Es gibt wohl keinen anderen Preis, der eine so hohe Symbolkraft hat wie der Friedensnobelpreis. Nach dem Willen des Stiftungsgründers Alfred Nobel soll der Preis derjenigen Person oder Institution verliehen werden, die sich um die Menschenrechte, die Völkerverständigung oder den Frieden auf Welt am meisten verdient gemacht hat. Wie soeben in Oslo bekanntgegeben wurde, geht der Friedensnobelpreis 2008 an den finnischen Diplomaten Martti Ahtisaari
Martti Ahtisaari hatte bereits in den 80er Jahren als Krisenmanager im Dienste der UNO gewirkt, damals in Namibia. Für diesen Einsatz war er bereits im Vorjahr einer der Nominierten für den Friedensnobelpreis.
Als größter Erfolg in Ahtisaaris Laufbahn gilt die Beendigung des Bürgerkriegs in der indonesischen Unruheprovinz Aceh, dort vermittelte der Finne im Jahr 2005 mit großem Geschick zwischen der Regierung und der Separatistenbewegung “Freies Aceh”.
Nachdem er sich die letzten beiden Jahre mit ganzer Kraft für die serbische Provinz Kosovo eingesetzt hatte, die unter UNO-Verwaltung steht, wird Martti Ahtisaari also dieses Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, für den er schon mehrmals heiß gehandelt wurde. Der sozialdemokratische Politiker, der zwischen 1994 und 2000 das finnische Präsidentenamt bekleidete, wird für seine “wichtigen Bemühungen ausgezeichnet, auf verschiedenen Kontinenten über drei Jahrzehnte hinweg, internationale Konflikte zu lösen.”
Nobelpreisschicksal: Die Favoriten gehen leer aus
Damit sind die Favoriten, die im Vorfeld gehandelt wurden, wieder nicht zum Zug gekommen. Insider hatten gemunkelt, daß die chinesischen Dissidenten Gao Zhisheng und Hu Jia gute Chancen haben sollten. Und insofern war die gestrige Aussage eines chinesischen Regierungssprechers, daß es sich bei Hu Jia um einen “Kriminellen” handele, mit großer Irritation aufgenommen worden.
Außerdem galten der vietnamesische Mönch Thich Quang Do und die tschetschenische Anwältin Lidia Jussupowa als heiße Anwärter auf den Friedensnobelpreis.
Hintergründe zum Friedensnobelpreis
Die Auswahl der Preisträger trifft, anders als bei den fünf weiteren Nobelpreisen, das Norwegische Nobelkomitee. Deshalb wird der Preis auch im Rathaus von Oslo verliehen – diese Besonderheit erklärt sich übrigens ganz einfach: vor 100 Jahren waren Norwegen und Schweden vereinigt und die ganzen außenpolitischen Regierungsgeschäfte wurden in Stockholm getätigt. Nobel glaubte deshalb, daß das norwegische Parlament (das lediglich innenpolitische Kompetenzen hatte) unabhängiger und weniger von äußeren Einflüssen beeinträchtigt sei.
In den letzten Jahren hatte sich das fünfköpfige Komitee, dessen Mitglieder vom norwegischen Parlament, dem Storting, ernannt werden, mit seinen Entscheidungen klar gesellschaftlich- politisch positioniert. 2007 wurden der frühere US-Vizepräsident Al Gore und der UN-Klimarat ausgezeichnet – sie erhielten den Preis für ihr Engagement vor den globalen Gefahren des Klimawandels zu warnen.
2006 war der Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus aus Bangladesh und die von ihm gegründete Grameen Bank ausgezeichnet worden. Dies war als Signal für alternative Wirtschafts- und Finanzstrukturen verstanden worden.
Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet einer Million Euro (zehn Millionen Kronen) dotiert. Er wird traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), überreicht. Letzter deutscher Preisträger war 1971 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt.
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