Hanf, auch als Cannabis bezeichnet, zählt zu den ältesten und bekanntesten Kulturpflanzen. Sie versorgt die Menschheit mit Baumaterial, Brennstoff, Papier, Kleidung und Öl. Hanfsamen dient als hochwertiges Tierfutter und Nahrungsmittel. Darüber hinaus finden sich in ihrem Harz wertvolle Inhaltsstoffe, die sie zu einer nützlichen Heilpflanze machen. Auch wenn es bislang nur wenige Studien zu Medizinalhanf gibt, nimmt der Einsatz von Cannabis im medizinischen Bereich Fahrt auf.
Was ist Hanf?
Bei Hanf handelt es sich um eine einjährige, krautige und schnellwachsende Pflanze. Zusammen mit Hopfen zählt sie zur Familie der Hanfgewächse. Im Allgemeinen unterscheidet man:
- Drogenhanf (hoher THC-Anteil)
- Industrie- und Nutzhanf (hoher Faseranteil)
- Medizinalhanf (hoher THC- und CBD-Anteil)
Drogenhanf ist als Haschisch oder Marihuana erhältlich. Haschisch ist das gepresste Harz aus den Hanfblättern und -blüten. Marihuana besteht aus zerriebenen, zerkleinerten und getrockneten Blättern und Blüten der Pflanze.
Nutz- und Industriehanf könnten künftig Textilien umweltfreundlicher machen. Die Pflanzen haben einen hohen Faseranteil und benötigen weniger Wasser, Pestizide und Dünger als Baumwolle. Somit können sie eine wassersparende Alternative zur Baumwolle sein.
Unter Medizinalhanf versteht man den medizinischen Einsatz der Pflanze mit ihren cannabinoiden Wirkstoffen. Die Cannabinoide CBD (Cannabidiol) und THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) stehen hierbei im Mittelpunkt der Behandlungen und Forschungen. Die Wirkstoffe sollen bei der Anwendung positive psychische und physische Effekte hervorrufen.
Welche Inhaltsstoffe sind bekannt?
Es sind etwa 600 unterschiedliche chemische Bestandteile von Hanf bekannt, aufgeteilt auf 19 Gruppen. Die Gruppe der Cannabinoide ist aus therapeutischer Sicht am interessantesten. Cannabis enthält über 100 Cannabinoide. Diese kommen, soweit bisher bekannt, nur in der Hanfpflanze vor, ansonsten aber in keinem anderen pflanzlichen Bereich. Die beiden Wirkstoffe CBD und THC sind am besten untersucht.
CBD (Cannabidiol)
Inzwischen gibt es verschiedene freiverkäufliche CBD-Produkte wie etwa Kapseln, Kaugummis und CBD-haltige Cremes. Daneben ist CBD Öl in verschiedenen Konzentrationen erhältlich. Das Öl kann als Wellnessergänzungsmittel dazu beitragen, diverse Bereiche des Wohlbefindens zu fördern.
CBD wird allgemein ein breites Spektrum positiver Wirkungen auf unterschiedliche Beschwerden zugesprochen, die zum Beispiel durch folgende Krankheiten ausgelöst werden:
- Arthritis
- Alkoholismus
- Diabetes
- chronische Schmerzen
- Multiple Sklerose
- Schizophrenie
- Angsterkrankungen und Depressionen
- posttraumatische Belastungsstörungen
- Epilepsie (insbesondere beim Lennox-Gastaut-Syndrom und Dravet-Syndrom)
CBD soll laut zahlreichen Studien eine entzündungshemmende, schmerzstillende und angstlösende Wirkung haben.
THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol)
Neben CBD zählt THA zu den bekanntesten Phytocannabinoiden aus der Cannabispflanze. THC wirkt, anders als CBD, psychoaktiv. Es löst das bekannte High-Gefühl, den Rausch, aus.
Welche Nebenwirkungen hat die Einnahme von Cannabis?
Cannabis wirkt bekanntermaßen auf die Psyche und den Körper. Es wird im Allgemeinen als angenehm empfunden. Weiterhin kann es die Wahrnehmung verändern, die Schmerzempfindlichkeit senken und das Wohlgefühl steigern. Allerdings kann es auch zu negativen Wirkungen kommen wie Denkstörungen, Gedächtnisschwäche, Angstgefühle oder Stimmungsschwankungen. Neben den psychoaktiven Nebenwirkungen können außerdem körperliche Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Herzrasen, Schwindel, Blutdruckabsenkung, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit auftreten.
In der Regel vergehen diese Nebenwirkungen innerhalb von einigen Stunden oder Tagen wieder. Nach dauerhaftem Konsum von Cannabis kann sich außerdem eine Toleranz gegenüber den enthaltenen Wirkstoffen entwickeln. In seltenen Fällen kann die Einnahme eine Psychose auslösen, jedoch nur dann, wenn die Personen eine Veranlagung für eine solche Störung haben.
Grundsätzlich zeigt Cannabis kein nennenswertes Nebenwirkungsprofil. In Verbindung mit der Verabreichung von medizinischem Cannabis sind keine lebensbedrohlichen Komplikationen bekannt. Auch nach einer Vergiftung mit Cannabis ist es bisher zu keinem Todesfall gekommen.
Wie hoch ist das Abhängigkeitsrisiko?
Zwischen dem Konsum von Marihuana im Freizeitbereich und der Gabe von Cannabis-Präparaten im Rahmen einer medizinischen Therapie liegen Welten. Entsprechend unterschiedlich sind die Einschätzungen hinsichtlich einer möglichen Abhängigkeit. Fest steht: Die Mengen an Cannabinoiden, die bei einer Therapie eingenommen werden, führen zu keiner Abhängigkeit. Medizinische Cannabis-Präparate können zeitlich unbegrenzt eingenommen werden.
Wichtig: Autofahren unter Cannabis-Einfluss ist verboten. Davon ausgenommen ist Cannabis, das ärztlich verschrieben wurde. Zwar ist es möglich, dass Cannabis bei Therapiebeginn die Fahrtüchtigkeit einschränken kann. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ist man in der Regel aber auch während einer Therapie fahrtauglich. Dennoch ist es ratsam, eine ärztliche Bestätigung im Auto mitzuführen, die bei einer Polizeikontrolle vorgelegt werden kann.
Woher hat Cannabis den Ruf als gefährliche Droge?
Cannabis galt lange Zeit als gefährliche Droge. Woher hat die Pflanze ihren schlechten Ruf? Die Cannabis-Kriminalisierung begann ursprünglich in den 30er-Jahren in den USA. Das sogenannte Marihuana-Steuergesetz trat im Jahr 1937 in Kraft. Ziel war (angeblich) die Drogenbekämpfung. Das Gesetz belegte den Erwerb von Cannabis mit einer Steuer von 100 Dollar je Unze. Die Staatskasse profitierte nicht von dieser Steuer, aber das sollte sie auch nicht.
Die Cannabis-Kriminalisierung war, wie heute bekannt ist, kein Bestreben von Medizinern und Gesundheitspolitikern. Die Steuer basierte auf einer Lüge und wurde vorbei an der AMA (American Medical Association) im Sommer des Jahres 1937 durch den Kongress gebracht. Eine Hauptfigur dabei war Harry J. Anslinger, der bereits fünf Jahre nach der Steuer, in den USA ein Verbot pharmazeutischer Cannabis-Präparate erwirkte.
Fazit: Hohes Potenzial, wenige Studien zur Wirksamkeit
Studien zufolge haben viele Menschen dank Cannabis weniger Beschwerden und genießen dadurch eine höhere Lebensqualität. Jedoch ist dies als relative Aussage zu betrachten. Denn nach wie vor gibt es zu wenige klinische Studien zur Wirkung der Hanf-Pflanze. Die in den Medien getroffenen Aussagen zur medizinischen Wirkung von Cannabis beruhen vor allem auf in-vitro-Daten sowie auf experimentellen und molekularbiologischen Informationen.
Auf der anderen Seite sprechen, wie bei vielen anderen bekannten Heilpflanzen, historische Erfahrungen für das geringe Risiko sowie den medizinischen Nutzen einer Therapie mit Cannabis. Vor dem Kauf eines frei verkäuflichen CBD-Produktes ist es ratsam, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Grundsätzlich sollte Cannabis stets nur als ergänzende Maßnahme betrachtet werden.
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