Das letzte Experiment schließlich beschäftigte sich konkret mit der Frage, wie gut wir uns merken, wo eine Information gespeichert ist im Vergleich zum Inhalt der Information selber. Hierzu wurde den Probanden wiederum eine Menge an Aussagen präsentiert, wobei sie für jede einen vorgegebenen Speicherort eintippen mussten. Anschließend mussten sie so viele Aussagen niederschreiben, wie ihnen noch im Gedächtnis waren. Danach wurden ihnen Teile der Aussagen gezeigt, welche eine eindeutige Identifizierung erlauben würden, und die Probanden mussten dazu den Speicherort der Aussage nennen. Interessanterweise konnten sie den Speicherort der Aussagen besser benennen als die Aussagen selber.
Zusammenfassend wurde in der Studie festgestellt, dass das Wissen darüber, wo eine Information hinterlegt ist, gegenüber dem Wissen über die Information selber bevorzugt wird, mit dem Vorteil, dass vom “wo” auch auf das “was” geschlossen werden kann (aber nicht anders herum). Oder mit den Worten der Studiendurchführer:
[…]if we look at the pattern of what was remembered, the results do suggest “where” was prioritized in memory, with the advantage going to “where” when “what” was forgotten.
Durch die immer stärkere Vernetzung und die immer größeren Informationsmengen, die im Netz bereitgestellt werden, liegt der Schluss nahe, dass wir uns auch immer weniger Informationen merken. Das heißt nicht, dass wir “dümmer” werden – wir wissen eben eher, wo wir etwas finden; wir lagern gewissermaßen unser Gedächtnis ins Netz aus. Die Autoren der Studie haben auch das schön zusammengefasst:
We are becoming symbiotic with our computer tools, growing into interconnected systems that remember less by knowing information than by knowing where the information can be found.
Ob das nun positiv oder negativ ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Komplett neu ist es allerdings nicht; das Phänomen gibt es schon länger, nur wurde sich damals eben auf Bücher verlassen. Oder wie der Psychologe Roddy Roediger so schön sagt:
When I was a student, many years ago, we consulted books and encyclopedias to write papers. Now students can do it at home on computers. Is that a bad thing? I don’t think so.
Auf xkcd.com wurde das ganze auch schon sehr treffend erkannt:
*Interessanterweise wird in der Studie auf eine frühere Studie hingewiesen, in welcher festgestellt wurde, dass wir uns Informationen schlechter merken, wenn wir davon ausgehen, sie nicht später in einer Prüfung zu benötigen. Aber dass wir viele Sachen bloß für die Prüfungen lernen, ist ja nun auch nichts neues…
**Also, Frauen dieser Welt: es bringt nichts, euren Männern wiederholt zu sagen, dass sie sich gefälligst den Geburtstag eurer Brüder/Schwestern/Eltern merken sollen. 😉
Kommentare (21)