzerne gibt es in Deutschland ja bereits etwas Vergleichbares: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beleuchtet seit 2004 unter anderem Medikamentenstudien und deckte dabei schon mehrfach falsche Angaben der Hersteller auf: So Beispielsweise die angeblich bessere Wirkungsweise des inhalativen Insulins Exubera von Pfizer, was für den Konzern weitreichende Folgen hatte.
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