Quo vadis, Medien – pardon, klassische Medien? Tageszeitungen. Magazine, TV, Radio. Und wohin werden sich die journalistischen Online-Medien entwickeln? Das sind Fragen, die sich viele Reporter, Redakteure und Verleger stellen.
Eine Podiumsdiskusssion in München zum Thema „The Future of Media” machte sich auf die Suche – nein, nicht nach Antworten, denn die kann zum heutigen Zeitpunkt niemand verlässlich geben, dafür ist zu vieles in Bewegung – aber nach Ansätzen zu möglichen Antworten. Und da die Runde sich bei der Konferenz DLDwomen traf, gab es auch eine passende Unterzeile: „From a Female Perspective”. Jochen Wegner, Chef von Focus Online, hatte das Vergnügen, die durchweg weiblich besetzte Runde als Hahn im Korb zu moderieren.
Von Linda Abraham, die mit ihrem Unternehmen Comscore Statistiken über Online-Nutzung erhebt, war zu erfahren, dass Frauen etwas länger pro Tag online sind als Männer, im Netz mehr bei Einkäufen ausgeben, dafür aber zu gleichen Anteilen in sozialen Netzwerken aktiv sind.
Frauen sind also online stärker präsent, aber sind sie das auch in den Medienunternehmen, die online aktiv sind? Katharina Borchert war Chefin des Nachrichtenportals „Der Westen” in Nordrhein-Westfalen, hinter dem der große WAZ-Verlag steht. Sie war auf den weiten Fluren der Chefetage allein unter Männern: „Als ich dort anfing kannte ich keine Frau, die für mich eine Art role model hätte abgeben können. Da war einfach keine.”
Katharina Borchert: “Als ich bei der WAZ anfing kannte ich keine Frau, die für mich eine Art role model hätte abgeben können. Da war einfach keine.
Dass das eine kulturelle Angelegenheit sein könnte meinte Annelies van den Belt, CEO des russischen Medienunternehmens SUP: „Also, ich habe mich selbst nie als weibliche Kollegin gesehen, sondern einfach als Kollegin.” Borchert war erstaunt, das zu hören: „Wie soll man den Stempel ignorieren? Ich wurde in jedem Interview gefragt wie es ist, als Frau allein unter Männern zu arbeiten.”
Während das Netz also schon sehr weiblich ist, haben die Unternehmen, die es mitgestalten, noch Hausaufgaben in Sachen Geschlechtergleichheit zu machen. Die Antworten auf die Frage nach der Zukunft der Medien waren dafür einvernehmlich unisex. Daphne Wu, Chefin der chinesischen Caixin Mediengruppe, geht davon aus, dass MedienmacherInnen immer mehr zu KommunikationsorganisatorInnen werden, mit dem Multiformat im Angebot: Vom Magazin über das Newsportal bis hin zur Ausrichtung von Konferenzen.
In diese Richtung rief ebenfalls Annelies van den Belt die Medienbranche auf, man müsse über den Rand des gewohnten Geschäftsbereichs schauen. So weit, so bekannt. Aber ein sehr interessanter Vorschlag kam von Sara Öhrvall, die bei der Bonnier Group Magazine aufs iPad bringt: Periodisierung. Online-Nachrichtenplattformen sollten aufhören, kontinuierlich Meldungen und Berichte zu verbreiten und stattdessen in zeitlichen definierten Abständen ihre Inhalte aktualisieren. Eben wie bei Tageszeitungen.
Es könnte also alles beim Alten bleiben.
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Foto (von links nach rechts): Daphne Wu, Chefin der chinesischen Caixin Mediengruppe / Katharina Borchert / Linda Abraham (Comscore) / Jochen Wegner, Chef von Focus Online /Sara Öhrvall (Bonnier Group) / Annelies van den Belt, CEO des russischen Medienunternehmens SUP
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