Damit ihr nicht so lange ganz ohne computerbezogene Artikel von mir auskommen müsst, hier noch ein kurzer Beitrag zum Thema Erweiterte Realität. Scheinbar haben die Berliner Grünen die AR für sich entdeckt und nutzen Sie jetzt im Wahlkampf. Zusammen mit der Münchner Firma metaio (das “zusammen” klingt immer so positiv – die Hauptarbeit hat mit Sicherheit die Firma gemacht) haben sie eine App für Smartphones entwickelt, die etwas Schwung in den Wahlkampf bringen soll.


Das sieht so aus, dass man die Kamera seines Smartphones auf eins der Wahlplakate richtet, die App auf das Plakat hinweist und dann eine Erklärung zu den Slogans auf dem Plakat bekommt. Hier ein kleines Video, dass das demonstriert (die Verwendung des Werbevideos sei einmal entschuldigt, da ich noch kein anderes gefunden habe), findet sich hier:

Wer außerdem etwas direkter in die Demokratie involviert werden möchte, hat (mit der gleichen App) zudem die Möglichkeit, die (virtuelle) Umgebung mit Kommentaren zu versehen – diese können dann auch von anderen Leuten (unter anderem eben auch denjenigen, die gewählt werden sollen) betrachtet werden. Auch hierzu ein kleines Video:

Ich finde ja vor allem auch die Erklärung der Slogans ganz nett – viel zu oft stand ich vor Wahlplakaten, deren Aussage (meist ein kurzer Satz mit nicht mehr als 5 Wörtern) vollkommen bedeutungslos blieb, so dass man auf das Plakat auch gern hätte verzichten können. Ein paar Erklärungen sind da schon nett.

Und auch die Idee, auf mögliche Brennpunkte hinweisen zu können, ist nett. Das wäre übrigens nicht nur etwas für den Wahlkampf – hier könnte man eine richtige Infrastruktur aufbauen, um Politik gestalten zu können; oder auch das öffentliche Leben zu erweitern, indem interessante Orte für alle anderen sichtbar (virtuell) markiert werden.

Was haltet ihr davon? Ist das eine gute Idee oder steht ihr dem eher skeptisch gegenüber? Ich würde mich über eine Diskussion freuen (die dann allerdings bitte streng unpolitisch bleibt – Kommentare der Art “die Grünen sind doch doof” werden nicht akzeptiert).

Kommentare (11)

  1. #1 Hanno
    August 5, 2011

    Vielleicht wirds damit schon zu politisch, aber ich hab mich gefragt:
    1. Die Grünen sprechen sich immer wieder für freie Software aus.
    2. Die Applikation ist nicht frei.
    3. Die Applikation gibt es nur für ein unfreies System (iPhone).

  2. #2 WolfgangK
    August 5, 2011

    Wenn politische Parteien den Meinungsaustausch zwischen Politik und Bürger erweitern und eingereichte Meinungen auch wirklich nutzen bzw. ernst nehmen (was ja nicht gleich bedeutet, auch alles umsetzen zu müssen), dann ist das mit Sicherheit ein guter Weg zu einer echten bürgernahen Demokratie in der Kommunalpolitik. Wie weit sich das auf Landes- oder Bundespolitik übertragen läßt, sei dahingestellt.

    Sicher ist, es war noch nie falsch, das “Ohr am Volk” als Grundhaltung eines Abgeordneten oder einer Partei zu erkennen. Das fördert auch das Interesse der Menschen an politischen Vorgängen, weil sie spürbar eingebunden werden können.

    Ich finde diese Entwicklung sehr gut und nötig (auch eine erweitert nutzbare Infrastruktur), mal sehen was daraus wird. Die anderen Parteien werden bald nachziehen, wetten?

  3. #3 Logiker
    August 5, 2011

    Das Grünen-Bashing von Hanno ist typisch:

    a) Man erstelle eine falsche Hypothese
    b) auf Basis diser falschen Hypothese argumentiere man (anscheinend) richtig weiter
    c) man beanspruche das RECHT für sich.

    Da die Ausgangshypothese des Hanno aber daneben ist, erledigt sich sein restlicher Sermon…..

  4. #4 Stefan W.
    August 6, 2011

    Wieviel Prozent der Grünenwähler oder Wahlplakatinteressierten hat denn ein EiPhone? Und dann sind die Plakate ja meist Straßenrand zugewand. Wer im 3t-SUV zum Biomarkt fährt, der hat ja gar nicht die Hände frei, sein Smartphone zu bedienen. Oder Radfahrer. Oder hippe Väter die einen Kinderwagen schieben.

    Geht an der Alltagswirklichkeit vorbei.

    Und dann, weil auf einem Din A0-Plakat nicht genug Platz ist, bringt man die Inhalte auf ein 3-Zoll-Display? Gut, der User kann dort ja durch 50 Seiten durchblättern, weil es nicht statisch ist.

    Und, die, die sich für teuer Geld so ein Gimmick geleistet haben, stehen ja unter Rechtfertigungsdruck, und werden daher wohl oft mal ausprobieren, und anderen zeigen wollen, was sie nicht alles können. Hört, hört!

    Aber nüchtern betrachtet kann man sich einfach im Internet Werbevideos ansehen – die Beschränkung auf mobile Geräte, zudem einen einzelnen Hersteller, wie Hanno kritisch anmerkt, und die Funktion des Plakats bei der Veranstaltung, sind eigentlich sinnlose Hürden, die dem freien Zugang unnötig im Weg stehen.

    Naja – was für die CDU die Bildzeitung, das ist für den Grünenwähler das Iphone.

  5. #5 Marcus Frenkel
    August 6, 2011

    @WolfgangK
    Das Problem der Übertragung auf Landesebene ist hier denke ich weniger die technische Umsetzung, sondern der Wille der Politik, auf die Bürger zu einzugehen (man denke nur an S21, Atomkraft, Bundeswehr usw.). Auf Kommunalebene können wütende Bürger eben schon mal für Unruhe im Rathaus sorgen, wovor Merkel und Co. wohl weniger Angst haben müssen – nicht, weil es niemand machen möchte, sondern eher, weil es keine Gelegenheit dafür gibt.

    Nichtsdestotrotz finde ich es gut, dass eine Partei hier offen die neuen Technologien nutzt, um auf die Bürger zuzugehen – vor allem in Deutschland ist das positiv, da wir ja sonst eigentlich eine eher technikfeindliche Politik haben. Zwar ist die Grünen-App am Ende doch eher passiv (so wirklich Einfluss kann man ja nicht nehmen auf die Politik), aber immerhin ein erster Schritt.

    Als nächstes müsste ein vernünftiger Weg für Online-Abstimmungen und digitale Bürgerbegehren kommen, um den Mensch von der Straße wirklich in die Politik mit einzubinden. Wer das wohl zuerst einführt (ich glaube, das wurde bereits einmal vorgeschlagen – auch von den Grünen, wenn ich mich richtig erinnere).

  6. #6 Roland
    August 6, 2011

    die sich für teuer Geld so ein Gimmick geleistet haben

    Ich weiß nicht, was die iPhone-App kostet, ich weiß nicht einmal, ob es üb er Apples Store überhaupt kostenlose Apps gibt (da ja Apple kräftig mitkassiert), aber ich bin mir recht sicher, daß der Kritiker keine Ahnung hat.
    Die Apps kosten meistens so einen Euro oder zwei bis drei.
    Und daß die Plakate dem Straßenrand zugewandt sind, stimmt. Dazwischen ist allerdings meistens ein Bürgersteig (in vielen Kommunen gibt es Fußgänger, und es soll auch Radfahrer oder Kinderwagenschieber gehen, die dank einer soliden Ausbildung in der Lage sind, anzuhalten).
    Und Platz auf einem DIN-A-0-Plakat? Also sollen die Parteien dort komplexe Zusammenhänge erläutern (die Grünen könnten das sicher, anders als etwa die CSU), damit der Herr Kritiker nachher beklagen kann, daß da soviel stünde, daß die Autofahrer abgelenkt würden…
    Man sollte sich lieber freuen, daß da was Neues ausprobiert wird – ob es sinnvoll ist oder nicht, kann man besser diskutieren, wenn es mal einige Zeit benutzt wurde.

  7. #7 WolfgangK
    August 6, 2011

    @Marcus Frenkel

    Das Problem der Übertragung auf Landesebene ist hier denke ich weniger die technische Umsetzung, sondern der Wille der Politik, auf die Bürger zu einzugehen…

    An technische Probleme oder an den Willen der Politik dachte ich da gar nicht, eher ganz pragmatisch an die Flut der Eingaben. Man stelle sich vor, innerhalb kürzester Zeit würden bspw. im Bundesland NRW 1,8 Mio. Eingaben erfolgen (etwa 10% der NRW-Bevölkerung), dann wäre die entsprechende Partei oder Landesregierung heillos überfordert (von einer Bundesregierung ganz zu schwiegen). Wer soll eine solche Flut von Eingaben lesen und bearbeiten? Es wird also in größerem Rahmen auch nur wie bisher auf Umfragen hinauslaufen, die dann lediglich mit Ja/Nein oder Kreuzchen beantwortet werden können. Auf kommunaler Ebene dagegen dürften sich die Eingaben in Grenzen halten und könnten bewältigt werden. Alle Parteien sollten jetzt den Grünen nacheifern und Erfahrungen sammeln.

    Allerdings sehe ich Online-Abstimmungen immer mit einem besonders kritischen Auge. Gerade an dem Guttenberg-Hype konnte man deutlich ablesen, dass spontane Abstimmaktionen mit der Realität kaum etwas zu tun haben, vor allem dann nicht, wenn sie auch noch stark emotionalisiert sind. Deshalb müßten Online-Abstimmungen einen recht engen Rahmen haben, um Mißbrauch und Spontanaufreger zu vermeiden, etwa durch politisch unabhängige Informationsbereitstellung. Wenn das gelöst ist, wird das mit Sicherheit eine feine Sache.

  8. #8 Logiker
    August 6, 2011

    Bei so etlichen der Kommentatoren hab ich den Vredacht, man MUSS CDU wählen, um FORTSCHRITTLICH zu sein. Welch ein Oxymoron.

    Früher dachte ich, dies sei ein Wissenschafts-Blog. Inzwischen weiß ich: Es ist reinste CDU-Wahl-Werbung, was hier abläuft, nicht mal getarnt, sondern widerlich eklig propagiert. Die einzige Ausnahme ist Ali Ariba, aber auch er nähert sich immer mehr dem Mainstream.

    Mit Wissenschaft hat das hier nichts mehr zu tun, dieser Blog ist reinste Propaganda

  9. #9 Marcus Frenkel
    August 6, 2011

    @Logiker
    Hätten Sie die Güte, näher zu erläutern, was obiger Blog-Beitrag mit Wahlpropaganda zu tun hat? Ich dachte, ich hätte klar gemacht, dass es hier um die Technologie an sich geht und nicht um politische Ansichten!

  10. #10 mario3007
    August 7, 2011

    Tja, wer keine über keine brauchbaren Inhalte verfügt und diese dann auch liefern kann, der muss über die Technik klotzen und so darauf hoffen, etwas brauchbares geliefert zu bekommen. Brot & Spiele … schönes Gimmick … mehr nicht.

  11. #11 maxfoxim
    August 7, 2011

    @ Logiker?
    Hääää, ich lese hier nur CDU/CSU kritische Beiträge. Und in diesem Blogeintrag ging es um Augmentend Realitiy, dass jetzt (zufälligerweise) von den Grünen benutzt wurde. Also das es sich hier um eine (reine) CDU-Seite handelt bezweifle ich doch stark. Mag sein, dass es hier Blogger gibt, die der Partei nahe stehen, aber ich vermute doch mal es sind alle Parteien “vertreten”. Müsstest du vielleicht mal Beweise bringen…

    @mario3007
    Sehe ich genau so. Ein nettes Spielzeug, was aber irgendwann wieder in der Versenkung verschwinden wird.