Oft lautet die Antwort Nein und viel öfter noch Nein, aber…, wobei dem Aber… die Konsequenzen folgen, wenn die Investition nicht getätigt wird. Ein Beispiel aus der Industrie könnte sein: “Müssen wir die Premiumgeräte kaufen? Genügt nicht der Standard?”. Die Antwort könnte lauten: Wir brauchen sie nicht generell, aber sie sind natürlich besser. Und an manchen Stellen kommen wir gar nicht drumherum. Zum Beispiel, wenn bei extremen Prozessbedingungen die Standardgeräte schnell versagen würden.”

Im Fall meiner Gartenbewässerung lautet die Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit: “Nein, aber dann kann ich eine Menge coole Sachen nicht machen, wie die Planung, Parametrierung, Montage und mich an der Funktion erfreuen”.

Sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in Ordnung?

Da ich keine Chemieanlage, sondern nur eine Bewässerung bauen will, muss ich nicht das vorgeschriebene Genehmigungsverfahren nach BImSchG in die Wege leiten. Das macht die Dinge schon mal einfacher. Allerdings lebe ich ja hier nicht allein, sondern neben meinen Nachbarn und muss natürlich alles so ausführen, dass deren Besitz nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Diesen Punkt werden wir später, wenn ich den EHS-Prozess anreiße, noch etwas ausführlicher besprechen.

Kann ich es mir leisten bzw. wie viel Geld habe ich zur Verfügung?

Ich bin in der glücklichen Lage, jeden Monat ein gewisses Budget für Basteleien aller Art aufwenden zu können und da in der letzten Zeit keine größeren Projekte anstanden, hat sich ein bisschen was angespart. Kein Vermögen, aber immerhin genug, um mich wirklich auszutoben. Ich werde zwar (das wird bei der Detailplanung später klarer) nicht immer genau das realisieren können, was ich gerne hätte – insbesondere, was Gerätetechnik angeht – aber grundsätzlich ist das was mir vorschwebt darstellbar.

 

Begutachten des Standortes

Wenn man irgendwo was bauen will, ist es sinnvoll, sich zunächst mal dort umzusehen. Die wichtigsten Parameter sind zunächst Größe und Schnitt meines Gartens, sowie die Auswahl der Flächen für Rasen und Beete (außerdem will ich einen kleinen Steingarten anlegen). Damit kann ich später abschätzen, wie viele Regner ich mindestens brauchen werde.

Aber nicht nur der Platz ist wichtig, sondern auch die Verfügbarkeit von Energien. In der Prozessindustrie bezeichnet man Druckluft, Leitungswasser, Wasserdampf und Stickstoff als Energien. Für meine Zwecke brauche ich nur Zugang zu Wasser. Glücklicherweise verfüge ich über einen Tiefbrunnen mit Pumpe, die ich sowieso für die manuelle Gartenbewässerung nutze. Die Pumpe steht in einer kleinen Werkstatt im Anbau. Ich werde also an dieser Stelle vermutlich etwas Arbeit haben, denn zurzeit führt keine Wasserleitung direkt nach draußen. Bei mir zu Hause ist natürlich auch elektrische Energie verfügbar.

Wenn in der Industrie ein Projekt startet, dann kommen solche Fragen auch ziemlich früh. Fast jede Prozessanlage braucht für irgendetwas Dampf oder Stickstoff oder Wasser oder Druckluft. Wenn an einem Standort schon viele Anlagen stehen, dann existieren vielleicht Energienetze, an die man die geplante Anlage anbinden kann. Wenn Standorte neu erschlossen werden müssen, dann ist die Bereitstellung der Energien umständlich und macht die Anlage teurer. Es gibt aber auch die andere Richtung: Viele Anlagen stellen selbst Energien her, z.B. Wasserdampf bei der Kühlung exothermer Prozesse. Wenn es für die erzeugte Energie Abnehmer gibt, die z.B. Wasserdampf brauchen, steigert das sogar die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Gibt es aber keine Abnehmer, ist das für die Wirtschaftlichkeit schlecht, denn dann muss die Energie im Zweifel vernicht, z.B. Wasserdampf kondensiert und rückgekühlt werden.

 

Vom Was? zum Wie?

Das Was haben wir damit geklärt: Wir wissen, was wir wollen und Wir kennen den Standort, die Verfügbarkeit von Energien und Elektrizität, sowie die weiteren Rahmenbedingungen und wir haben uns Gedanken darüber gemacht, ob es nicht Alternativen gibt. Im folgenden werden wir uns damit beschäftigen, wie wir zum Ziel kommen. Und dazu beginnen wir mit der Verfahrenstechnischen Basisplanung.

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Kommentare (3)

  1. #1 Dr. Webbaer
    8. April 2017

    Liest sich sehr gut, lieber Herr Oliver Gabath, Planung i.p. Projektarbeit ist eine Kunst, vielen Dank für Ihre Schilderungen.
    Besonders schwierig ist die Dynamik, die Projekte, auch kleinere in der Regel entwickeln, die Anforderungslage und die Rahmenbedingungen betreffend.
    Wie es eher nicht geht zeigen zugegebenermaßen komplexe, bestimmte bundesdeutsche Großprojekte.
    Einfachheit (auch auf Kosten der Effizienz) ist in der Projektarbeit oft nicht schlecht,
    MFG
    Dr. Webbaer

  2. #2 Fliegenschubser
    10. April 2017

    Sehr interessant zu lesen. Ich freu mich auf die weiteren Schritte. Und in die Falle der Detailplanung, bevor der Rahmen abgesteckt ist, bin ich auch schon getappt. Mehrmals. 😀

    • #3 Oliver Gabath
      16. April 2017

      Wer nicht^^

      Nichts ist so leicht wie die Flucht in die Details 😉