Für den Salzburger Raum gab eine Studie ein erschreckendes Urteil bekannt: Die Population der Schmetterlinge sank in den letzten vierzig Jahren um dreißig Prozent. Die Schmetterlinge sind dabei oft nur das Augenscheinlichste, das die Verringerung preisgibt. Denn mit Schmetterlingen verringern sich auch die Bestände anderer Insekten, was, wie wohl jeder weiß, zu drastischen Auswirkungen führen kann. Aber warum ist das so und was kann jeder tun, um den bunten Faltern und den Insektengenossen einen neuen Lebensraum zu bieten? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.

Die Schmetterlingspopulation geht in Österreich immer weiter zurück – doch woran liegt das eigentlich? Bildquelle: @ Vera Kuttelvaserova – 281403449 / Adobe Stock

 

Immer weniger Schmetterlinge

Als Kind haben die meisten wohl noch Schmetterlinge gekannt, sind ihnen nachgelaufen und haben sich gefreut, wenn die bunten und teils wunderschönen Falter auf der Hand gelandet sind. Seit 40 Jahren nimmt die Population der lebendigen Schmuckstücke jedoch rapide ab und so manch ein Erwachsener ist quasi aus dem Häuschen, wenn er einen Zitronenfalter im ganzen Sommer erblickt. Aber woran liegt das?

  • Weniger Lebensraum – Schmetterlinge können mit dem heutigen Lebensraum salopp gesagt ›wenig anfangen‹. Die intensive Landwirtschaft zerstört die Flächen der Schmetterlinge, denn auf endlosem Weizen, Hafer, Gerste oder Mais ist kein Nahrungsangebot zu finden.
  • Lebensdauer – Schmetterlinge haben nur eine sehr kurze Lebensdauer, dabei reagiert die gesamte Population jedoch massiv auf äußere Einflüsse. Forscher nennen Schmetterlinge das Sinnbild der Verwandlung, denn sie sind es, die den Wandel des Lebensraumes offenlegen. Raupen benötigen besondere Lebensräume und Pflanzen – sind diese nicht da, wird aus der Raupe Nimmersatt kein Schmetterling.
  • Hochrisikogebiete – in den tieferen Lagen der Alpen sind die Schmetterlinge besonders zurückgegangen. Intensive Landwirtschaft und Zersiedlung zollen ihren Tribut und zerstören die Lebensräume der Falter.
  • Hoffnungsgebiete – die Almen hoch oben in den Alpen sind bis heute noch vergleichsweise gute Schmetterlingsgebiete. Die Vielfalt der Pflanzen ist weiterhin ausgeprägt, zudem setzt die Natur der Landwirtschaft den Riegel vor den Zaun: eine intensive Landwirtschaft ist hoch oben nicht durchführbar.

Problematisch sind indes auch Flächen, die einst bewirtschaftet wurden und heute brach liegen. Auch hier finden die Falter kaum Nahrung und Lebensraum, da die Flächen wahlweise falsch wiederaufbereitet werden oder auch gar nicht. Die Folgen der intensiven Landwirtschaft sind teils auch Jahre nach dem letzten Schnitt spürbar: Hochleistungsgräser für Heu und Silage, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel bleiben zu lange im Boden zurück und nehmen nützlichen Pflanzen den Raum.

Doch auch auf den Almen ist dieses Problem präsent. Mit dem Seewaldsee und den Salzburger Stadtbergen gibt es gleich zwei große Gebiete, deren Aufgabe zu Schwierigkeiten führt. Rund um den Seewaldsee erstreckte sich einst ein Gebiet mit einer großen Artenvielfalt. Wird dort keine Arbeit geleistet, so verbuschen die Wiesen und der Lebensraum für Schmetterlinge versiegt. Auch auf den Salzburger Stadtbergen ist das Problem präsent. Die Bewaldung der Fläche stieg um fünfzig Prozent, was wiederum dem Eschen-Schneckenfalter betraf. Die Schmetterlingsart passte sich den Gegebenheiten an – und ist heute kaum noch präsent.

Mit dem Schmetterlingsrückgang kommen natürlich weitere Probleme auf:

  • Offenkundiges Merkmal – der Schmetterling ist nur das deutliche Merkmal einer Veränderung. Er fällt auf, während zig andere Insekten- und Tierarten im Dickicht untergehen.
  • Weniger Nahrung – andere Tierarten finden durch die verschwundenen Raupen deutlich weniger Nahrung. Hinzu kommen natürlich die Insekten, die ebenfalls entfallen.
  • Weniger Bestäubung – die Insektenwelt ist unglaublich wichtig, um Pflanzen zu bestäuben und weiterhin eine Nahrungsgrundlage zu bieten. Auch Rehe oder Hasen leiden somit unter dem Wegfall der Insekten.

Was lässt sich dagegen tun?

Zuerst muss sich jeder Einzelne darüber bewusstwerden, welchen Anteil Schmetterlinge und Insekten eigentlich am Leben jedes Einzelnen haben. Insekten tragen maßgeblich zur Bestäubung von Pflanzen bei, dienen als Nahrungsgrundlage für Tiere, die wiederum Schädlinge bekämpfen. Es ist also wichtig, nicht allein die Schmetterlinge zu betrachten, sondern auch die teils unsichtbaren Insekten – selbst wenn wir diese oft nicht in unseren Räumen haben wollen.

Grundsätzlich kann das Problem jedoch nicht von einem alleine gelöst werden, auch müssen alle Seiten gemeinsam anpacken. An dieser Stelle erinnert die Sachlage an den Klimawandel: Eine Person allein kann ihn nicht aufhalten, wenn hingegen jeder mit anpackt, so lässt sich das Ziel erreichen.

  1. Was können Forschung und Politik tun?

Die Forschung muss natürlich in Erfahrung bringen, welche Probleme aktuell und künftig wirklich vorherrschen. Nur, wenn die Problematik bekannt ist, kann dagegengewirkt werden. Und welchen Anteil hat die Politik?

  • Anerkennen – die Politik muss nicht allein im Alpenvorland anerkennen, dass es Probleme gibt. Sie muss ein echtes Bekenntnis zum Naturschutz von sich geben und Worten keine leeren Taten folgen lassen.
  • Handlung – einst landwirtschaftlich genutzte Flächen müssen im Sinne der Artenvielfalt renaturisiert werden. Der Artenvielfalt ist mit brach liegenden Äckern nicht geholfen, denn diese sind praktisch unbesiedelbar. Zugleich kommt es auf neue Gesetzgebungen bezüglich der aktuellen Nutzung von Ackerflächen und Weiden an. Das Hochleistungsgras für Rinder und Pferde mag zur Heuherstellung hervorragend geeignet sein, doch ist es ein toter Lebensraum. Nebenfakt: Diese energiehaltigen Gräser führen zumindest bei Pferden belegbar zu schweren bis tödlichen Krankheiten.
  • Neue Flächen schaffen – um Schmetterlinge zu retten und zumindest einen Teil der Artenvielfalt wiederherzustellen, könnte die Politik auch maßgeblich beitragen. So wären Dachbegrünungen mit insektenfreundlichen Pflanzen nicht nur ein Blickfang, die Begrünung würde auch als Luftreiniger fungieren. Allgemein muss die Versiegelung von Flächen eingedämmt werden, sofern keine entsprechenden Ausgleichsflächen geschaffen werden.

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  1. Was können Privatpersonen in Garten und auf dem Balkon tun?

Auch bei Privatpersonen gilt, dass niemand die Welt eigenständig retten kann. Doch kann jeder einen – wie auch immer großen – Teil zur Weltenrettung beitragen:

  • Gartengestaltung – blühende Gartenflächen sind ein Segen für Insekten und Schmetterlinge. Dabei sollten Gartenbesitzer gezielt auf insekten- und schmetterlingsfreundliche Mischungen achten.
  • Gewollte Unordnung – ein schmetterlingsfreundlicher Garten ist oft wenig arbeitsintensiv. Wer sich einmal die Mühe macht, gezielt mehrjährige und wiederkommende Pflanzen auszuwählen und zu setzen, der hat vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst stets ein blühendes Highlight. Ein Teil des Gartens kann ruhig für eine Wildwiese genutzt werden. Diese wird nicht gemäht, darf aber natürlich mit kleineren Baumstämmen oder Ästen bestückt werden. Auf diese Weise finden auch noch Tiere einen sicheren Unterschlupf. Mitunter werden die natürlichen Behausungen zu Insektenhotels.
  • Balkon – auch hier gilt: insektenfreundliche Blühpflanzen sind bestens geeignet. Wer es geschickt angeht, der braucht nicht einmal mehr die vertrockneten Blüten auspicken, denn die Pflanzen reinigen sich von selbst. Gut aufgestellte Insektenhotels bieten den Tieren Unterschlupf.

Auch Hochbeete können sich hervorragend eignen und lassen sich mit verschiedenen Stoffen ganz unterschiedlich gestalten. So gibt es Sie beispielsweise auch für den Balkon – dort teils in Europapalettenvariante, sodass sie kaum Platz wegnehmen und dennoch eine blühende Wand bieten. Wer wenig Bodenfläche hat, der kann ein Hochbeet auch an der Wand anbringen. Etliche Hersteller bieten das ›vertical Gardening‹ an und haben gleich einen positiven Nebeneffekt mit an Bord: Unschöne Wände auf Balkon und Terrasse verschwinden hinter dem vertikalen Garten.

In den Dürrephasen der letzten Sommer zeigte sich aber noch ein weiteres Problem, mit dem Insekten und Schmetterlinge aller Art zu kämpfen hatten: fehlendem Wasser. Garten- und Balkonbesitzer sollten kleine Trinkstellen aufstellen und den Flugtieren eine Oase erschaffen. Es braucht nicht viel: Eine Schale, ein paar kleinere Steine, damit die Insekten nicht ertrinken und einen Aufstellort.

Tipp: Wer in Trockenphasen Zuckerwasser aufstellt, der wird zwar Wespen an der Schale haben, doch nicht auf den Speisen.

Eine Blumenwiese im eigenen Garten kann vielen Insekten wie auch Schmetterlingen eine Hilfe bieten. Bildquelle: @ haidamac – 113516382 / Adobe Stock

 

Fazit – Schmetterlingsrückgang ist die Spitze des Eisbergs

Schmetterlinge fallen schon Kindern auf. Sie sind bunt, teils majestätisch und fallen einfach auf. Doch wo die Schmetterlinge zurückgehen, sinkt auch die Population anderer Insekten. Grundsätzlich ist es notwendig, umzudenken und gezielt Insekten zu schützen und ihnen neue Lebensräume zu geben. Alles kann natürlich nicht von Garten- und Balkonbesitzern übernommen werden. Auch die Politik ist gefragt und neben der Renaturisierung von Flächen muss das Verbot oder die Einschränkung von Dünge- und Insektenvernichtungsmitteln in den Mittelpunkt gerückt werden.

Autor: Daniel Hauser