Neulich fand in Berlin ein philosophischer Disput über die Frage statt, wie Menschen Alltagssituationen ohne Hilfe etwa von Heidegger bewältigen können. Über das dort Gesagte konnte man sich in der FAZ (03.06.09, S. N4) informieren. Dabei wird klar: Mann kommt durchs Leben NUR OHNE die Philosophen. Denn die nachdenklichen Herren standen – wie nachzulesen war – auf dem folgenden Standpunkt: “Wozu Forschung, wenn es doch Klassiker gibt, wozu Empirie, wenn man sich die Sachen selbst zusammendenken kann?” Im Verlauf der Diskussion zeigte sich dann die Philosophie “einmal mehr als die Wissenschaft, die falsifizierbare Hypothesen meidet, wenn sie nur die interne Komplexität der Unterhaltung steigern kann.” Vielleicht ist sie deshalb so beliebt. Sie sagt nichts und schwätzt nur – und alle plappern mit.

Kommentare (6)

  1. #1 JörgR
    Juni 3, 2009

    Ab sofort bin ich offiziell ihr Fan 🙂

  2. #2 Jörg Friedrich
    Juni 3, 2009

    Nicht die nachdenklichen Herren standen auf dem zitierten Standpunkt, er wurde ihnen vom Autor des Artikels zugeschrieben.

    Entschuldigen Sie, aber ich halte das, was Herr Müller-Schmid da geschrieben hat, für Unsinn und durch Ihre aphoristische Verkürzung wird der Unsinn nicht gerade geringer. Er gipfelt in der ehauptung, Philosophie sei “so beliebt” – wo bitte ist Philosophie “beliebt”?

    Niemand behauptet, dass man nicht ohne Philosophie durchs Alltagsleben käme, schon gar nicht Heidegger oder Wittgenstein. Geschwätz ist, solche Klischees über Philosophie in die Welt zu setzen wie es Müller-Schmid tut und wie Sie es hier leider weiterverbreiten.

  3. #3 Jane
    Juni 3, 2009

    “Wozu Forschung, wenn es doch Klassiker gibt, wozu Empirie, wenn man sich die Sachen selbst zusammendenken kann?”

    Das wäre mir noch wurscht, wenn es im Rahmen der Philosophie bliebe. Aber die Sozialwissenschaften werden von “Wissenschaftlern” die so denken kaputt gemacht.

    Deswegen sind viele sozialwissenschaflichen Fächer nur noch Laber- und keine Wirklichkeitswissenschaften mehr.

  4. #4 Andrea N.D.
    Juni 3, 2009

    Wow! Es wurde aber auch Zeit, dass die Diskussion der Philosophen ÜBER Wissenschaft ENDLICH in der Frage mündete wozu die Diskussion der Philosphen über die Wissenschaft. Als Philosoph kann ich Ihnen natürlich nicht komplett zustimmen, ich gehe jedoch absolut mit Ihnen konform, dass es (leider die sich zumeist in die Öffentlichkeit drängenden) “Philosophen” sind, die gerne öffentlichkeitswirksam inhaltsarm schwätzen. Und selbstverständlich fühlen sich dann in solchem Geplapper viele aufgehoben, die beispielsweise den hoch informativen und wissenschaftlichen Diskussionen auf Astrodictium Simplex oder Mathlog nicht folgen können.
    Als Philosoph könnte man Ihren Artikel als gute Anregung nehmen einmal darüber nachzudenken, ob die Aufgabe der Philosophie wirklich darin besteht, “Welt-/Alltagsbewältigung” oder die sogenannte “Wissenschaftskritik” zu betreiben. Vielleicht hat die Philosophie ja noch andere genuine Aufgaben, die den Menschen von Nutzen sein könnten.

  5. #5 Werner Friebel
    Juni 3, 2009

    Sowohl die Philosophie als auch die Wissenschaften könnten profitieren, wenn erstere sich als ständig emergierende Reflexionsebene für die tatsächliche, auch antizipierbare Welt- und Wissensdrift verstünde.

  6. #6 clarity
    Juni 5, 2009

    Offensichtlich haben Sie keine Ahnung davon, dass es tausende Wissenschaftsphilosophen und analytische Philosophen gibt, die gute Arbeit leisten. Ignorante Pauschalverwerfungen von “der Philosophie” insgesamt sind genauso dumm und ignorant wie die leider in der Tat viel zu zahlreichen Dummschwätzer, die der Philosophie in der Öffentlichkeit so einen schlechten Namen geben.

    Am lautesten gegen “die Philosophie” schlechthin krakeelen doch wirklich nur die, die sich nicht angemessen informiert haben.