Kurz vor dem Auto begegnet mir doch noch ein Kollege aus der Ausbildung. Damals hätte ich ihm die Pest an den Hals gewünscht. Heute reden wir ganz normal miteinander – so normal, wie es in dieser Situation eben geht: Er ist genau so betroffen wie ich. Als wir uns die Hand geben, denke ich: “Sieh da, er hat auch nen Ring am Finger.” Schon interessant, was sich mit den Jahren alles ändert.
Auf dem Weg nach Hause nieselt es. Das Wetter ist dem Anlass angemessen.
Ich denke daran, dass in der BG-Unfallklinik noch zwei schwer Brandverletzte um ihr Leben kämpfen. In Deutschland gibt es dafür kaum ein besseres Haus. Aber Brandwunden sind heimtückisch. Christoph hatte es schlimm erwischt – er hat fast zwei Wochen gekämpft. Und die andern beiden sind auch noch nicht über den Berg. Wollen wir hoffen, dass sie überleben. Für Feuerwehrleute gab es dieses Jahr schon zu viele Trauerfeiern.
Was bleibt
Die furchtbare Bilanz ein Jahr nach dem Unfall sind fünf Tote, fünf lebende Schwerzverletzte und über 30 Leichtverletzte. Unfassbar für alle ist 11 Monate nach dem Unfall ein vierter Feuerwehrmann seinen Verletzungen erlegen. Mir war zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, dass überhaupt noch jemand im Krankenhaus liegt. Es dauert eben doch sehr lange, bis die körperlichen Wunden zumindest einigermaßen verheilen. Die seelischen Wunden, die der Unfall geschlagen hat, werden nie ganz verschwinden.
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