Leben findet sich selbst an den extremsten Orten der Erde – das bestätigt nun ein ganz besonderer Fund, den Forscher mitten in der heißesten Wüste der Erde gemacht haben. In der Wüste Lut im Südwesten des Irans kann es bis zu 80 Grad heiß werden und Wasser gibt nur spärlich. Trotzdem leben dort Süßwasserkrebse, wie die Zoologen bei einer Expedition feststellten. Es handelt sich um eine zuvor unbekannte Art und einen Verwandten der bekannten „Urzeitkrebschen“. Die Süßwasserkrebse leben in kurzlebigen Tümpeln, die nach den seltenen Regenfällen in der Wüste entstehen. Die Trockenperioden überstehen sie in Form von widerstandsfähigen Eiern.
Die Wüste Lut – auch als Dasht-e Lut bekannt – liegt im Südwesten des Iran in einem von Bergen umgebenen Talbecken. Ihr Name bedeutet so viel wie „karges Land ohne Vegetation“. Weil sie im Regenschatten der Gebirge liegt, fallen dort im Schnitt nur 30 Millimeter Regen pro Jahr. Gleichzeitig ist diese Wüstenlandschaft starken Fallwinden ausgesetzt, die das Kalkgestein des Untergrunds zu kilometerlangen, bis zu 150 Meter hohen Felsformationen geschliffen haben und die an anderen Stellen hohe Sanddünen aufgetürmt haben. Wegen des teils dunklen Gerölls, der Tallage und der starken Sonneneinstrahlung steigen die Temperaturen in der Wüste Lut bis auf Rekordwerte: Satelliten der NASA haben dort schon Oberflächentemperaturen von 80,8 Grad nachgewiesen. „Die Wüste Lut wird deshalb auch als „Hitzepol der Erde“ bezeichnet“, erklären Martin Schwentner vom Naturhistorischen Museum Wien und seine Kollegen.
Süßwasserkrebse inmitten der Wüste
Wasser gibt es in der Wüste Lut kaum: Das einzige ganzjährig wasserführende Gewässer ist der Fluss Rud-e Shur, der aber einen extrem hohen Salzgehalt aufweist. Davon zeugen dicke Salzkrusten an seinen Ufern. Permanente Süßwasserquellen gibt es dagegen nicht. Nur nach starken Regenfällen bilden sich im Frühjahr manchmal kurzzeitig Süßwasser-Tümpel, die dann zu einer wichtigen Ressource für die wenigen tierischen Bewohner dieser extremen Wüste werden. Um die Ökologie, Geomorphologie und Paläontologie dieses einzigartigen Lebensraums besser zu erforschen, haben Wissenschaftler zwischen 2015 und 2017 insgesamt drei Expeditionen in die Wüste unternommen. Im Jahr 2017 – nach einem der seltenen Regenfälle – wurden sie bei der Untersuchung eines der temporären Tümpel fündig: Sie fingen mehrere Exemplare sogenannter Feenkrebse – auch als „Urzeitkrebse“ bekannt.
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