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In vielen Bereichen des Alltags steigen momentan die Preise für Geschäfte und Endverbraucher. In besonderem Maße gilt dies für den Energiesektor. Was sind die konkreten Gründe hierfür? Was unternimmt die Politik dagegen? Und welche Maßnahmen können Verbraucher ergreifen, um die Konsequenzen individuell abzumildern?

Warum steigt der Gaspreis?

Die zentrale Ursache für den Anstieg der Preise im Energiesektor liegt in einer deutlichen Verteuerung von Gas. Dafür wiederum gibt es gleich mehrere Gründe, die mit der aktuellen Situation und mit Entwicklung der letzten Jahre Zusammenhängen. Zu den Faktoren zählen unter anderem:

  • der Ukraine-Konflikt,
  • die Corona-Pandemie
  • sowie lange und kalte Winter.

Der Ukraine-Konflikt als zentraler Grund

Der Hauptgrund für die Verteuerung des Gases liegt im aktuellen Ukraine-Konflikt und in den internationalen politischen Konsequenzen, die dieser Krieg nach sich zieht. Dieser Punkt ist besonders relevant, da Deutschland einen nicht unerheblichen Teil des Gases aus Russland bezieht.

Bereits im Februar 2022 stieg der Gaspreis rapide an. Hinzu kommen die Reaktionen, die Deutschland als Teil der internationalen Staatengemeinschaft umgesetzt hat. Dazu gehört unter anderem der Stopp des Projektes Nord Stream 2, ebenfalls im Februar 2022.

Als Reaktion darauf verringerte Russland die Gaslieferungen durch die zweite gemeinsame Pipeline Nord Stream 1. Phasenweise wurde die Leistung gedrosselt, schlussendlich dann ganz gestoppt.

Offiziell wurde die Drosselung vonseiten Russlands mit Wartungsarbeiten, der Stopp der Lieferungen wiederum mit einem Konstruktionsfehler begründet. All diese Umstände tragen zu einer gewissen Knappheit bei, die den Preis steigen lässt.

Weitere Gründe für die gestiegenen Preise

Zusätzlich gibt es weitere Ursachen für eine gewisse Knappheit, die die Preise nach oben treibt. Bereits im Herbst des Jahres 2021 gab es einen deutlichen Anstieg der Kosten für Gas. Besonders drastisch war dies in Großbritannien zu spüren. Mehrere Anbieter aus dem Vereinigten Königreich gingen in dieser Phase sogar pleite.

Der kalte Winter des Jahres 2020/21 hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine geringe Auslastung der Speicher bewirkt, da viel Gas zum Heizen benötigt wurde. Hinzu kam eine gestiegene Nachfrage durch das Ende der Corona-Lockdowns – die Industrie, die wieder vermehrt die Produktion aufnahm, benötigte den Rohstoff in einem höheren Maß.

Kopplung des Strompreises an den Gaspreis

Zu den Energiepreisen zählen nicht nur die Kosten für Gas, sondern gleichzeitig die Ausgaben, die der Industrie und den Verbrauchern für Elektrizität entstehen. Diese steigen ebenfalls an, was sich mit einer gewissen Kopplung an den Gaspreis begründen lässt.

Das liegt daran, dass der Rohstoff unter anderem für die Stromproduktion genutzt wird. Zwar ist dies nur bei einem geringen Teil der Gesamtmenge der Elektrizität der Fall, der Einfluss ist dennoch deutlich.

Der Hauptgrund hierfür ist die sogenannte Merit-Order. Diese Regelung bestimmt, in welcher Reihenfolge der Strom an der Strombörse verkauft werden kann und wie die Preise zustande kommen. Verschiedene Arten der Stromproduktion verursachen unterschiedliche Kosten. Zu den gängigsten Arten, die neben Gas für die Herstellung genutzt werden, zählen unter anderem:

  • Solarenergie,
  • Windenergie
  • und Wasserkraft.

Beim Handel an der Strombörse gilt auf Basis der Merit-Order allerdings, dass Anbieter, die die Elektrizität günstig produzieren können, zum gleichen Preis wie der teuerste Anbieter – also die Gaskraftwerke – verkaufen müssen.

In logischer Konsequenz ist der gesamte Strom aktuell teurer, unabhängig davon, durch welche Produktionsweise er erzeugt wurde. Anhand dieser Umstände wird deutlich, wie weitreichend die Konsequenzen der Gaspreissteigerung für Verbraucher und Industrie auch in anderen Bereichen sein können.

Umfang der Mehrkosten

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Bei alledem lohnt sich ein Blick auf die Fragestellung, in welchem Umfang die Energiekosten für die Endkunden steigen werden. Präzise lässt sich dies nicht voraussagen. Das liegt vor allem daran, dass die Verträge und Umstände der einzelnen Verbraucher sehr individuell sind.

Mehrkosten für Heizen mit Gas

Allerdings gibt es einige Schätzungen und Anhaltspunkte, die eine grobe Richtung aufzeigen. In einem auf der Webseite zeit.de veröffentlichten Artikel vom 5. September 2022 geht eine Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen davon aus, dass Haushalte für das Heizen mit Gas pro Jahr drei- bis viermal so viel zahlen müssen wie vor der Krise.

Das lässt sich bei einem Blick auf den Gaspreis verdeutlichen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels lag dieser bei 40 Cent pro Kilowattstunde, vor der Preissteigerung des Rohstoffes waren es nur 10 Cent. Vor allem auf Hausbesitzer mit einer großen Wohnfläche kommen in logischer Konsequenz für das Heizen rapide Kosten zu.

Mehrkosten für Elektrizität

Die Strompreise steigen, wie bereits angeklungen, ebenfalls, wobei es je nach Anbieter Unterschiede geben kann. Aufschluss über die konkrete Höhe liefern die Zahlen einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Check24.

So sind die Preise für Elektrizität im Durchschnitt um 22,6 Prozent höher als vor der Krise. Bei einem Verbrauch von 5000 kWh pro Jahr bedeutet dies eine Steigerung um 380 Euro. Allerdings sparen Verbraucher auf der anderen Seite durch den Wegfall der EEG-Umlage Stromkosten ein.

Was unternimmt die Politik?

Die Politik hat die Problematik erkannt und sieht sich in logischer Konsequenz zum Handeln veranlasst. So wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, die dabei helfen sollen, die Konsequenzen der gestiegenen Preise abzufedern.

Die Energiepreispauschale

Einer der Schritte besteht in der Zahlung der Energiepreispauschale. Diese Hilfe in Höhe von 300 Euro bekommen alle einkommenssteuerpflichtigen Erwerbstätigen mit dem Gehalt im September 2022 von ihren Arbeitgebern ausgezahlt.

Allerdings muss die Unterstützung versteuert werden, sodass nur ein Teil des Geldes übrig bleibt. Kritisch wird unter anderem der Umstand gesehen, dass viele Rentnerinnen und Rentner, die nicht mehr erwerbstätig sind, die Energiepreispauschale nicht erhalten. Gleichzeitig haben die Unternehmen, die die Summe an ihre Angestellten auszahlen, einen deutlichen Mehraufwand.

Weitere Maßnahmen der Bundesregierung

Darüber hinaus plant die Bundesregierung weitere Maßnahmen, um die Konsequenzen der höheren Preise, unter anderem im Energiesektor, abzufedern. Dafür wurden bereits drei Entlastungspakete beschlossen.

Teil des dritten Paketes ist neben der Energiepreispauschale unter anderem die Förderung des Ausbaus für Photovoltaikanlagen, die ab 2023 in Kraft treten wird. So soll es Verbrauchern durch den Abbau verschiedener Hürden leichter gemacht werden, eigene Elektrizität zu produzieren und auf diese Weise unabhängiger vom Stromnetz zu werden.

Das Entfallen der EEG-Umlage war ebenfalls Teil eines solchen Entlastungspaketes. Zusätzlich wurde der Spitzenausgleich für Unternehmen, die in ihrem Alltag viel Energie benötigen, für entsprechende Steuern verlängert.

Um die Versorgung mit Gas sicherzustellen, gibt es bereits seit dem Jahr 2019 einen mehrstufigen Notfallplan. Zusätzlich sind LNG-Terminals geplant, mit welchen importiertes Flüssiggas aus entfernteren Ländern genutzt werden kann.

Möglichkeiten zum Eindämmen der Konsequenzen für Verbraucher

Des Weiteren haben die Verbraucher selbst Möglichkeiten, die Problematik ganz individuell abzufedern. Zu den Optionen gehören:

  • der Umstieg auf andere Energiequellen,
  • das Ansparen für die entstehenden Kosten
  • sowie der sparsame Umgang mit der Energie.

Umstieg auf andere Energiequellen

Der Umstieg auf andere Energiequellen ermöglicht dauerhaftes Sparen beim Heizen sowie dem Verbrauchen von Elektrizität. Eine Option ist zum Beispiel der Wechsel von einer Gasheizung auf eine Pellet-Heizung.

Vor der Entscheidung sollte der Verbraucher sich verschiedene zentrale Punkte bewusst machen. Einerseits benötigt eine solche Pellet-Heizung viel Platz, die Anschaffungskosten liegen im fünfstelligen Bereich.

Andererseits hat diese Investition zur Folge, dass das Heizen dauerhaft günstiger wird und gleichzeitig ein Mehrwert für die Nachhaltigkeit besteht. Ähnliches gilt übrigens bei der Installation einer Solaranlage auf dem Hausdach zum langfristigen Einsparen von Stromkosten.

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Eine Alternative zu Letzteren bieten übrigens die sogenannten Balkonkraftwerke, die eine geringere Energie-Ersparnis ermöglichen, aber komfortabel zu installieren und in der Anschaffung günstiger sind.

Ansparen für die Kosten und sparsamer Umgang mit der Energie

Darüber hinaus besteht die Option, in den nächsten Monaten für die kommenden höheren Kosten Rücklagen zu bilden. Das senkt zwar die Ausgaben nicht, kann allerdings eine potenzielle Problematik für den Alltag und hohen Zahlungsdruck abmildern oder vermeiden.

Schlussendlich besteht die Möglichkeiten, durch ein sensibles Verhalten im Alltag sowie technische Optionen wie Energiesparlampen Strom und eventuell Gas einzusparen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass die Heizung in der kalten Jahreszeit nicht eingeschaltet wird – vielmehr sollte sie so umfangreich wie nötig, aber eben nicht auf eine überflüssige Art und Weise genutzt werden.

Fazit

Die aktuell drastisch gestiegenen Energiepreise sind unter anderem die den Ukraine-Krieg und eine Knappheit an Gas, die bereits zuvor bestand, zurückzuführen. Die Politik versucht die Konsequenzen für die Bevölkerung durch Maßnahmen wie die Energiepreispauschale einzudämmen. Aber auch die Verbraucher haben durch umsichtiges Verhalten und dem Wechsel auf andere Energie- und Heizquellen Optionen, die Auswirkungen individuell zu begrenzen.

Autor: Heiko Schulte

Heiko Schulte hat Volkswirtschaft studiert und beschäftigt sich intensiv mit den Themen Energieversorgung und erneuerbare Energien.