Verhelfen Wesenszüge wie Arroganz, Egoismus und aggressive Dominanz zu mehr beruflichem Erfolg? Das haben nun Forscher in einer Langzeitstudie untersucht. Sie enthüllt: Entgegen landläufiger Meinung haben Unsympathen und Egoisten keinen Karrierevorteil. Sie kommen genauso oft an Führungspositionen wie Menschen mit angenehmeren Wesenszügen. Der Grund: Zwar sind Dominanz und aggressives Durchsetzungsvermögen durchaus ein Vorteil beim Aufstieg auf der Karriereleiter. Aber das oft antisoziale Verhalten und die geringere Fähigkeit, sich Verbündete zu schaffen, wirken dem Aufstieg entgegen. Deutlich erfolgreicher sind dagegen Menschen mit extrovertiertem Wesen, wie die Wissenschaftler herausfanden.

Bei Menschen in Machtpositionen – seien es Manager, CEOs oder auch Spitzenpolitiker – scheint es keinen Mangel an manipulativen und eher unsympathischen Zeitgenossen zu geben. “Selbst bei nur kurzem Nachdenken fällt den meisten von uns eine Person ein, die tyrannisch, egoistisch und arrogant ist – sei es im Unternehmen, in der Politik, in der akademischen Welt oder in der Kunst”, sagen
Cameron Anderson von der University of California in Berkeley. Tatsächlich haben einige Studien festgestellt, dass Menschen in Führungspositionen häufiger einen Hang zu skrupellosem, asozialem Verhalten zu haben scheinen – bis hin zu leicht psychopathischen Tendenzen. “Das weckt die Frage: Erlangen solche Menschen eher die Macht? Oder präziser formuliert: Haben Menschen, die zu Beginn ihrer Karriere unsympathisch sind, eine größere Aufstiegschance als verträglichere Menschen?”, so Anderson und seine Kollegen. Bisher gab es nur wenige Studien, die nicht nur den Status Quo erfassten, sondern auch den Aufstieg von Menschen mit diesen Persönlichkeitszügen vergleichend begleitet haben.
Haben Egoisten mehr Erfolg?

Das haben Anderson und sein Team nun nachgeholt. In ihrer Langzeitstudie erfassten sie zunächst über standardisierte Tests und Befragungen den Persönlichkeitstyp von rund 670 Studienabgängern mehrerer US-Universitäten. Zu den fünf dabei bewerteten Aspekten der Persönlichkeit gehörten neben Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Extrovertiertheit auch die Verträglichkeit – der Aspekt, der den Umgang mit anderen beschreibt. Menschen mit geringer Verträglichkeit sind tendenziell streitbar, egozentrisch, wenig empathisch oder altruistisch und neigen eher zu Konkurrenz als zu Kooperation. “Solche Personen neigen dazu, anderen gegenüber feindselig und ausnutzend zu handeln und Menschen zu ihrem eigenen Vorteil zu täuschen und zu manipulieren”, erklärt Anderson. Um zu sehen, ob diese Wesenszüge einen Karrierevorteil bringen, haben er und sein Team ihre Versuchspersonen 10 bis 14 Jahre später erneut aufgesucht und deren beruflichen Erfolg überprüft. Dabei erfassten die Forscher die Position, die Unternehmenskultur und hierarchische Organisation ihres beruflichen Umfelds. Bei 214 Teilnehmern befragten sie zusätzlich jeweils mehrere Arbeitskollegen, die das Verhalten, die Karriereposition und die Macht der Versuchsperson aus ihrer Sicht bewerten sollten.

Die Auswertungen ergaben: Entgegen der Erwartung scheint eigennütziges, aggressives und manipulatives Verhalten nicht automatisch auch beruflichen Erfolg zu bringen.

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