Tödlichem Potenzial auf der Spur: Forscher haben aufgeklärt, warum die gefährlichen Trichternetzspinnen Australiens ein für uns so bedrohliches Gift entwickelt haben und wieso es vor allem die Männchen hervorbringen. Der tödlichste Bestandteil des Gifts richtet sich demnach nicht primär gegen Beuteinsekten, sondern entstand als Waffe gegen räuberische Wirbeltiere. Diesen Feinden sind die Männchen bei ihrer Suche nach Weibchen offenbar eher ausgesetzt. Dass der Mensch so besonders empfindlich auf das Gift reagiert, ist somit letztlich ein evolutionärer Zufall, sagen die Forscher.
Die Bedrohung wird oft überschätzt – nur wenige Spinnenarten haben einen tatsächlich für den Menschen gefährlichen oder gar tödlichen Biss. Es gibt allerdings Ausnahmen: Neben den Brasilianischen Wanderspinnen gelten die australischen Trichternetzspinnen als die gefährlichsten Vertreterinnen der achtbeinigen Giftmischerinnen. Es handelt sich um eine Gruppe aus 35 Arten, die am Boden leben und Insekten auflauern. Besonders berüchtigt ist die Sydney-Trichternetzspinne (Atrax robustus), die mit ihren kräftigen Kieferklauen sogar durch Schuhoberflächen beißen kann. Ohne Behandlung kann das Nervengift innerhalb weniger Stunden zum Tod durch Atem- und Kreislaufversagen führen. Glücklicherweise steht allerdings ein Gegengift zur Verfügung, sodass seit einigen Jahrzehnten kaum mehr Todesfälle zu verzeichnen sind.
Warum so tödlich?
Durch Untersuchungen ist bereits bekannt, dass das tödliche Potenzial des Gifts auf speziellen Bestandteilen seiner komplexen Mischung beruht: Die sogenannten δ-Hexatoxine entfalten die fatale Wirkung auf unser Nervensystem. Dass sie Menschen besonders intensiv schädigen, erscheint allerdings überraschend. Denn wir können kaum eine Rolle als Beute oder Feinde in der Evolutionsgeschichte dieser australischen Spinnen gespielt haben. Zudem ist bisher unklar, warum besonders die deutlich kleineren männlichen Spinnen die besonders potenten Toxine im Gift hervorbringen. Sie sind für die meisten problematischen Beißattacken auf Menschen verantwortlich – vor allem wenn sie während der Paarungszeit auf der Suche nach Weibchen sind.
Der genaueren Untersuchung des Trichternetzspinnen-Gifts und dessen entwicklungsgeschichtlichen Hintergründen haben sich nun die Forscher um Bryan Fry von der University of Queensland in Brisbane gewidmet.
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