Zum heutigen Blog Action Day möchte ich nun nach Stefan und Ali auch einen Beitrag zum Thema Armut beisteuern und bleibe dazu bei meinem thematischen Steckenpferd, der Gesundheit. Dass Armut eine ganz entscheidende Rolle dabei spielt, wie hoch oder niedrig unsere Lebenserwartung ist, ist ein weltweiter Missstand.
Hunger spielt leider in vielen Ländern eine besonders tragende Rolle – aber auch bei uns schadet Armut der Gesundheit auf fast jeder möglichen Ebene. Dazu nur ein paar Aussagen der KIGGS-Studie, die die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland letztes Jahr ausgiebig untersuchte: Kinder aus Familien mit einem niedrigen Sozialstatus leiden häufiger an Mandelentzündung, Herpesinfektionen und Blasen- oder Harnwegsinfekten. Sie sind häufiger übergewichtig und leiden öfter an Adipositas, was wiederum das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken erhöht.
Auf dem diesjährigen Kongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte forderte nun der Präsident des Verbandes Wolfgang Hartmann „eine umgehende Beendigung der Zweiklassenmedizin im Bereich der Kindervorsorgeuntersuchungen.” Dabei beschwerte er sich über die Ungerechtigkeit, dass jährliche Routine-Checks bisher nur privatversicherten Kindern im Alter von 2 bis 14 zur Verfügung stünden – gesetzlich Versicherten steht dies nur zwischen dem 6. und 11. Lebensjahr zu. Wichtig seien die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen vor allem, um Kindesmisshandlungen und -vernachlässigungen früher zu erkennen.
Desweiteren werden nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel ab dem 12. Lebensjahr nicht mehr erstattet. Darunter fallen beispielsweise Schmerzmittel wie Aspirin und Paracetamol, Schleimlöser gegen hartnäckigen Husten und Mittel gegen Allergien. Ausnahmen, wie etwas die Rückerstattung von einfacher Kochsalzlösung für junge Mukoviszidose-Patienten, mussten Patientenverbände sich erst erstreiten*.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Institutionen, die sich mit tollen Projekten für gesundheitliche Chancengleichheit einsetzen. Eine Liste derer gibt es hier. Und um heute nicht nur zu nörgeln und dem Blog Action Day mehr Action zu verpassen, nun ein Appell:
Vielleicht haben Sie ja am Ende des Monats etwas Budget übrig, das sich in eine Spende investieren ließe. Und es gibt sicher tausende tolle Projekte, die unterstützenswert sind – ich möchte nur auf die Nachsorgeklinik Tannheim aufmerksam machen. Es gibt dort junge Patienten, die Unterstützung sehr gut gebrauchen können – und Personal, das sich großartig um die körperliche und seelische Gesundheit der Jugendlichen kümmert. Von allen Institutionen, die es verdient hätten, hier erwähnt zu werden, ist dies schlicht die einzige, die ich im Ansatz näher kenne und daher versichern kann, dass das Geld prima investiert wäre. Dass dort nicht wenige Jugendliche sind, die ganz bestimmt nicht privatversichert sind und sich auch sonst keinen Luxus leisten können und zudem schwerkrank sind – daher die gezielte Aufforderung.
*Kochsalzlösung wird zur Inhalationsbehandlung genutzt.
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