Im ersten Kapitel wurde es schon angeschnitten: Die Materialforschung arbeitet derzeit mit Höchstleistung daran, Verpackungen generell weniger umweltschädlich zu machen. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich hier immens viel getan – mit dem primären Fokus darauf, eine Abkehr von klassischen kohlenwasserstoffbasierten Kunststoffen zu finden.
Eine kleine Auswahl über den aktuellen Stand der Wissenschaft:

  1. Eine essbare, vollkommen biologisch abbaubare transparente Folie zur Verpackung von Lebensmitteln. Sie wurde von einem Team der American Chemical Society erdacht. Basis ist Casein, also Milchprotein.
  2. Eine ebenfalls essbare Verpackung aus Seetang, die vom britischen Skipping Rocks Lab entwickelt wurde. Der Seetang wird als Grundbaustein für eine Membran genutzt, deren Vorbild unter anderem Früchte sind, beispielsweise Trauben.
  3. Eine Flasche für Getränke, die aus Österreich stammt und auf dem Biokunststoff Polylactid PLA basiert. Dieser besteht aus Zucker, der durch Fermentierung zu Milchsäure wird. Diese wird über eine Polymerisation dann zu PLA.
  4. Polstermaterialien aus verpresstem Strohhäcksel. Die daraus entstandenen Formen haben ähnlich polsternde und wärmedämmende Eigenschaften wie Polystyrol und sollten vor allem im Versandhandel eingesetzt werden.

Aktuell drängt zudem eine weitere Alternative zu Polystyrol auf die Märkte. Sie stammt von einem in der Szene altbekannten Unternehmen aus den USA, Evocative. Dort wird schon seit Längerem mit Materialien Furore gemacht, die aus natürlich gewachsenen Pilzgeflechten bestehen – beispielsweise Dämmplatten. Nachdem unter anderem ein großer Sportartikelhersteller bereits Verpackungen aus diesem Material angeboten hat, erwarten Beobachter eine weitere Zunahme von Mykologie im Verpackungsbereich.

Und wie gesagt: Das ist der Ist-Zustand. Durch das immens gestiegene weltweite Bewusstsein für Verpackungsmüll gibt es große Anreize für Forschungsarbeit, sodass auch hier noch viel zu erwarten ist. Denn das letztliche Endziel ist erst dann erreicht, wenn kein Tropfen Erdöl mehr für die Herstellung von neuen Kunststoffen benötigt wird. Apropos „neu“:

5. Monomaterialverpackungen werden im großen Stil zurückkehren

Es ist aus heutiger Sicht nicht mit seriöser Bestimmtheit abzusehen, ob es in absehbarer Zukunft wirklich gelingen wird, gänzlich auf kohlenwasserstoffbasierte Kunststoffe in der Verpackungsindustrie zu verzichten. Das kann nur die Zeit zeigen. Allerdings lässt sich mit absoluter Sicherheit absehen, dass die Zeit, in der hier vielfältigste Materialmixe verwendet wurden, sich gänzlich dem Ende zuneigt.

Solche Multimaterialien sind die mit Abstand größte Hürde auf dem Weg zu hochfunktionalem Recycling. Denn in vielen Fällen lassen sie sich nur äußerst aufwendig wieder trennen – oftmals auch gar nicht. Damit stehen sie blockierend vor dem Wunsch, diejenigen Verpackungskunststoffe, die bereits im Umlauf sind, in höchstem Maß, aber mit geringstem Aufwand erneuern zu können.

Letztendlich werden Monomaterialien im großen Stil zurückkehren: Einmachgläser mit reinem Metalldeckel, Faltschachteln aus einer Kunststoffsorte, Edelstahlblech, unbeschichtete Kartonagen, verschlossen mit biologisch abbaubaren Klebern… Diese Materialien können schon heute, ohne weitere Entwicklungen, zu praktisch 100 Prozent recycelt werden.

In diesen Fällen wäre es auch nicht schlimm, wenn weiterhin Kunststoffe verwendet würden – sie blieben ja in einem Kreislauf, sodass die Einwegquote nur noch davon abhängen würde, wie gut die recycelnde Infrastruktur aufgestellt ist.

6. Multifunktionalität wird ein wichtigerer Bestandteil

Viel zu oft sind Verpackungen „Design für die Tonne“. Mehr Mulitfunktinalität soll dieses Problem an der Wurzel packen, weil sie die Verpackung zum Beiprodukt macht. (stock.adobe.com © design56)

Der Karton eines Fernsehers, der sich nach dem Aufstellen des Geräts wahlweise zu einem Katzenhaus, einem Zeitungsständer oder einem Beistelltischchen umbauen lässt. Damit macht der südkoreanische Elektronikriese Samsung gerade im Netz Furore – auch wenn manche spekulieren, dass hier kreative Werbung der Ursprung des Gedankens war.

Allerdings zeigt dieses Beispiel, wohin die Reise gerade geht. Immer stärker setzt sich die Erkenntnis durch, dass das jahrzehntelange Prinzip der einzig für die Mülltonne bestimmten Verpackung zum baldigen Scheitern verurteilt ist. Und egal ob es eine Handyverpackung ist, die sich danach zur 3D-Brille oder zum Handyständer machen lässt, ob es eine Flüssigseife ist, deren „Karton“ sich nach dem Entleeren mit etwas Wasser und Sodapulver selbst zu einem Reinigungsmittel machen lässt: Überall stehen die Zeichen der Zeit darauf, der Verpackung eine größere Funktion zu geben als bloß das Produkt zu schützen und zum Eyecatcher zu machen.

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