Bildquelle: stock.adobe.com © BillionPhotos.com #310076806

Gerade und weiß sollen die Zähne sein, dann wird ein Lächeln als schön empfunden. Diese Assoziation hat sich zumindest in der modernen Gesellschaft etabliert und das kommt nicht von ungefähr. Allerdings macht sich kaum jemand Gedanken darüber, woher dieses Schönheitsideal stammt oder was Zähne tatsächlich über uns aussagen. Denn das ist mehr, als viele Menschen denken würden – und Zähne erlauben sogar einen Blick in die Zukunft. Es gibt somit viele gute Gründe, um sich einmal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die Zähne sind der „Fingerabdruck“ des Mundes

Den wenigsten Personen ist bewusst, dass die Zähne ein wichtiger Teil ihrer Identität sind. Denn jedes Gebiss ist einzigartig – so einzigartig, dass sich daran die Identität eines Menschen feststellen lässt. Damit ist das Gebiss vergleichbar mit einem Fingerabdruck und wird beispielsweise von Anthropologen oder Forensikern genutzt, um Identitäten festzustellen.

Dazu werden einerseits Röntgenaufnahmen des Kiefers mit den Zähnen verwendet. Zudem können Abdrücke etwa von kieferortopädischen Behandlungen oder aus der Vorbereitung für Zahnersatz genutzt werden. Schließlich bieten Zähne unter Umständen auch Material für eine DNA-Analyse. Dafür lässt sich die sogenannte Pulpa einsetzen, also der Nerv im Inneren Kern des Zahnschmelzes.

Anthropologen können aber noch zahlreiche weitere Erkenntnisse aus Zähnen gewinnen.

Zähne sind ein Spiegel der Vergangenheit

Gerade für diese Fachleute spielen Zähne eine wichtige Rolle, um Erkenntnisse über die Evolution, das Leben unserer Vorfahren und die Vergangenheit im Allgemeinen zu erlangen. Denn häufig reduzieren sich Funde auf Knochen und eben das Gebiss. Eine Zahnanalyse ist manchmal die einzige Möglichkeit, um beispielsweise das Alter, die Nahrungsgewohnheiten oder viele weitere Details zu bestimmen.

Wie detailliert diese Erkenntnisse sein können, wird ebenfalls häufig unterschätzt. Mitunter erlaubt die Untersuchung der Zähne auch Rückschlüsse auf bestimmte Erkrankungen oder gar die Todesursache.

Insgesamt gilt dies natürlich nicht nur für unsere Vorfahren, sondern auch für uns selbst. Zähne sagen nämlich viel über die eigene Vergangenheit, den Gesundheitszustand und sogar eine mögliche Zukunft aus. Auch deshalb lohnt es sich für jeden, einmal ganz genau hinzusehen, wenn es um die eigenen Zähne geht.

Warum ein Zahn mit einem Baum verglichen werden kann – und wie

Aus unserer Perspektive sieht ein Zahn glatt und einheitlich aus. Forscher können darin dank modernster Technologien aber kleine Wachstumslinien erkennen. Diese funktionieren ähnlich wie jene eines Baumes, sprich sie geben nicht nur Aufschluss über das Alter einer Person, sondern auch darüber, wie die einzelnen Lebensjahre verliefen.

Zumindest in einem gewissen Ausmaß spiegeln sich nämlich die Lebensumstände in diesen Wachstumslinien wider. Sie können zum Beispiel kleine Unregelmäßigkeiten wie rillen- oder punktförmige Defekte aufweisen. Diese sind Zeichen einer Mangelernährung, einer schweren Infektion oder von übermäßigem Stress.

Milchzähne erlauben einen Blick in die Zukunft

Vor allem bei Kindern zeichnet sich dieser in den Zähnen ab. Sind diese in den ersten Lebensjahren viel Stress ausgesetzt, produziert der Körper das Stresshormon Cortisol und dieses wiederum verändert den Speichel. Die Zähne geben somit Hinweis darauf, wann sich wie viel Cortisol im Körper befunden hat.

Das erlaubt einen Blick in die Zukunft, denn Kinder, die in jungen Jahren viel Stress erfahren, beispielsweise in der Familie oder in der Schule, haben später ein höheres Risiko einer psychischen Erkrankung. Dabei kann es sich zum Beispiel um Depressionen oder Essstörungen handeln. Es ist daher durchaus denkbar, dass ausgefallene Milchzähne in Zukunft nicht weggeworfen, sondern analysiert werden.

Was Zähne (außerdem) über die Gesundheit verraten

Quelle: stock.adobe.com © ronstik #283945113

Zähne können aber noch weit mehr über die Gesundheit eines Menschen verraten, sei es in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Der Zahn einer älteren Person gibt zum Beispiel Aufschluss darüber, ob diese Schwermetallen ausgesetzt war, was wiederum ihr Risiko für Alzheimer erhöhen könnte. Weitere wichtige Hinweise geben Zähne bezüglich der Gesundheit zudem durch folgende Merkmale:

  • Ein dünner Zahnschmelz und ein kleineres inneres Zahnmark kann bei Kindern mit einem gestörten Sozialverhalten sowie ADHS zusammenhängen.
  • Blei im Zahnschmelz, das vor oder kurz nach der Geburt eingelagert wurde, kann das Risiko einer Schizophrenie erhöhen und ebenso – wie bereits erwähnt – jenes für Alzheimer.
  • Bröckelnde Zähne sind, vor allem bei Kindern, ein Anzeichen für eine Mineralisationsstörung, die zahlreiche Folgeprobleme nach sich ziehen kann. Bei Erwachsenen steckt dahinter häufig die Refluxkrankheit.
  • Stark abgeriebene Zähne mit Sprüngen und Rissen sind ein Zeichen für das Zähneknirschen. Dieses ist oft eine unbewusste Stressreaktion und kann daher auf ein höheres Risiko für stressbedingte Erkrankungen Auch defekte oder abgeplatzte Kronen sowie Füllungen können hierfür ein Anzeichen sein.
  • Zähne, die einen ausgewaschenen Anschein erwecken, kamen mit viel Säure in Berührung, was an einer falschen Ernährung liegen kann, aber auch an einer Bulimie.
  • Bei Männern lässt das Gebiss außerdem Rückschlüsse auf Erektionsstörungen zu, denn Betroffene haben ein um 79 Prozent höheres Risiko einer chronischen Parodontitis. Allerdings wird hier ein umgekehrter Zusammenhang vermutet, sprich die Entzündung im Mund könnte die Erektionsfähigkeit nachteilig beeinflussen.
  • Die Zunge gibt ebenfalls wichtige Hinweise: Ist sie verdickt, schleimig, zerklüftet oder rau, trinken die Betroffenen zu wenig oder leiden unter Verdauungsproblemen.

Doch damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende, denn Forscher vermuten außerdem Zusammenhänge zwischen den Weisheitszähnen und Bluthochdruck, zwischen den Schneidezähnen und dem Hormonhaushalt oder dem Zähneknirschen und Ohrenproblemen. Durchaus sind weiße und gesund aussehende Zähne also deshalb zum Schönheitsideal geworden, weil sie auf eine gute Gesundheit hindeuten.

Es gibt aber Möglichkeiten, um der Schönheit der Zähne nachzuhelfen und somit das Beste aus Ihnen herauszuholen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten und man sollte nicht jedem Tipp blind vertrauen, sondern lieber auf entsprechenden Fachportalen bzw. bei Fachleuten Rat einholen.

Gesundheitsprävention mit Hilfe der Zähne

Quelle: stock.adobe.com © xavier gallego morel #393328346

Wie aus den genannten Beispielen deutlich wurde, sind zweierlei Zusammenhänge zwischen den Zähnen und der Gesundheit möglich: Einerseits kann sich ein schlechter Gesundheitszustand wie eine schwere Infektion oder übermäßiger Stress in den Zähnen abzeichnen. Andererseits können Zahnprobleme wie eine Zahnfleischentzündung zahlreiche Folgeprobleme in anderen Organen verursachen, seien es die bereits erwähnten Erektionsstörungen oder eine Nierenschwäche aufgrund der Bakterien in den Blutbahnen.

Auch können Füllungen, Wurzelbehandlungen oder andere Eingriffe an den Zähnen unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen & Co hervorrufen, für welche der Hausarzt oftmals keine Erklärung findet. Einige kennen zudem vielleicht Zahnschmerzsymptome, die allerdings nicht von einer Erkrankung der Zähne selbst rührt: Dadurch, dass der gesamte Kieferraum über die Nebenhöhlen auch mit der Nase und den Stirnhöhlen verbunden ist, können im Rahmen einer Nebenhöhlenentzündung Zahnschmerzen auftreten. Der Grund ist oft ein erhöhter Druck durch die Entzündung und das zusätzliche Sekret.

Es lohnt sich daher, seine Zähne pfleglich zu behandeln, sorgfältig zu beobachten und bei unspezifischen oder spezifischen Beschwerden, die mit ihnen zusammenhängen könnten, einen Zahnarzt aufzusuchen.

Fazit

Die Zähne gehören zu den wohl am meisten unterschätzen Körperteilen des Menschen. Dabei sind sie nicht nur ein wichtiger Teil der eigenen Identität, sondern auch bezüglich der eigenen Gesundheit in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft extrem aussagekräftig. Es ist daher durchaus denkbar, dass die ausgefallenen Milchzähne der Kinder irgendwann routinemäßig analysiert werden oder Zahnärzte zukünftig bei der Prävention sowie Behandlung von Beschwerden – auch außerhalb des Mundraums – hinzugezogen werden.

Autor: Katja Duerr
Katja Duerr ist Medizintechnikerin und nach einem Studium seit einigen Jahren im Marketing für den medizinischen Bereich tätig. Hier berät sie Praxen und Hersteller zu PR-Maßnahmen und dem Produktmanagement.