Die große Woche der Ankündigungen ist vorbei. Die Namen der Nobelpreistäger sind bekannt. Tatsächlich? Wer erinnert sich denn noch an den Namen eines Ausgezeichneten? Ich meine weder Herta Müller noch den amerikanischen Präsidenten, sondern die Preisträger für die Naturwissenschaften. Noch sind sie gar nicht ausgezeichnet, noch waren sie nicht in Stockholm, noch haben sie kein Geld bekommen – und schon haben wir sie vergessen. Oder? Hand aufs Herz und großes Indianerehrenwort: Wer kann sagen, wer den Physik-Chemie-Physiologie-Nobelpreis (wofür?) bekommen hat. Wer hat überhauot versucht, sich die Namen zu merken? Und wie hießen die Laureaten des letzten Jahren?
Wir kennen sie nicht, und wir brauchen sie nicht zu kennen, wir sollten aber fragen, warum das so ist. Meine einfache Anwtort lautet: Wir vergeben die Nobelpreise nach den Ideen den 19. Jahrhundert. Das ist schon länger vorbei. Nur in der Schwedischen Akademien noch nicht.

Kommentare (6)

  1. #1 Thilo Kuessner
    Oktober 10, 2009

    Ich gehe mal davon aus, daß Leute, die mit Chemie/Physik/Medizin zu tun haben, mit den Namen schon etwas anfangen können. Und man kann ja wohl nicht wollen, daß in Zukunft nur Wissenschaftler ausgezeichnet werden, die es verstehen, sich immer wieder mit irgendwelchen öffentlichkeitswirksamen Aktionen in die Massenmedien zu bringen. Nach dieser Logik wären dann tatsächlich Leute wie Rössler oder El Naschie Nobelpreiskandidaten.

  2. #2 Der Bo
    Oktober 10, 2009

    Mmh…also ich hab mal flüchtig auf die letzen 20 Jahre des Chemienobelpreises geschaut und nenn mal die, die mir im Studium schon namentlich(!) über den Weg gelaufen sind (steh grad vor dem ersten Teil des Vordiplom nach 4 Semestern).

    2005: Richard R. Schrock –> Schrock Carbene
    2001: Barry Sharpless –> Sharpless Epoxidierung
    1994: George Olah
    1990: Elias James Corey —> Corey Seebach UL
    1987: Donald J. Cram —> Cram-Modell

    Ich würde noch mehr kennen, wenn ich Biochemie studieren würde, da die letzten 10 Jahre ziemlich von Biochemikern dominiert wurden. Was meinen sie eigentlich mit den Ideen des 19. Jahrhunderts ? Das Nobelpreise meistens für Arbeiten verliehen werden, die mehr als 20-30 Jahr zurück liegen ? Das liegt ja mitunter auch daran, dass es ziemlich schwierig ist die Tragweite einer Entdeckung vorherzusagen und der Nobelpreis wird immer noch für die “wichtigste” Entdeckung vergeben. Der Nobelpreis ist zudem auch immer eine Würdigung des Gesamtwerks eines Chemikers. Außerdem sind Entdeckungen, die so bahnbrechend sind, dass der gemeine Mann auf der Straße auch etwas damit anfangen kann, recht selten. Die letzte war schätze ich mal die Entdeckung von Fullerenen und die Menschen haben auch 1996 einen Nobelpreis dafür bekommen (und das nach 11 Jahren).

    Können Sie ihre Kritik durch ein Beispiel verdeutlichen ?

  3. #3 Alexander
    Oktober 11, 2009

    Wenn wir anfangen, naturwissenschaftliche Nobelpreise nach den Ideen des 21. Jahrhunderts zu vergeben, dann kriegen wohl in Zukunft die Leute nicht nur einen Preis für die Hoffnung auf Frieden…

  4. #4 Microfilosof
    Oktober 11, 2009

    Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die meisten die in der Öffentlichkeit etwas zu sagen (erlaubt) bekommen, keine Visionen haben, sondern immer wieder um denselben „Brei“ (jeder um seinen) rühren und nicht wahrnehmen (wollen), dass dieser bereits verbraucht/verdorben ist. Fehlt es an Visionen, Visionäre? Kann nicht wahrgenommen werden, dass der Nobelpreis nicht für Tatsachen, sondern für Visionen und somit an Visionäre erteilt wird?

  5. #5 Chiron McAnndra
    Oktober 11, 2009

    Ein großer Teil der Leute kennt auch nicht die Namen derjenigen, von denen sie regiert werden … denn das ist im Grunde auch nicht wichtig … Es waren schon immer Personenkulte, die uns vom wesentlichen abgelenkt haben … wozu soll jemand sich den Namen von Leuten merken, die in Bereichen Dinge herausgefunden haben, sie sich dem Verständnis der breiten Massen sowieso entziehen?
    Wissenschaftleer sollten es nicht nötig haben, auf die Erinnerung der Allgemeinheit angewiesen zu sein … ein Wissenschaftler, für den öffentliche Berühmtheit wichtig wird, hört in meinen Augen auf, Wissenschaftler zu sein …
    Es reicht völlig, wenn sich diejenigen an ihn erinnern, die mit denselben Bereichen zu tun haben, oder die die Ergebnisse aus diesen Bereichen verwerten …

    CMA

  6. #6 Webbaer
    Oktober 12, 2009

    Kann nicht wahrgenommen werden, dass der Nobelpreis nicht für Tatsachen, sondern für Visionen und somit an Visionäre erteilt wird?

    Das ist ja das Schlimme.
    Woanders könnte ein Visionär keinen Blumentopf gewinnen bevor sich seine Visionen haben umsetzen (bspw. wirtschaftlich) lassen.
    Al Gore war/ist ein drastischer Visionist, Jimmy Carter kann als Retro-Visionär (gescheiterter Ex-Visionär mit ständig neuen Visionen) verstanden werden.
    Der WB sieht hier – ohne Visionär zu sein :–) – ein Symptom für die tiefgehende Krise westlicher Gesellschaften. (BTW, WBs Vision für 2100: Die Stammbevölkerung Europas schmilzt auf 20% der jetzigen Anzahl, Veralterung und allgemeine Depression (gleich am Anfang) bezeichnen den Niedergang; der Klimawandel ist ausgeblieben.)