Wo genau die praktischen Grenzen der Supraleiter für Magnete liegen, läßt sich noch nicht absehen. Noch immer versteht man nicht ganz, wie Supraleitung in den Hochtemperatursupraleitern funktioniert und die Produktionsmethoden ändern sich mit jedem neuen Material und sind deswegen noch längst nicht optimal. Aber bevor man aus der Entwicklung der letzten 20 Jahre eine weiter Entwicklung bis hin zu hunderten Tesla prognostiziert (jetzt neu: Fusionsreaktoren für die Hosentasche!), sollte man doch besser noch einmal tief durchatmen und sich eine kalte Dusche gönnen.

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Kommentare (7)

  1. #1 Joshua
    11. August 2015

    Gibt es eigentlich Abschätzungen, ob die Fusionstechnik jemals funktionieren wird (als Ersatz für Atom, Kohle & Co.)? Also eine Studie mit der Aussage: zu 67 Prozent wird es einmal diese Technik geben.

    • #2 wasgeht
      11. August 2015

      Das Problem bei der Kernfusion ist nicht, ob sie funktioniert und ob man damit Energie erzeugen kann. Das geht auf jeden Fall. Die Frage ist nur, ob man die dafür nötigen Reaktoren kompakt genug und damit billig genug bauen kann.

      Wenn man den Reaktor nur groß genug baut, dann kann man eine Fusionsreaktion haben, die mehr Energie freisetzt als man zum Heizen braucht. Wenn man ein Plasma hat, dann gibt das seine Energie nach außen hin ab. Wenn “außen” nochmal Plasma ist, dann geht die Wärme nicht verloren, sondern heizt noch mehr Plasma auf. Geht immernoch zu viel Wärme verloren, muss man einen noch größeren Reaktor bauen und so weiter.

      Das Problem ist nur, dass man dafür in den 50/60er Jahren (ohne Supraleiter) Reaktoren gebraucht hätte, die etwas kleiner als ein Fußballstadion gewesen wären. Seit dem hat man die Technik besser verstanden, kann das Plasma etwas effizienter einschließen, so dass es nicht mehr so viel Energie verliert. Dazu kommen noch die besseren Magnete.

      So langsam kommt die notwendige Größe in machbare Regionen, die keine monumentalen Vakuumkammern braucht und damit alles bezahlbar wird.

      Und sobald das so ist, wird man auch Fusionsreaktoren bauen.

  2. #3 DasKleineTeilchen
    11. August 2015

    ich würd mich schon freuen, wenn wendelstein 7X wie vorgesehen stabiles plasma generiert. was das für eine korinthenkackerei und krampf war, um die gelder dafür zu bekommen…eine vergleichsweise lächerliche summe für so ein wichtiges projekt, manchmal könnte ich echt nur noch kotzen.

  3. #4 John Sinclair
    11. August 2015

    In dem Zusammenhang finde ich auch interessant darauf hinzuweisen, was denn normale Elektromagnete für solche Felder brauchen.
    Zum Beispiel ein Bitter Elektromagnet, der in den Niederlanden steht, braucht für 37,5T eine Leistung von 20,7MW und einen Strom von 40kA.

    Daran sieht man schon, dass man unbedingt Supraleiter braucht, um den Eigenbedarf eines Fusionskraftwerks klein zu halten. (Außerdem spart man sich dann die Unmengen an Wasser zur Kühlung.)

  4. #5 dgbrt
    12. August 2015

    Der neue ITER Chef Dr. Bernard Bigot (seit März 2015) hat erst einmal verkündet, dass es wohl noch etwas länger und natürlich teurer als geplant werden wird. Das Projekt finde ich sehr wichtig, erinnert mich aber an BER (auch sehr wichtig). Wer streicht diese diese Milliarden ein, ist die Korruption beim Bau des Kosmodroms Wostotschny tatsächlich größer?

  5. #6 tobalt
    12. August 2015

    Das alte projekte von neuem schnelleren überholt werden ist ein prinzipielle problem. Es gibt immer den optimalen Kompromiss aus wie schnell das projekte realisiert werden kann und wann man damit beginnen kann. Iter wurde zu zetig begonnen. Das ist gut als wirtschaftsmotor. Aber jetzt muss man sich ernsthaft Gedanken machen mit Experten am Ingenieuren und Wissenschaftlern ob es nicht mehr Sinn macht, den iter noch jetzt auf das neue konzept umzusetzen. Der meiste Fortschritt wird dann zwar verworfen. Aber am Ende wäre das Produkt möglicherweise billiger und eher fertig

  6. #7 ulfi
    16. August 2015

    @dgbrt Wenn man etwas komplett neues baut, was an vielen stellen ganz knapp an der Schwelle des Machbaren ist und man DANN oben drauf noch ein komplett wirres planungskommitee setzt, das noch 1000 andere politische constraints erfuellen muss als “das ding muss laufen!”, dann passiert sowas.