Elizabeth H. Blackburn, Carol W. Greider and Jack W. Szostak erhalten den Medizinnobelpreis 2009. Wie das Stockholmer Karolinska Institutet eben bekanntgab, wurden die Molekularbiologen für ihre Forschungsarbeiten zur Funktion von Telomeren ausgezeichnet.
Damit sind es nun zehn Frauen, die jemals einen Medizinnobelpreis erhalten haben. Und Tobias Maier von WeiterGen lag mit seinem Tipp diesmal auch nicht richtig.
Elizabeth H. Blackburn, Carol W. Greider and Jack W. Szostak stehen damit in der ehrenvollen Reihe, die 1901 mit Emil Adolf von Behring – dem ersten Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin – begann. Von Behring wurde vor 108 Jahren für seine erfolgreiche Entwicklung der passiven Impfung (durch seine Arbeiten zur Serumtherapie) ausgezeichnet, die endlich ein taugliches Instrument im Kampf gegen die Diphtherie darstellte.
Letztes Jahr durfte ja der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen (DKFZ Heidelberg) über die medizinische Nobelpreisehre jubeln. Zur Hausen wurde für die Bestätigung der Hypothese geehrt, dass humane Papillomviren ein Faktor bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind. In den 80er Jahren war es ihm gelungen, die Virentypen HPV 16 und HPV 18 aus einer Gebärmutterhalskrebsprobe zu isolieren. Die (immer noch umstrittene) HPV-Impfung geht v.a. auf seine Arbeiten zurück.
Das Geheimnis der Zellalterung
Die Molekularbiologin Elizabeth H. Blackburn (Universität von Kalifornien in San Francisco) und ihre Kollegin Carol Greider (John Hopkins Universität, Baltimore) arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Nun werden sie – zusammen mit Jack Szostak – für ihre Entdeckung ausgezeichnet, „wie Chromosomen durch Telomere und das Enzym Telomerase geschützt werden”.
Elizabeth Blackburn entdeckte 1984 mit ihrer Doktorandin Carol Greider das Enzym Telomerase.
Bereits 1984 entdeckte Blackburn mit ihrer damaligen Doktorandin Carol Greider die Telomerase im Wimpertierchen der Gattung Tetrahymena. * In den folgenden Jahren widmete sie sich ganz der Untersuchung der Telomere, also den hochinteressanten Anhängseln der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung ein kleines Stückchen kürzer werden.
Die Forschungsarbeiten zur Funktion der Telomere und des Enzyms Telomerase ist hinsichtlich der Bedeutung für das Verständnis von Zellteilung und Zellalterung kaum zu überschätzen. Denn sobald die Telomere eine bestimmte Länge unterschreiten, teilt sich die Zelle nicht mehr oder stirbt ab.
Das von Elizabeth Blackburn und Carol Greider vor 25 Jahren entdeckte Enzym, die Telomerase, kann die Verkürzung der Telomeren unterbinden. Allerdings führt natürlich die Telomerase dazu, dass eine Zelle sich (potentiell) endlos weiterteilt. Deswegen spielt sie auch beim Tumorwachstum eine wichtige Rolle und ist heute ein spannender Forschungsgegenstand bei der Entwicklung neuer Krebsmedikamente.
Nobelpreisverleihung 2.0
Interessant ist ganz nebenbei, dass sich die Bekanntgabe der Nobelpreise im Jahr 2009 zwischenzeitlich zu einem hochprofessionellen Medienereignis entwickelt hat, was die Nutzung von allen medialen Formaten beinhaltet. Und das schließt ausdrücklich alle denkbaren Web-2.0-Kanäle ein.
Das beginnt mit der Bereitstellung von Widgets für die eigene Website (wie man es nebenan sieht). Geht weiter zum Live-Stream von der Bekanntgabe der Namen, reicht zum Facebook-Profil und endet beim Twitter-Account. Unter www.twitter.com/Nobelprize_org kann man beim Microbloggingdienst alle Neuigkeiten aus Stockholm erfahren.
— Update: 13:30 Uhr:
Tobias von WeiterGen hat inzwischen einen Artikel geschrieben, in dem er näher erklärt, was es mit Telomeren und Telomerase auf sich hat:
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* Die jetzige Würdigung mit dem Medizinnobelpreis 2009 geht übrigens auf folgenden Artikel aus dem Jahr 1985 zurück:
- Greider, C.W. & Blackburn, E.H.: Identification of a specific telomere terminal transferase activity in Tetrahymena extracts.. In: Cell. 43, 1985, S. 405-413. doi:10.1016/0092-8674(85)90170-9.
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